Ihr Lieben!
Juchu! Ein neuer französicher Roman aus dem Atlantik Verlag! Und dann auch noch von Marie-Sabine Roger! Den *musste* ich einfach haben. Und just als ich „Ein Himmel voller Sterne“ endlich zwischen den Fingern hatte, konnte ich es auch fast nicht mehr weglegen. So viel sei schon jetzt verraten: Ein tolles Stückchen Literatur!
Der Inhalt.
Jeder Autor hat seine Muse. Das ist nicht immer ein hübsches, junges Mädchen oder eine sinnlich-geheimnisvoll Frau. Manchmal ist es auch ein über Siebzig Jahre alter, grummeliger Nachbar, der einen mit Whisky vollpumpt und immer einen bissigen Spruch auf Lager hat. So zumindest erging es Merlin, seines Zeichens Illustrator und Autor. Sein Freund Laurent bildet die Vorlage für seinen Comic-Helden Wild Oregon. Doch was tut man, wenn die Muse stirbt?
Und was, wenn diese einem dann auch noch ein Testament hinterlässt, indem der letzte Wunsch lautet: Lass mich die Liebe meines Lebens finden! Nun sitzt Merlin da und weiß nicht weiter. Verzweifelt über den Tod des besten Freundes und völlig überfordert von dieser Verantwortung droht Wild Oregon für immer zu scheitern. Doch dann findet der 94-jährige Onkel von Laurent seine Liebe und plötzlich scheint alles möglich…
Die Kritik.
Allein die Handlung. Es ist ein Genuss. So herrlich bizarr, so wundervoll verschroben. Das musste aus einer französischen Feder fließen. Schon der Klappentext klang in meinen Ohren sehr viel versprechend. Und ich muss sagen – auf den knapp 300 Seiten wurde ich nicht enttäuscht.
Zum einen ist das Charakterdesign einfach nur liebevoll und detailreich. Die Figuren haben Ecken und Kanten, sind schrullig und einfach echte Typen. Doch dabei verlieren sie nie den Boden unter den Füßen. Sie sind greifbar und real – und eigentlich wünscht man, es wären die eigenen Nachbarn. Aber nein, sie leben in einem kleinen abgelegenen Ort, irgendwo in der französischen Pampa. Trotzdem scheinen sie einem direkt, nah und unfassbar sympathisch zu sein. Marie-Sabine Roger versteht es, Menschen zu formen!
Und sie versteht es, diesen Steine in den Weg zu legen, sie darüber stolpern zu lassen und ihre inneren Vorgänge mit wenig Tamtam und auf den Punkt gebracht zu vermitteln. So leidet man mit Merlin. Erst wegen des Verlustes, dann wegen der schweren Bürde. Man durchlebt all die Phasen eines Künstlerdaseins: Die Selbstzweifel, die Verzweiflung, der plötzliche Geistesblitz, die pure Euphorie und das wohlige Zurücklehen am Ende. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg.
Diesen hat die Autorin aber auf ganz besondere Weise gestaltet. Denn da man stets aus Merlins Perspektive erzählt bekommt und dieser nun mal ein Illustrator ist, werden zwischendurch viele Gedankenspiele, emotionale Situationen und auch einfach witzige Ideen des Malers in einer Art kleinen Bildbeschreibung fast skizzenhaft eingefangen. Diese Erzählweise ist neu und ungewohnt, aber nicht sperrig. Im Gegenteil – sie verleiht dem Ganzen einen noch persönlicheren Touch und bringt die Künstlerseele wundervoll zum Ausdruck.
Das Fazit.
„Ein Himmel voller Sterne“ ist ein wirklich schönes Stück Literatur. Kurzweilig, unterhaltsam, dabei aber nicht unbedeutend, denn die Emotionen der Figuren vermögen es, den Weg vom Papier direkt in das eigene Herz zu finden. Aber keine Sorge, der Roman ist keine Kitschschlacht, sondern ein typischer Roger – also mit viel Wortwitz und Ironie gewürzt. Wahrscheinlich berührt er vor allem, weil er so echt ist. Somit bleibt mir an dieser Stelle nur zu sagen, dass ich dem Buch auf jeden Fall eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausspreche!
Die harten Fakten:
Marie-Sabine Roger – Ein Himmel voller Sterne
20,00 €
erschienen im Atlantik Verlag
ISBN: 978-3-455-60057-5
Ich bedanke mich beim Atlantik Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!