Kennt ihr Lovelybooks? Das ist wohl eine der größten, deutschen Buchgemeinschaften im Netz und ich bin seit einigen Monaten dort auch am Start. Und lustiger Weise konnte ich gleich zu Beginn ein Buch gewinnen, von dem ich nun, nachdem ich es endlich geschafft habe, es zu lesen, positiv überrascht bin. Die Rede ist von Miriam Pielhaus „Radiergummitage“.
„Radiergummitage. So hießen Tage, die ein Fall waren für den Radiergummi des Universums. Tage, die Maja Pauly im Kalender gedanklich mit lauter wütendem Gekrickel überzogen hatte, weil sie dem ureigenen Maßstab nach misslungen waren. (…) Rubbel, Rubbel. Wisch, wisch. Und wieder alles blütenweiß. (…) Aber das ging leider nicht. Schönheitschirurgie am Leben? Eine Marktlücke. (…)
Maja Pauly war an erstaunlich vielen der 12.745 Tage, die sie sich auf dieser Welt befand ein tauglicher Typ. Frau Friedlich und Frau Freundlich in einer Person. (…) Wurde sie, was nicht so oft vorkam, allerdings doch einmal gepiesackt, konnte sie auch fies werden. Dann bekam die Welt ihre pechschwarze Seite zu sehen. Die Damen Friedlich und Freundlich wurden zum Teufel gejagt, und Maja mutierte zum Teilzeit-Ungeheuer. Und das ärgerte sie. (…)Maja hatte schon lange keinen Radiergummitag mehr zu verbuchen gehabt. Bis heute.“ (S.9f.)
„Radiergummitage“ ist Miriam Pielhaus Romandebüt. Die ansonsten wohl als Moderatorin bekannte Frau hat hier eine Hauptperson geschaffen, die herrlich schrullig, ein bisschen verquer und dabei doch irgendwie immer ganz natürlich und normal ist. Mit charakterlichen Höhen und Tiefen versucht sie ihr, ihrer Meinung nach nicht ganz ausgegorenes Leben zu bewältigen. Durch die Aufgaben stellt sie sich konsequent Situationen, die eine Art Ausfallschritt aus der gewohnten Komfortzone darstellen. Dabei sind einige nachvollziehbar (Urlaub allein machen, eine Geburt erleben), andere wiederum klingen doch ein bisschen nach Sex and the City (eine Frau küssen, anonymen Sex haben) und schlagen damit wohl meiner Meinung nach etwas mit der Klischeekeule.
Dennoch bleibt die Protagonistin immer an der Frage dran, wie es sich in Würde altern lässt. Ihren Weg mitzugehen hat in den meisten Fälle einen amüsanten Effekt, denn Pielhau versteht es wirklich humorvoll zu erzählen und spielt auf angenehme Weise mit der Sprache, ohne dass sie unhandlich wird oder einem quer im Magen liegt.
Dass am Ende nicht Maja die Antwort auf ihre Frage gibt, sondern jemand ganz anderes, ist wohl der entscheidende Dreh an diesem Roman, der ihn im Nachhinein auch davor bewahrt zu sehr in seichte Gewässer zu driften. Denn auch wenn das Buch mit viel Augenzwinkern zu lesen ist, ab und an vielleicht auch ein bisschen vorhersehbar wird und insgesamt vielleicht keine außergewöhnliche Geschichte erzählt, so ist doch genau das wohl der entscheidende Punkt, der es so charmant macht.
Mein Fazit: Es ist keine Überraschung, dass der Roman wohl die Zielgruppe Frauen hat. Er ist amüsant, keine schwere Kost, nett für Zwischendurch. Dies ist jedoch keine Kritik, sondern eine Feststellung. Denn positiv an dieser Leichtigkeit ist, dass dadurch ein wichtiges Thema fast schon unbemerkt und somit eigentlich sehr intelligent verhandelt wird, ganz unaufdringlich, unaufgeregt. Ein Thema, das uns alle betrifft: Altern. Und dieses sollten wir wohl wirklich so nehmen, wie der Roman: mit Humor. Wem das Genre zusagt, kann also beruhigt zu diesem Debüt greifen!
Die harten Fakten: