Ihr Lieben!
Schnell mal eben in die Stadt noch etwas einkaufen. Schnell mal eben ins Lieblingscafé sich mit Kaffee und Kuchen verwöhnen lassen. Schnell mal eben um die Ecke zu den Freunden und da einige lustige Stunden verleben. Das alles kann ich momentan leider nicht.
Ich liebe mein Zuhause und bin froh, wieder hier zu sein. Aber so einige Aspekte des zentralen Stadtlebens meiner Studentenzeit vermisse ich doch. Luxusproblemchen, aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Was ich allerdings hellauf begeistert heute festgestellt habe, ist, dass ich ja nun wieder einen Garten habe! Und dank kürzlich erworbenen neuen Akkus für das Netbook und der herrlichen Erfindung namens W-LAN, ist es mir ja möglich, eben dieses grüne Fleckchen Erde aufzusuchen und zu genießen – ohne auf meine Spielereien am PC zu verzichten. Und selbst wenn die Arbeit ruft, kann ich diese ja mit in die Sonne nehmen. Genial!
Nun sitze ich also hier und tippe gemütlich meinen nächsten Artikel – von dem ich aber leider noch gar nicht weiß, ob er was wird, geschweige denn, ob es sich zeitlich und stilistisch wirklich anbietet, ihn zu veröffentlichen, mal schauen – und lasse mir gleichzeitig meine kalkweißen Beine von der Sonne bestrahlen.
Pigmente haschen. Den Vögeln zuhören. Das Brummen und Rascheln der zahllosen Insekten mit halbem Ohr verfolgen. Und klingt mein Tippen auf der Tastatur zunächst wie ein Fremdkörper in dieser Geräuschkulisse, so fügt es sich mit der Zeit immer besser in sie ein. Ein rhythmischer Tanz, ein melodisches Klappern, das mich bald motiviert, bald einlullt.
Eine kühle Brise wickelt sich meine kleinen Haare um ihre Finger und spielt mit ihnen. Und um mich herum steigen Pollen empor. Dicke flauschige Bällchen, die Leben in sich tragen, gut gepolstert, auf dem Weg zu ihrer noch unbekannten Keimstätte. Fast unsichtbar und doch von ihnen umgeben, sitze ich und glaube fast, es sind Gedanken, die mich so zart umkreisen, mal an meiner Haut entlang schweben, kitzelnd, zart, unwirklich und schon verschwunden, davon geweht, in den blauen Himmel empor. Und diesen kleinen Geistern folgen meine eigenen Gedanken. Vergessen sind Arbeit und Pflicht, vergessen die Suche nach der perfekten Formulierung – alles einen Moment egal und unwichtig.
Meine Augen sind geschlossen. Ich spüre, wie die Sonne meine Beine bestrahlt. Schon fast brennend, versengend, aber doch gerade noch angenehm wärmend. Unterbewusst fällt mir ein, dass ich wieder vergessen habe, mich mit Sonnencreme einzureiben. Meine arme Haut. Aber wann gebe ich sie schon mal in der Form der Sonne preis? Es ist selten, ich kann es eigentlich an einer Hand abzählen, ich alter Stubenhocker.
Lange werde ich es auch heute nicht mehr aushalten. Die ersten mikroskopischen Schweißperlen kriechen aus den Poren und ich weiß, es reicht schon wieder. Noch einen Moment genüsslich die Nase in den Himmel gereckt und dann geht’s wieder rein.
Die Arbeit hat sich fast wie von selbst erledigt. Kein Wunder, bei diesem Luxus.