Schlagwort-Archiv: Kultur

Dolfie und Marilyn

Francois Saintonge – Dolfi und Marilyn

Ihr Lieben!
Es gibt ja viele Themen, die die Menschheit spalten. Insbesondere, wenn es an das (menschliche) Erbgut geht, sind oft nur die Genetiker so richtig begeistert von ihren Vorhaben. Katalog-Kinder und Dolly das Schaf die alle gemütlich zusammen Gen-Mais mampfen? Na, nicht so die coole Vorstellung irgendwie, oder? Aber was wäre, wenn das Klonen irgendwann doch mal zu unserem Alltag gehören würde – und das in gar nicht all zu ferner Zukunft? Francois Saintonge (ein Pseudonym, hinter dem sich ein bekannter, französischer Autor verbirgt) hat sich genau mit dieser Thematik in seinem Roman „Dolfi und Marilyn“ auseinandergesetz…


Im Jahre 2060 ist Klonen keine unübliche Sache. Historische Persönlichkeiten für den eigenen Haushalt anzuschaffen, ist im Alltag der Menschen angekommen. Und so verwundert sich der alleinerziehende Geschichtsprofessor Tycho Mercier auch nicht, wenn er die Marilyn Monroe seines Nachbarns gelegentlich trifft. Im Gegenteil, heimlich bewundert er seinen alten Jugendschwarm sogar.
Umso verwunderter ist er allerdings dafür, als er einen Klon bei einer Tombola gewinnt und dieser auch noch ein Modell der verbotenen Reihe A.H. ist – Adolf Hitler. Sein Sohn Bruno – ebenfalls mit der väterlichen Faszination für Geschichte infiziert – erklärt „Dolfi“ begeistert zu seinem neuen Spielkamerad. Doch Tycho ist von der Situation nicht erfreut. Seine Versuche, den Klon zurückzugeben, scheitern jedoch kläglich. 
Als dann auch noch die Marilyn seines Nachbarn bei ihm klingelt, völlig aufgelöst, weil ihr Besitzer bewusstlos am Boden liegt, ist das Chaos für den ansonsten so ordentlichen und bescheidenen Tycho perfekt. Denn, was er nicht weiß: Marilyn ist eine illegale Raubkopie aus Südostasien…

„Als ich eintrat, blickte der Klon in meine Richtung, ohne jedes Anzeichen von Neugierde. Er saß ziemlich aufrecht, die Hände lagen auf den Armlehnen, die Beine waren eng angewinkelt. Er presste die knochigen Knie aneinander, die nackt zwischen den Hosenbeinen und den Wollstrümpfen hervorguckten. Er hielt meinem Blick stand, aber ohne dreist zu wirken. Ehrlich gesagt drückten seine Augen gar nichts aus. Sie schienen lediglich zu registrieren, was sich um ihn herum abspielte, ohne eine Wertung vorzunehmen oder einen Kommentar abzugeben. Er war schätzungsweise fünfunddreißig Jahre alt: Hitler zur Zeit des missglückten Putschversuchs von 1923 (…).“
Dolfi und Marilyn, S. 17 f.

Klonen sich als eine völlig normale Alltagserscheinung zu denken, ist eine durchaus spannende Ausgangssituation. Mit einem eigenen Ministerium, den entsprechenden „Aufzuchtbedingungen“ und Gesetzen hat Francois Saintonge eine Szenerie geschaffen, die nicht völlig zusammengesponnen, sondern fast schon möglich erscheint. Der Ausgangspunkt ist also wirklich vielversprechend. Zieht man die beiden illegalen Klone unter dem Dach des Geschichtsprofessors und dessen, seinem Alter weit voraus seienden Sohnes hinzu, wird das Ganze noch köstlicher. Und bis etwa zur Hälfte des Buchs hält der Roman, was er verspricht: Humorvoll und ironisch – sprachlich zudem ausgefeilt – begleiten wir Tycho durch das Chaos, dass seine beiden neuen Hausgäste verursachen. 
Doch dann kippt die Stimmung. Denn was passiert eigentlich mit den illegalen Klonen, wenn sie erfolgreich reklamiert worden sind? Fehlerhafte Ware wird eingestampft. Aber Klone haben doch auch Empfindungen, sie sind doch Lebewesen? Haben sie nicht die gleichen Rechte wie wir? Allein diese Überlegungen heben den Roman aus dem amüsanten Augenzwinkern heraus und bugsieren ihn in eine philosophische Ecke voller Grundsatzfragen, die auch auf aktuelle Situationen der Realität Anwendung finden können.
Das hätte in meinen Augen gereicht, um der Einschätzung der Presse – ein humorvolles, ironisches Lesevergnügen voller Denkanstöße – gerecht zu werden. Doch der Autor wollte gerne noch eine Schippe drauf legen. Denn während ein Klon von Marilyn Monroe wohl kaum zu weltpolitischen Schwierigkeiten führen kann, sieht das bei dem Modell A.H.6 schon anders aus. Saintonge kreiert also in der zweiten Hälfte des Romans eine inzwischen völlig verzerrte Realität, die schon lange nicht mehr amüsant ist, sondern zeigt, was passiert, wenn ein solches „Produkt“ in die falschen Hände gerät. Die dabei immer wieder auftretenden Zeitsprünge waren für meinen Geschmack etwas zu ruckartig. Auch das bis ins äußerste Extrem getriebene Spiel des Autors erfüllte mich gen Ende eher mit Irritation als Amüsement.

Mein Fazit: Denkanstöße waren viele dabei – für meinen Geschmack fast zu viele. Ich fühlte mich teilweise von dem Roman ein wenig an der falschen Stelle berührt. Denn Während der Anfang in meinen Augen viel Humor versprach und so viel Potential in sich trug, wechselte der Eindruck irgendwann in das Groteske und für meinen Geschmack zu stark Überspitzte. Vielleicht bin ich zu nahe an der Thematik der NS-Zeit dran und kann darum nicht darüber lachen, aber vielleicht ist der Roman auch in Wahrheit nicht halb so lustig, sondern dafür so beklemmend, wie ich es zum Teil empfunden habe.
Wer das beachtet und mit der entsprechend korrigierten Erwartung an das Buch herangeht, wird aber nach wie vor ein lesenswertes Stück Literatur vorfinden!

Die harten Fakten:

Francois Saintonge – Dolfi und Marilyn.
14,99 €
erschienen im carl’s books Verlag
ISBN: 978-3-570-58537-5

Ich bedanke mich beim carl’s books Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!   

Radiergummitage

Miriam Pielhau – Radiergummitage

Ihr Lieben!
Seit gestern ist offiziell Herbst. Raschelndes buntes Laub, Kastanien – aber auch Regen und unangenehmere Temperaturen sind davon die Folgen. Beste Zeit also um endlich wieder mit den Buchbesprechungen durchzustarten. Denn da hat sich im Sommer so einiges angesammelt. Also los 😉

Kennt ihr Lovelybooks? Das ist wohl eine der größten, deutschen Buchgemeinschaften im Netz und ich bin seit einigen Monaten dort auch am Start. Und lustiger Weise konnte ich gleich zu Beginn ein Buch gewinnen, von dem ich nun, nachdem ich es endlich geschafft habe, es zu lesen, positiv überrascht bin. Die Rede ist von Miriam Pielhaus „Radiergummitage“.

„Radiergummitage. So hießen Tage, die ein Fall waren für den Radiergummi des Universums. Tage, die Maja Pauly im Kalender gedanklich mit lauter wütendem Gekrickel überzogen hatte, weil sie dem ureigenen Maßstab nach misslungen waren. (…) Rubbel, Rubbel. Wisch, wisch. Und wieder alles blütenweiß. (…) Aber das ging leider nicht. Schönheitschirurgie am Leben? Eine Marktlücke. (…)

Maja Pauly war an erstaunlich vielen der 12.745 Tage, die sie sich auf dieser Welt befand ein tauglicher Typ. Frau Friedlich und Frau Freundlich in einer Person. (…) Wurde sie, was nicht so oft vorkam, allerdings doch einmal gepiesackt, konnte sie auch fies werden. Dann bekam die Welt ihre pechschwarze Seite zu sehen. Die Damen Friedlich und Freundlich wurden zum Teufel gejagt, und Maja mutierte zum Teilzeit-Ungeheuer. Und das ärgerte sie. (…)
Maja hatte schon lange keinen Radiergummitag mehr zu verbuchen gehabt. Bis heute.“ (S.9f.)

Maja ist eine relativ erfolgreiche Schauspielerin am Braunschweiger Theater, sie ist Single, hat so gewisse Verständigungsschwierigkeiten mit ihrer Mutter und wertet ihr Leben insgesamt als mittelprächtig. Kein totaler Super-GAU, aber das große Glück eben auch nicht. Doch ihr droht nun etwas, vor dem sie schon immer eine völlig irrationale Angst hatte: der 35. Geburtstag. Müsste sie in diesem Alter nicht eigentlich weise sein und schon Mann, Kind und Haus vorweisen können? Um diesen Zweifeln und dem ihrer Meinung nach vorprogrammierten Unglücksjahr vorbeugen zu können, beschließt sie, sich jeden Monat eine Aufgabe zu stellen, an der sie wachsen kann. Zu Beginn läuft alles ganz entspannt – doch dann erhält sie eines Tages einen Brief mit einer neuen Aufgabe, die es ganz schön in sich hat…

„Radiergummitage“ ist Miriam Pielhaus Romandebüt. Die ansonsten wohl als Moderatorin bekannte Frau hat hier eine Hauptperson geschaffen, die herrlich schrullig, ein bisschen verquer und dabei doch irgendwie immer ganz natürlich und normal ist. Mit charakterlichen Höhen und Tiefen versucht sie ihr, ihrer Meinung nach nicht ganz ausgegorenes Leben zu bewältigen. Durch die Aufgaben stellt sie sich konsequent Situationen, die eine Art Ausfallschritt aus der gewohnten Komfortzone darstellen. Dabei sind einige nachvollziehbar (Urlaub allein machen, eine Geburt erleben), andere wiederum klingen doch ein bisschen nach Sex and the City (eine Frau küssen, anonymen Sex haben) und schlagen damit wohl meiner Meinung nach etwas mit der Klischeekeule.
Dennoch bleibt die Protagonistin immer an der Frage dran, wie es sich in Würde altern lässt. Ihren Weg mitzugehen hat in den meisten Fälle einen amüsanten Effekt, denn Pielhau versteht es wirklich humorvoll zu erzählen und spielt auf angenehme Weise mit der Sprache, ohne dass sie unhandlich wird oder einem quer im Magen liegt. 
Dass am Ende nicht Maja die Antwort auf ihre Frage gibt, sondern jemand ganz anderes, ist wohl der entscheidende Dreh an diesem Roman, der ihn im Nachhinein auch davor bewahrt zu sehr in seichte Gewässer zu driften. Denn auch wenn das Buch mit viel Augenzwinkern zu lesen ist, ab und an vielleicht auch ein bisschen vorhersehbar wird und insgesamt vielleicht keine außergewöhnliche Geschichte erzählt, so ist doch genau das wohl der entscheidende Punkt, der es so charmant macht. 

Mein Fazit: Es ist keine Überraschung, dass der Roman wohl die Zielgruppe Frauen hat. Er ist amüsant, keine schwere Kost, nett für Zwischendurch. Dies ist jedoch keine Kritik, sondern eine Feststellung. Denn positiv an dieser Leichtigkeit ist, dass dadurch ein wichtiges Thema fast schon unbemerkt und somit eigentlich sehr intelligent verhandelt wird, ganz unaufdringlich, unaufgeregt. Ein Thema, das uns alle betrifft: Altern. Und dieses sollten wir wohl wirklich so nehmen, wie der Roman: mit Humor. Wem das Genre zusagt, kann also beruhigt zu diesem Debüt greifen! 

Die harten Fakten:  

Miriam Pielhau – Radiergummitage.
9,99 €
erschienen im Dumont Verlag
ISBN: 978-3-832-16262-7
Vielen Dank an Lovelybooks für diesen Buchgewinn. Die Rezension ist komplett kosten- und bedingungslos verfasst. 
Tutorial Zentangle

How to Tangle with Zen?

Ihr Lieben!
Vor einigen Wochen habe ich euch ja das neueste Mode-Phänomen Zentangle kurz vorgestellt. Daraufhin haben viele Interesse an diesem meditativen Gekritzel bekundet, weswegen ich dann heute den versprochenen „Wie tanglet man“-Post nachschiebe. 
Im Endeffekt ist das Ganze wirklich keine Große Kunst – aber die Ergebnisse wirken einfach echt gut, oder?

Also, was braucht ihr dafür?
Zum Einstieg reicht meiner Meinung nach einfach ein sehr dünner schwarzer Stift (0,1) und ein etwas dickerer für die Flächen (0,7 oder 0,8). Dann ist noch ein Bleistift mit Härtegrad 2B empfohlen sowie Papierwischer. Als Zeichenmaterial kann eigentlich jedes Papier dienen, allerdings sind einige sehr anfällig dafür, dass die Tinte sozusagen ausläuft. Testet euch einfach mal durch, bei mir hat sich ergeben, dass meine kleinen weißen Notizzettel gut geeignet sind. All diese Materialien bekommt ihr in den meisten Schreibwarenläden, ansonsten im Künstlerbedarf. Und schon kann es eigentlich losgehen. 

Der Vorteil bei den kleinen weißen Notizzetteln ist, dass sie quadratisch und begrenzt sind. Dadurch ist die zu füllende Fläche nicht zu groß und einschüchternd. Ich persönlich stand bei meinem 1. Zentangle dennoch davor und hatte die altbekannte Angst vorm leeren Blatt Papier. Durch das Schritt-für-Schritt-Vorgehen beim Tanglen, wird einem diese aber gut abgenommen.
Schritt 1: Setzt in jede Ecke des Papier einen kleine Punkt mit dem Bleistift.

Schritt 2: Nehmt den Bleistift locker in die Hand und verbindet die Punkte mit Linien. Zieht sie nicht gerade, sie dürfen gerne geschwungen sein. Das bringt Abwechslung und Tiefe in das Bild und macht es einfach spannender.

Schritt 3: Nun kommen die Flächenteiler. Hier ist der Name eigentlich schon aussagekräftig, denn das sind einfach nur Linien, die ihr im entstandenen Viereck verteilt, um verschiedene kleinere Flächen zu bekommen. Sie können gerade, geschwungen, gezackt sein – der Stift kann auch neu angesetzt werden. Dreht das Blatt Papier gerne dabei, um andere Perspektiven zu finden. Aber legt für den Anfang vielleicht nicht zu viele kleine Flächen an.

Schritt 4: Jetzt kommt der wichtigste Teil – die Muster, oder auch Pattern genannt. Hier ist es ganz dem persönlichen Geschmack überlassen. Ich habe am Anfang mir einfach ein Muster ausgesucht, welches ich spannend und aber relativ leicht zugleich fand und habe mir dann auf meinem Blatt Papier eine der Flächen ausgesucht, die ich dafür passend fand. Und schon ging es los.

Das „besondere“ beim Zentangle ist, dass die Muster eine bestimmte Art und Weise haben, wie sie gezeichnet werden sollen. Es sind repetetive Vorgänge, die zunächst unlogisch und gar nicht wie das Muster aussehen. Aber mit jedem Strich eröffnet sich dieses dann doch mehr und mehr vor dem Auge. Durch diese Mini-Anleitungen kann eigentlich wirklich jeder die Patterns zeichnen. 

Schritt 5: Nachdem ihr das Blatt nach und nach mit den Mustern gefüllt habt – hierbei empfiehlt es sich erneut immer das Blatt zu drehen und auch nicht zu ähnliche Muster direkt nebeneinander zu legen – kommen nun nochmal der Bleistift und die Papierwischer zum Einsatz. Denn damit werden die Muster schattiert. Durch die Schatten ergibt sich erst eine richtige Tiefe und die verschiedenen Flächen fangen plötzlich an zu leben. 
Sucht euch dafür am besten einen imaginären Lichtpunkt aus, von dem aus ihr dann alle Schatten einzeichnet. Durch die Papierwischer können die Bleistiftschraffuren schön weich gestaltet werden.
Wer Farben benutzen möchte, kann dies jetzt tun. Ich habe bisher Buntstifte ausprobiert, Tusche, Aquarell oder jegliche andere Stifte sind aber genauso möglich 🙂
Schritt 6: Als aller letztes schaut euch euer Bild nochmal in Ruhe an, dreht es gerne auch noch mal und wählt dann euer endgültiges „Oben“ und „Unten“. Je nach Blickwinkel und Perspektive sieht das nämlich alles anders aus. Um eure Entscheidung für alle deutlich zu machen, setzt ihr auf den Rand eures „Unten“ euer ganz persönliches Kürzel als Markierung.
Und schon ist euer Zentangle fertig. 🙂

Ihr seht, da ist eigentlich wirklich kein großer Zauber dabei. Es ist eine bewusste Art des Abschaltens und durch die bestimmte Anfertigungsweise gelingt eigentlich auch jedes Tangle. Schief und Krumm? Kein Problem, im Gegenteil!
Bei Pinterest suche ich mir regelmäßig neue Anleitungen und Inspirationen. Für die Grundmuster habe ich mir inzwischen sogar doch noch ein Buch zugelegt („1x täglich Zentangle zeichnen“ von Beckah Krahula). Das ist sicher nicht nötig, aber für das ganz entspannte tanglen, empfand ich die Notwendigkeit des Laptops für Muster-nachschauen oder so doch etwas nervig.

Irgendwann beherrscht man die Pattern auch aus dem Kopf und kreiert eigene – auch Farbe kommt gut bei den Zentangles wie ich finde. Es ist eine Art (Wieder-)Enstieg in die eigene Kreativität. Denn ganz ehrlich? Ich habe vor Zentangle wirklich lange nicht mehr gezeichnet, dafür ist es jetzt aber fast schon jeden Sonntag soweit, dass ich mich ein Stündchen  zurückziehe. 

Und das ist doch eigentlich das schönste Ergebnis, oder? 😉
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Zentangle – meditatives Gewimmel.

Ihr Lieben!
Kennt ihr „Zentangle“? Das ist momentan der neueste Trend aus – ich weiß gar nicht, den USA? Ich habe auf jeden Fall das erste Mal darüber in einer „Flow“ gelesen und hatte mir den Begriff gemerkt unter „könnte spannend sein, könnte aber auch kacki werden“.
Nun hatte sich unabhängig von mir meine Schwester ein Buch zu genau diesem Thema gekauft und mitgebracht. Und nach dem Durchblättern war ich zwar ein bisschen schlauer, aber nach wie vor unentschlossen, ob ich das nun gut oder uncool finden soll. 
Wie ihr vllt. gesehen habt, lag dann aber bei meinen 7 Sachen eine Zentangle-Zeitschrift unter den Einkäufen, denn ich habe kurzer Hand beschlossen, dass ich es ja nicht so machen *muss* wie „die“ es sagen – denn die entstehenden Bilder allein sind schon irgendwie cool.

Was genau ist nun aber Zentangle? Dieses Kunstwort wurde aus „Zen“ – für den meditativen Aspekt – und „Tangle“ – Gewirr – kreiert und beschreibt den Sinn dahinter eigentlich schon ganz gut. Beim Zeichnen von einem Wirrwarr aus Mustern soll sich eine Art meditative Stimmung einstellen, die entspannt. 

Das Wirrwarr ist zwar dem Zeichner (oder auch Tangler) ganz selbst überlassen, allerdings gibt es ein paar Schritte, die zu beachten sind. Das klingt jetzt schon wieder ganz und gar unkreativ? Dachte ich auch, aber tatsächlich ist das für den Anfang sehr praktisch, da man sich an ihnen orientieren kann und so nicht wie das Kanninchen vor der Schlange, sprich vor dem weißen Blatt hockt und ratlos draufstrarrt. 
Es gibt unglaublich viele Muster mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden, die sich auf den ersten Blick gar nicht unbedingt erschließen. Einige „Patterns“ sahen für mich erstmal unglaublich beeindruckend aus, so dass ich sie sofort ausprobieren wollte – und dann waren sie wirklich einfach. Andere, zunächst vllt. fast unspektakulär wirkende Muster habe ich gänzlich unterschätzt und so sahen dann auch die Ergebnisse aus. Obwohl ich mit meinen ersten beiden Zentangles schon sehr zufrieden bin.

Und genau darum geht es, das ist der Gedanke dahinter: Jeder kann tanglen und es stellen sich wirklich schnell Erfolge ein, ohne dass ein Zentangle dem anderen gleicht. Es ist kein fertiges Kunstwerk, was man vor Augen hat. Die Kunst entsteht beim Zeichnen, der schöne Spruch „der Weg ist das Ziel“ ist hier wohl am treffensten. 
Ich persönlich habe als Kind sehr gerne (aus-)gemalt – gerade auch Mandalas, zu denen die Zentangles ja eine enge Verbindung haben. Allerdings mag ich Meditationen, autogenes Training usw. alles nicht so recht leiden. Dennoch konnte ich wirklich feststellen, wie ich mich beim Zeichnen ein wenig selbst vergas und abschalten konnte. Und das ist wirklich schön, denn momentan geistert mir so viel im Kopf herum… Und genauso schön ist, dass man wirklich wenig Material braucht im Endeffekt.

In den Büchern bzw. Zeitschriften wird natürlich das komplett mögliche Repertoire an Utensilien aufgeführt und all die Vorteile der speziellen Zentangle-Papierkacheln usw. angepriesen. Das stimmt sicherlich alles – aber ganz ehrlich? Kleine weiße Notizzettel reichen genauso für den Anfang!
Ich habe mir wirklich nicht viel besorgt. Neu eingezogen sind lediglich zwei Fineliner, der eine Stärke 0,1 (super dünn!), der andere 0,7 (eigentlich sollte es 0,8 sein, aber das gab’s nicht. 0,7 ist aber auch dick genug, finde ich). Dazu noch schnell einen Bleistift im Härtegrad 2B und – ganz tolle Erfindung btw. – Papierwischer. Insgesamt habe ich dafür gerade mal etwas mehr als 9,00 € gezahlt, was ich absolut okay finde. 

Ja, und wenn man das dann alles da hat, kann losgelegt werden. Wenn ihr mögt, zeige ich euch in einem anderen Post, wie das so geht – aber ihr findet sicher auch online ganz viele Anleitungen. 
Wer sich nicht von dem meditativen Aspekt abschrecken lässt, kann hier echt viel Spaß mit haben. Ich war selbst ganz erstaunt 🙂 Und wer genau so ein meditatives Zwischenspiel sucht: Willkommen in Zentangle-City!

Wie findet ihr das denn so? Das würde mich jetzt echt mal interessieren. Kennt ihr Zentangle? Habt ihr vielleicht einen Link zu weiteren Mustern? Die in der Zeitschrift reichen mir nämlich schon bald nicht mehr, so wie ich mich kenne *hihi ^^

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Maleficent – Die dunkle Fee

Ihr Lieben!
Schon als ich den Trailer das erste Mal gesehen habe, dachte ich, dass ich (als alter Märchenhase) diesen Film eigentlich sehen müsste. Und je mehr ich davon hört und sah, desto mehr erhärtete sich diese Annahme bis sie letzten Endes ein Beschluss wurde. Mit der lieben Jenni hatte ich spontan eine wunderbare Begleitung und so landeten wir beiden Hübschen gestern im Kino und haben uns „Maleficent – Die dunkle Fee“ angesehen – sogar im O-Ton!
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Vor langer Zeit gab es zwei Königreiche, die nebeneinander lagen: Das Land der Moore, in welchem Feen und andere magische Geschöpfe friedlich zusammen lebten, und das Land der Menschen, in dem Neid, Gier und Kampf regierten. Durch einen Zufall lernen sich der Menschenjunge Stefan und die Fee Maleficent kennen und schließen Freundschaft. Alsbald wird daraus sogar mehr – aber dennoch verlieren die beiden schließlich den Kontakt zueinander. 
Als King Henry die Zauberwesen in den Mooren angreifen und vernichten will, verhindert die inzwischen erwachsene und zur Beschützerin des Landes gewordene Maleficent diesen Angriff. Daraufhin erklärt der auf dem Sterbebett liegende König den, der die mächtige Fee zu Fall bringt zu seinem Nachfolger. Dies hört Stefan, der seine Chance auf Macht und Ruhm erkennt. Mit einer List will er sie ermorden, kann sie aber schließlich doch nicht töten. Darum brennt er der Fee mit einer Eisenkette – Feen können kein Eisen ohne Schmerzen berühren – ihre mächtigen Schwingen ab und überreicht sie dem König. Dieser hält sein Versprechen und ernennt den einstigen Dieb zum neuen König. 
Maleficent erkennt indes den Verrat und versinkt in tiefem Hass und größter Rachsucht. Sie wird zur schwarzen Fee und will ihrem nun zum Feind gewordenen alten Kameraden den größtmöglichsten Schmerz auf Erden zufügen. Als sie erfährt, dass Stefan eine Tochter geboren wurde, sieht sie darin die passende Gelegenheit und erscheint zur Taufe der kleinen Aurora…
Die Kritik, welche mir wohl am deutlichsten vorab schon im Gedächtnis geblieben ist, war jene: Angelina Jolie spielte Maleficent nicht nur – sie war Maleficent. Und nach dem gestrigen Kinobesuch muss ich ja neidlos zugeben: Es stimmt. Disney hätte sich keine bessere dunkle Fee suchen können. Allein die äußere Erscheinung – imposant, elegant, in einem Augenblick stolz, fast hasserfüllt, im nächsten amüsiert oder gar verletzlich. Es war ein Genuss!
Doch auch Ihre Co-Stars waren eindeutig bewusst ausgesucht und wohlüberlegt auf die Besetzungscouch gesetzt. Sharlto Copley gab einen großartigen King Stefan, von der eigenen Schuld in die Paranoia getrieben. Auch Sam Riley als Diener Diaval (Maleficent rettet einer Krähe das Leben und diese wird fortan ihr Diener) war ein großartiger Charakter, welcher der drohenden One-Woman-Show von Angelina gut Paroli bieten konnte. Und selbst Aurora, welche für mich im Trailer meist eher blass blieb und die im Film oft ein wenig wie ein kleines 68er-Mädchen wirkte, hatte insgesamt doch einfach genau den richtigen Charme, genau die passende Ausstrahlung, um dem Film den letzten, komplettierenden Schliff zu verleihen. 
Auch wenn mir einige Wendungen schnell klar waren (es ist immerhin dann doch ein Disneyfilm, werte Damen und Herrn), so fühlte ich mich doch ausgesprochen gut unterhalten. Angelina Jolie verkörperte die Maleficent so großartig und verlieht dieser Figur ein nie geahntes Profil. Auch der verarbeitete feine Humor, voller trockener Selbstironie traf bei mir voll ins Schwarze. Und schließlich muss auch die technische Seite gewürdigt werden – denn die Animationen und dahinterstehenden Ideen sind einfach grandios gewesen! Da habe ich die 3D-Brille schon fast gerne getragen. (Fast.)
Mein Fazit: Insgesamt möchte ich also sagen, dass ihr euch diesen Film durchaus ansehen könnt – vielleicht sogar solltet und wenn ihr Disneyfans seid – es defintiv müsst! Mit nur etwas mehr als 70 Minuten ist er zudem kurzweilig und zügig erzählt. Ich könnte ihn mir glatt noch einmal anschauen – und summe seit gestern Abend schon nur noch „Once Upon a Dream“… 
Das Leben ist ein listiger Kater

Marie-Sabine Roger – Das Leben ist ein listiger Kater

Ihr Lieben!
Nach dem ich auch schon die beiden letzten Romane von Marie-Sabine Roger gelesen und dabei gleichzeitig lieben gelernt habe, war es natürlich klar, dass ich auch ihr drittes in Deutschland erscheinendes Werk schnellst möglich in den Fingern halten wollte, um es buchstblich zu verschlingen. Als ich dann sogar die Gelegenheit bekam, es als Rezensionsexemplar für den neuen Verlag, welcher den Titel herausgibt, durchzuarbeiten, war schier kein Halten mehr. Nun kann ich euch also die Rezension zu Marie-Sabine Rogers neuestem Werk „Das Leben ist ein listiger Kater“ präsentieren.

„Ich will ja nicht angeben, aber so mit sechs, sieben Jahren hatte ich in Sachen gesetzlich verbotener Straftaten schon einiges ausprobiert. Raubüberfall, Nötigung, Erpressung… In Puncto Nötigung hatte ich versucht, Marie-José Blanc zu küssen. Sie biss die Zähne zusammen, deswegen kam ich nicht weit. Aber die Absicht zählt. (…)
Seitdem ist eine Menge Wasser unter den Brücken durchgeflossen. Und kürzlich wäre ich beinahe mit davongeflossen: Vor ein paar Tagen wurde ich in letzter Minute mitten aus der Seine gefischt. (…)
Ich wachte auf der Intensivstation wieder auf, mit einem Polytrauma – das macht doch was her, oder? – und bewacht von einem besorgt wirkenden Polizisten. (…) Schließlich drangen ein paar Fetzen zu mir durch: ‚Haben Sie vielleicht eine Ahnung, was Ihnen passiert ist? Wir treten nämlich mit unserer Untersuchung im Moment auf der Stelle…‘ 
(…) Ich drehte den Kopf leicht hin und her, nur eine Spur, aber genug, dass sich die Zimmerdecke drehte und die Matratze schwankte. Tut mir leid. Keine ahnung, wie ich hierhergeraten bin. Er stellte mir eine weitere Frage, die eine Weile brauchte, bis sie bei mir ankam. Bevor mir die Augen wieder zufielen, schüttelte ich noch einmal den Kopf. Nein: Ich hatte nicht versucht, mir das Leben zu nehmen. Ich bin nicht selbstmordgefährdet. Das erledigt sich mit der Zeit von selbst.“
Jean-Pierre ist verwitweter Rentner, kinderlos, besitzt kein Haustier und bezeichnet sich selbst wohl mit allem Recht als eigenbrödlerischen Alten, der am liebsten einfach nur seine Ruhe haben will. Dieser Wunsch wird ihm jedoch nicht erfüllt, liegt er doch nach einem mysteriösen Unfall auf der Intensivstation und muss sich von überarbeiteten Krankenhauspersonal, anderen Patienten, dem jungen Polizisten, der seinen Fall untersucht und sogar von seinem Retter einiges gefallen lassen. Niemand schließt seine Tür, die Ärzte sehen ihn nur als Ansammlung seiner Verletzungen und die peinlichen Höflichkeitsbesuche seines Bruders, mit dem er leider so gar nichts gemein hat, außer seinen Eltern, zerren enorm an seinem Nervenkostüm. Stoisch erträgt er die ganze Situation und kann eigentlich kaum erwarten, sich endlich wieder Daheim in seiner Einsamkeit zu suhlen – da begegnet er der herzensguten Krankenschwester  Myriam, die in ihrer fröhlich-geschwätzigen Art den alten Grießgram zu knacken beginnt. Plötzlich sind die Besuche des jungen Polizisten gar nicht mehr so erschöpfend, bemerken sie doch überraschende Geminsamkeiten. Auch die kleine Rotzgöre, wie Jean-Pierre eine 14-Jährige Mitpatientin herzlich tauft, welche sich ungefragt bei ihm einnistet, um ihm seinen Computer für Facebook abzuluchsen, wird mit jedem Besuch weniger lästig. Und als er schließlich seinem Retter von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht und von dessen harten Schicksal erfährt, beschließt der knurrige Rentner einen Schritt, den er noch wenige Tage zuvor niemals für möglich gehalten hätte…
Mit Biss, Witz, einer ordentlichen Prise Sarkasmus und der darin gut verpackten Wahrheit ausgestattet, ist Jean-Pierre ein Ich-Erzähler, an dem man vom ersten Wort an so seine Freude haben wird. Ganz getreu dem Motto, wenn das Leben dir Zitronen gibt, frag nach Salz und Tequilla, versucht er die ihm zwangsauferlegte Pause von seiner Einsamkeit damit zu überbrücken, seine Memoiren zu schreiben. Doch das Krankenhaus ist dafür wahrscheinlich der ungünstigste Ort überhaupt, wird der alte Mann doch ständig in seinen Erinnerungen an seine Jugend, seine Familie und dem Leben mit seiner Frau unterbrochen. Dennoch wird deutlich, dass er schon immer ein harter Hund gewesen sein muss, früh das Fernweh in der Brust und, zwar den Genüssen der Welt zugetan, aber doch nie völlig bei jemand anderem als sich selbst. 
Doch dieses Verhalten hat ihm noch nicht gänzlich den Blick auf die Realität verbaut und so geht er nicht nur mit seiner Familie, sondern auch mit sich selbst ehrlich ins Gericht. Die dabei in ihm wieder aufgewühlten Erkenntnisse sind wahrscheinlich der Ausschlaggeber für sein sich bedächtig, fast unmerklich abwandelndes Verhalten seiner Umwelt gegenüber. Denn aus dem grummeligen alten Sack, wie er sich selbst beschreiben würde, wird schließlich „Opa Jean-Pierre“.
Diese Wandlung, die mit so viel Humor und Liebe zum Detail von der Autorin dargestellt wird, mitzuverfolgen, war ein großer Spaß für mich. Es gab kaum ein Kapitel, welches ich nicht mit wenigstens einem Schmunzeln, wenn nicht gar einem lauten Lachen beschlossen habe. Doch auch die anderen Charaktere bestechen mit ihrer Art und Weise. Roger hat es geschafft, sie alle recht plastisch und echt zu zeichnen. Jeder hat seine eigene Sprache, seinen eigenen Ton und die entsprechenden Nuancen. 
Und auch wenn bis zum Schluss nicht klar ist, aus welchem Grund der Roman eigentlich diesen Titel trägt und ich mir diese Frage immer und immer wieder gestellt habe, so ist die letztendliche Aufklärung dieser alles Rätseln wert und so typisch Marie-Sabine Roger, dass es eine wahre Freude ist.
Mein Fazit: Ich habe schlicht und ergreifend nichts auszusetzen an diesem Buch. Amüsant, abwechslungsreich, herzlich und dabei dennoch immer auch sehr weise. So ist die Autorin, so sind ihre Bücher. Marie-Sabine Rogers dritter Roman ist vielleicht ihr bisher bester. Absolute Leseempfehlung!
Die harten Fakten:
Marie-Sabine Roger – Das Leben ist ein listiger Kater.
19,99 €
erschienen im Atlantik Bücher Verlag
ISBN: 978-3-455-60002-5

Ich bedanke mich beim Atlantik Bücher Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!
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David gegen Goliath?

Ihr Lieben!

Es gibt so Tage, da habe ich das unbändige Bedürfnis, in einer Zeitschrift zu schmökern. Die Haptik des Papiers, so glatt und kühl. Das Geräusch, dass die Seiten beim Umblättern machen, mal dunkel knirschend, mal aufgeregt raschelnd. Die Farben und Bilder, das hübsche Layout. Um mich mal zu outen: Oft lese ich erstmal gar keine Artikel, sondern schaue mir nur die grafischen Elemente durch. Ein schnelles blättern, ein kleiner Farbrausch. 
Neulich war es wieder soweit, ich habe mir spontan eine Zeitschrift noch gekauft. Und nach meinem ersten Stöbern, Betrachten, Träumen habe ich mich daran gemacht, auch die intellektuelle Seite zu befriedigen (soweit das bei einem Frauenmagazin eben möglich ist ^^) und in den Beiträgen nach interessantem Input gesucht. Schon ziemlich schnell wurde ich fündig, bei einem Interview mit der Inhaberin des großen deutschen Modehauses „Eickhoff“ und ihrem Vater, dem Gründer dieses. Thema war, dass Eickhoff schließen wird, da es sich im Hamsterrad der Modewelt einfach nicht mehr sicher platzieren kann. Die großen Designer wollen alle eigene Shops oder schreiben den Boutiquen pedantisch vor, wer was wie viel einkaufen darf. Zusätzlich wird auch der Druck zu sogenannten „Billigketten“ wie Zara, H&M und Primark einfach zu groß und das Internet verlockt ohnehin schon in fast diabolischem Ausmaße die Einkäufe eher vor dem Monitor als im Laden zu tätigen. Die klassische Boutique stirbt aus – die Ladenzeilen der Welt ähneln sich immer mehr bis zur vollkommenen Langeweile.

Dresden gehörte 2011 zu den 20 Top-Einkaufsmeilen im deutschsprachigen Raum.
Aber ist das wirklich so spektakulär, wenn man an das nicht sonderlich abwechslungsreiche Angebot denkt?
Das hat mich nachdenklich werden lassen. Diese Entwicklung kann ich durchaus nachvollziehen und bestätigen. Die Moderiesen übernehmen immer mehr den Geschmack, Alternativen gibt es kaum. Man findet sie überall, Primark kommt jetzt auch nach Dresden. Selbst bei Kleiderkreisel und Co. finde ich häufig nur noch H&M und ZARA Produkte. Sehr traurig, sehr eintönig, sehr langweilig. Von den wahrscheinlich katastrophalen Produktionszuständen fange ich jetzt gar nicht an zu sprechen (auch wenn ich mich frage, ob das bei Dior und Co besser läuft…).
Aber dann frage ich mich auch: Wer bitte schön kauft denn überhaupt in diesen Boutiquen ein. Die Kleidung ist für mich beispielsweise einfach finanziell völlig unerschwinglich, jenseits von gut und böse. Ob sie meinen modischen Geschmack treffen, kann ich gar nicht beurteilen, dafür betrete ich sie einfach zu selten (wer schaut sich denn gerne Dinge an, die er doch nicht haben kann?). Ergo bin ich gezwungen bei den „normalen“ Ketten zu kaufen. Und ganz ehrlich? Teilweise kann ich mir nicht mal diese Kleidung zum Orginalpreis leisten und warte nicht nur aus Shoppinggeilheit auf den Sale. 
Der Artikel endete mit den Worten: „Wir haben 53 Jahre die Mode und den Stil in Deutschland geprägt. Mode ist vergänglich. Stil eben nicht.“ Der Satz ist grundsätzlich super in meinen Augen. Aber dann … bin ich also stillos?
Schon seit einer Weile plage ich mich mit dem Gedanken herum, dass ich eigentlich gerne andere Kleidung kaufen würde, fernab des Trendzirkus und Einheitsbreis. Doch das ist oft nicht erschwinglich. Individualität ist eben teuer? Bin ich also ein graues Duckmäuschen? 
Vor diesem Artikel habe ich übrigens noch nie etwas von Eickhoffs Modehaus gehört. Ich lebe nun zwar auch nicht in Düsseldorf und verkehre eben auch nicht in den entsprechenden Kreisen, aber die großen Labels kennt man ja dann doch. Warum dann nicht Eickhoff? Vielleicht bin ich wirklich stillos.
Mit Buchläden ist das ja ähnlich. Wer geht heute noch in die kleinen Läden, versteckt in den Seitenstraßen, fast unsichtbar eingequetscht zwischen Fleischer und Nagellackstudio. Ich liebe diese niedlichen Lädchen und besuche sie als Touristin in anderen Städten oft. Aber Zuhause ist Thalia und Hugendubel – oder auch Amazon – einfach näher, größer, schneller und bietet die bessere Auswahl. Dabei ist doch dank Buchpreisbindung hier nicht mal das Geld das Problem, sondern nur die Bequemlichkeit. Ist das bei der Kleidung nicht doch auch ein Punkt? Wer weiß.
Es ist auf jeden Fall ein Muster, dass sich durch den kompletten Alltag zieht. Kleidung und Bücher sind der Anfang, es geht weiter über Möbel, Lebensmittel, Elektrogeräte. Die Liste ist lang. Und ich als Verbraucher stehe ganz am unteren Ende, fühle mich erschlagen von all den Wünschen, die ich habe oder auch eingeimpft bekomme; überfordert von all den Meinungen und moralischen Überlegungen, die auf mich einprasseln und an mir zerren; und schließlich resigniere ich einfach. Der Pullover und das Buch werden online bei Zalando und Amazon geordert und ich verstecke mich auf dem Sofa unter der Schmusedecke, meine Zeitschrift auf dem Schoß, und blättere wieder darin, um von Dingen zu träumen, die ich nicht haben kann. 
Der Kampf zwischen den kleinen Boutiquen und großen Ketten, zwischen mir und der Konsumwirtschaft, zwischen David und Goliath. Ob er je gelöst wird?
*Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe der Brigitte zu finden (Nr. 11, 7.5.2014)