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Rock’n’Portrait – Cherry Blossom Edition

Ihr Lieben!
Eigentlich schon im Januar/Februar hatte ich den diesjährigen Start der Shootingsaison geplant. Das Model war schon organisiert, die Idee entwickelt – aber es fehlte dann irgendwie an Zeit, Gelegenheit – und an einer Visa. So ist das eben, wenn man sich abgedrehte Sachen in den Kopf setzt… Als wir diese endlich im Boot hatten – wurde es schon Frühling. 
Also die winterliche Idee auf Eis gelegt (*haha Wortwitzalarm) und eine schon vor ewigen Zeiten Geplante dafür wieder abgestaubt und kurzer Hand statt dessen umgesetzt. 
Erinnert ihr euch noch an das „Rock’n’Portrait„-Shooting mit der lieben Ludicrous? Das war ursprünglich mal als eine Reihe gedacht. Das zweite dafür schon vor Ewigkeiten angelachte Model Fienderella stand nun vergangene Woche (11.04.2014) endlich vor meiner Linse.
Obwohl – bis wir dazu kamen, hatten wir noch einiges davor zu erledigen.
Wie ich bereits sagte, hatte Fienderella ja eine Bekannte von ihr, welche Diplom-Maskenbildnerin ist, an Bord geholt und ich merkte gleich zu Beginn: Hier arbeite ich mit einem Profi! Denn da wurde mitgedacht, überprüft, organisiert und getan und gemacht. Ich war fast ein bisschen überfordert (und hoffe inständig, dass ich mich nicht all zu dumm und dusselig angestellt habe). Dass Licht zum Schminken sehr wichtig ist, weiß man ja – aber dass sie sogar bereit war, für noch bessere Verhältnisse meinen spinnenverseuchten Balkon zu stürmen und begehbar zu machen (für mich ollen Spinnenphobiker…) – das hat mir doch sehr imponiert. 
Ihre restliche Arbeit im Übrigen auch – denn sie hat wirklich eine ganz andere Frau aus Fienderella gemacht. Nicht, dass meine Liebe sonst nicht auch schon ein bezauberndes Wesen ist – aber professionell ausgeführter Lippenstift, Lidschatten und Locken verändern einen dann eben doch nochmals ganz schön. 
Nach insgesamt ich glaube fast drei Stunden Vorbereitungszeit (damit hatte keiner von uns gerechnet, glaub ich …) kamen wir dann endlich zu dem Teil, an dem ich auch mitspielen durfte. 
Den ganzen Tag hatte die Sonne bombastig geschienen – aber just in dem Moment verkroch sie sich hinter einer dicken Wolkenwand. Ich war ja ein bisschen sauer auf den Wettergott. Aber mit meinem Mann an unserer Seite wurde auch dieses letzte Hinderniss schnell behoben. In Aberwitzigen Posen hat er sich tapfer geschlagen und uns beider dank Reflektoren erhellt. Sonne macht ja bekanntlich albern – Reflektorenschein aber offensichtlich auch. Beweisbilder gewünscht?

Wir hatten viel Spaß. Denn auch Fienderella war gut drauf und hat sich in ihrem leichten Sommerkleidchen nicht durch Wind und Abendluft abhalten lassen. Tapfer tauchte sie durch das Blütenmeer meiner heimischen Kirsch- und Äpfelbäume, mutig erklomm sie schwindelerregende Höhen in unserer Winzkirsche, mit einer Heldenstärke hielt sie ihren Körper dabei auch noch in den unnatürlichsten Posen, die ich mir auf die Schnelle ausdenken konnte – und war dabei immer noch mit ihren großen sanften Rehaugen und einem sanften Lächeln gesegnet. 
Ihr sehr schon, ich bin tief beeindruckt und glaube fast, dass ich hier mehr etwas geschenkt bekommen habe, als wirklich daran mitgearbeitet zu haben. Ein langgehegter Traum von mir ist damit in Erfüllung gegangen… ich könnte aber noch hundert mehr Blüten und Blumenshootings machen. Aber erstmal hier die Ergebnisse dieses ersten.
Ich hoffe, ihr mögt sie genauso sehr wie ich. 🙂

Herzlichen Dank nochmal an Judy [aka. Fienderella] und an Claudi [Claudia Goetz, Visa]!

 



ps.: was ich gerade festgestellt habe: Blogger hat den schwarz-weiß-Bildern allen einen Sepiaton verpasst. Das ist zwar ganz hübsch, aber so nicht gedacht – in Originalfarbe könnt ihr euch die Bilder hier (Facebook) oder hier (deviantArt) anschauen.

Die Seltsamen

Stefan Bachmann – Die Seltsamen

Ihr Lieben!
Rückblickend auf die Leipziger Buchmesse steht ja immer noch die Rezension eines wirklich – so viel sei jetzt schon gesagt – tollen Buchs aus. Bei mir war einfach privat zu viel los. Nun kann ich aber endlich stolz verkünden, dass ich heute die Besprechung von Stefan Bachmanns „Die Seltsamen“ präsentieren kann.

„Bartholomew Kettle sah sie in dem Moment, als sie mit den Schatten in der Krähengasse verschmolz – eine vornehme Dame, die ganz in pflaumenfarbenen Samt gekleidet war und mit der Haltung einer Königin die schlammige Straße entlangstolzieren. Er fragte sich, ob sie diesen Ort jemals wieder verlassen würde. (…)
In den Elendsvierteln der Feenwesen in Bath war man Fremden nicht besonders gewogen. (…) Diese Dame sah äußerst lohnenswert aus, fand Bartholomew. Er wusste, dass manche Leute schon für weniger getötet hatten. (…)
Er klappte sein Buch zu, drückte sich die Nase an dem schmutzigen Fenster platt und blickte ihr nach, wie sie die Gasse entlangschritt. (…) ‚Hettie‘, zischte Bartholomew, ohne sich vom Fenster abzuwenden. ‚Hettie, komm, schau mal!‘
Füße trippelten durch das dunkle Zimmer. Neben ihm tauchte ein kleines Mädchen auf. Sie war schrecklich dünn, und ihr Gesicht bestand nur aus kantigen Knochen und blasser Haut, die einen Stich ins Bläuliche hatte, weil sie nicht genug in die Sonne kam. Das Mädchen war geneuso hässlich wie er. (…) Es war nicht zu übersehen, dass sie Feenblut in den Adern hatte.“ 

In einem London, welches vor langer Zeit den sogenannten „Heiteren Krieg“ zwischen Feenwesen und Menschen überstanden hat, ist das Leben für jegliche magische Kreatur hart. Allerdings nehmen wohl die ‚Seltsamen‘ – Kinder von Menschen und Feen – die unterste Stellung in dieser Gesellschaft ein. Sie müssen sich versteckt halten, um nicht getötet zu werden und fristen ihr Dasein in ärmlichsten Verhältnissen. So auch Batholomew und seine kleine Schwester Hettie. Der Junge träumt von einem normalen Leben und wünscht sich nichts weiter als einen Freund. Doch das ist unmöglich, denn er ist hässlich, er ist ein Seltsamer, gefürchtet von sowohl den Menschen als auch den Feen. Insbesondere in den jüngsten Tagen leben Mischlingskinder zudem gefährlich. Denn immer wieder findet man ihre Leichen in der Themse. 
Als Bartholomew schließlich beobachtet, wie eine mysteriöse Frau das nächste Seltsamenkind entführt, wird er unvorsichtig und von dieser entdeckt. In dem Bewusstsein, dass er der nächste ist, versucht er seine Familie zu beschützen – und tritt damit erst recht in ein Abenteuer ein, welches viel zu groß für ihn erscheint. Einzig der etwas unbeholfene und faule Politiker Arthur Jelliby scheint ihm helfen zu können. Aber ist er vertrauenswert?
Der noch junge Autor Stefan Bachmann hat in „Die Seltsamen“ ein völlig neues England geschaffen: Zwischen einer viktorianisch anmutenden Gesellschaft mit klassischen Steampunk-Elementen zieht sich der Fantasy-Aspekt wie ein roter Faden leitend durch den Roman. Mit viel Fanatsie und Liebe zum Detail führt Bachmann den Leser in diese doch etwas andere Welt ein. Zu Beginn scheint er sich in den zahlreichen Schilderungen fast ein wenig zu verlaufen, jedoch bringt er die Geschichte nach einer kurzen Aufwärmphase dann doch erfolgreich auf Kurs. 
Die wohl überraschendste Neuigkeit an seinem Blickwinkel ist die Tatsache, dass Feen, Elfen und all die anderen magischen Geschöpfe hier nicht als wunderbare Helden und elegante Zauberwesen dargestellt werden. Sie sind viel mehr als hässliche und schaurige Gestalten gezeichnet, womit Bachmann auf alte Sagen und Geschichten dieses Kulturkreises zurückgreift und sie imposant wieder in das Bewusstsein unseres Zeitalters holt. Fern ab von Harry Potter und Hobbiten ist es ein spannender Griff, das Magische als Bedrohung darzustellen, ohne es aber völlig zu verteufeln. Es ist eine unter der Oberfläche schwelende Macht, welche ihr Recht wieder einzufordern beginnt.
Auch die beiden Helden des Romans – Bartholomew und Arthur Jelliby – sind ausgesprochen eigenwillig. Während der Junge nichts Besonderes an sich hat – keine Magie, keine besonderen Kräfte, ja nicht einmal ein auffälliges Aussehen wie seine Schwester – ist Jelliby auch alles andere als ein wirklicher Held. Behäbig, tollpatschig und von seiner Arbeit herzhaft gelangweilt schleicht er sich durch sein Leben. Stets bemüht, Konflikten aus dem Weg zu gehen und Entscheidungen schön anderen zu überlassen, wird er jedoch im Laufe des Buches dazu gezwungen, über sich selbst hinauszuwachsen. 
Mir persönlich gefiel Jelliby tatsächlich fast etwas besser als Bartholomew, welcher erst gegen Ende des Buches auf Betriebstemperatur kommt.
Die kunstvolle Verwebung dieser beider Handlungsstränge ist ebenfalls sehr beeindruckend. Immer wieder kreuzen sich die Wege Jellibys und Bartholomews, ohne dass sie es bemerken – bis man schon fast nicht mehr damit rechnet, dass sie zueinander finden. Auch sprachlich kann der junge Autor bereits eine große Fertigkeit aufweisen. Mit manchmal schon fast brutal wirkender Direktheit beschreibt er die Charaktere ohne schmückendes Beiwerk sondern in der Art, wie sie wirklich sind. Hässlich. Gefährlich. Dumm. Hinterlistig. Naiv. Ein sehr eigenwilliger Stil.
Mein Fazit: Mit diesem Roman feierte der damals 18-jährige Bachmann in seiner Heimat Amerika bereits große Erfolge. Ich kann nur von Glück sprechen, dass er seinen Weg nun auch in den deutschsprachigen Raum gefunden hat. Denn auch wenn der Roman als Jugendbuch angelegt ist, so finden Erwachsene sicherlich auch großen Gefallen an diesem Stück Literatur. Fantasy auf herrlich erfrischende Art. Leseempfehlung!
Die harten Fakten:
Stefan Bachmann – Die Seltsamen.
16,90 €
erschienen im Diogenes Verlag
ISBN: 978-3-257-06888-7

Es wird im Übrigen bereits im Herbst diesen Jahres die Fortsetzung erscheinen. Darauf freue ich mich schon sehr!



Ich bedanke mich beim Diogenes Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!

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Ein Glas voll Glück – Monat II

Ihr Lieben!
Weiterhin füllt sich mein Glas mit Momenten des Glücks, mit Erinnerungen und Gedanken. Meine bunten Zettelchen jeden Tag zu schreiben, ist inzwischen schon eine Art alltägliches Guten-Morgen-Ritual geworden. Es gibt noch immer manche Tage, da muss ich das kleine Papierquadrat mit dem Datum eine Weile liegen lassen, bis mir ein wirklich glücklicher Moment einfällt. Aber dann sind da auch wieder diese Tage, die gerade zu überströmen voll solch wertvoller Augenblicke. 
Und am Ende eines Monats diese Art „Kassensturtz“ zu machen, tut wirklich gut. Mir geht es sehr oft so, dass ich manchmal schon nicht mehr wirklich weiß, was eigentlich letzte Woche passiert ist, geschweige denn am Anfang des Monats. Die Zeit rast. Für ein Tagebuch ist keine Zeit, der Blog deckt zwar die Hauptereignisse schon gut ab – aber manchmal hilft selbst er nicht mehr. Mein Glas hingegen sehr!
Immer öfter schleichen sich übrigens auch so kleine Illustrationen mit auf die Zettel – beispielhaft oben mal eingefangen in Form der beiden Katzen meiner Schwester. ^^;

Inzwischen ist das Glas schon wirklich gut gefüllt. Ich fürchte, ich muss mir bald ein größeres suchen. Denn zwei Gläser möchte ich nicht anfangen – dann ergibt sich das mit dem Farbübergang auch nicht so schön 😉 

In diesem Monat (8. März – 7. April) habe ich mich sehr viel über neue und liebe Kontakte bzw. Freunde gefreut, die Leipziger Buchmesse war sehr prägend und ansonsten ist mein Liebster ein wichtiger Halt und Glücksspender gewesen – so soll das ja auch sein ^^

„11. März 2014: Mein Artikel ist erschienen + ich fahre mit Nicky zur LBM & übernachte bei Iv!“

„25. März 2014: Schatzi und ich haben den gleichen Plan für’s Abendessen gehabt. Das ist Liebe!“

„27. März 2014: Radfahren tut gut! (und es ist so schnell…) selbstständige Mobilität!!!“

„3. April 2014: Gestern hat die Sonne geschienen + M. geht es sichtbar besser Zuhause + 1. Mal Rock!“

Alltagskleinigkeiten. Eingewecktes Glück 🙂
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7 Sachen – 15/52

Ihr Lieben!

 

Es gibt wieder 7 Sachen, für die ich diesen Sonntag meine
Hände gebraucht habe, egal ob für 5 Minuten oder 5 Stunden. Die neue Sammelstelle dafür findet ihr bei GrinseStern.
 
Heute habe ich … 
… doppelt so viele Teller und Tassen auf dem Frühstückstisch verteilt.
Denn wir hatten Besuch von meiner lieben Iv und ihrem Freund. Das war sehr schön! ^^ (Auch wenn
ich meine Kaffetasse einmal kurz vor diesem Bild schön über den ganzen Tisch und meiner
Hand verschüttet habe. Das war ein bisschen dumm. ^^; )
… Erde aufgefegt.
Mir ist zum Glück nicht allein ein kleines Missgeschick passiert. Der Wind hat das geöffnete
Fenster aufgestoßen und dabei einen Blumentopf (zum Glück aus Plastik ^^) hinunter geworfen.
Alles halb so wild und schnell behoben. ^^
… wieder die Buntstifte hervorgeholt, um für ein Scrap-Projekt etwas vorzubereiten.
… endlich einen super verspäteten Geburtstagsanruf getätigt.
(Und dann wurden wir fies von der Telefongesellschaft sabotiert und unterbrochen *möh)

… den Abwasch noch erledigt, damit das auch getan ist.
Dabei hab ich mir den Kopf und den Ellenbogen gehauen und beim Messerabtrockenen in den Finger geschnitten (nicht schlimm).
… schmollend mich mit meinem Buch aufs Sofa verzogen, um weiteren haushaltlichen Attacken zu entgehen.
… schließlich bereits abgeworfene Blütenblätter vom Tisch gesammelt.
Die Stammen von einigen Zweigen aus meinem Garten, welche wir Freitag für das Shooting abgeknipst
hatten. Weil sie für den Komposter viel zu schade waren, wollte ich ihnen die letzte Ehre auf meinem Küchentisch erweisen.
Ein schöner Sonntag, wenn gleich auch mit einigen Ungeschicktheiten meinerseits verknüpft (I’ve got the dumb today…). Der Besuch von Iv und ihrem Liebsten war sehr schön – dazu im Laufe der Woche mehr.
Heute werde ich mich wohl noch hauptsächlich mit meiner Shootingausbeute mit Freitag beschäftigen. Das wird schön ^^ 
Einen guten Start in die neue Woche wünsche ich euch allen 🙂
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7 Sachen – 14/52

Ihr Lieben!
Es gibt wieder 7 Sachen, für die ich diesen Sonntag meine
Hände gebraucht habe, egal ob für 5 Minuten oder 5 Stunden. Die neue Sammelstelle dafür findet ihr bei GrinseStern.
 
Heute habe ich … 
… den Tag mit einem Buch in der Hand begonnen.
„Die Seltsamen“ – Rezension folgt! 🙂
… vor lauter Freude über die endlich im Schlafzimmer aufgebaute Stereoanlage das Bild verwackelt.
… mit Musik im Ohr meine gewaschene Wäsche in den Kleiderschrank einsortiert.
… einen Ordner versucht mit Verschönerungsmaßnahmen vor dem Müll zu bewahren.
Allerdings…
… habe ich mich als vollkommen unfähig entpuppt, weswegen alles wieder wutentbrannt abgefetzt wurde.
Ich muss so laut gezetert haben, dass man Liebster völlig verschreckt aus dem Nebenzimmer rübergekommen ist.
^^;
… gefrustet über meine Unfähigkeit mir schließlich eine DVD reingeschoben.
Das hat wieder aufgemuntert – kennt ihr die Szene, in der Heath Ledger auf der Treppe Julia Stiles „Can’t take my Eyes off of you“
darbietet? Ich LIEBE diese Szene (und eigentlich jede andere auch in diesem Film XD)
… zum Abschluss noch mit meinen Eltern Kaffee getrunken und den von Mami gebackenen Apfelkrempel auf den Tellern verteilt.
Myam!
So weit zu meinem Sonntag. Abgesehen von diesen Dingen habe ich das WE damit zugebracht, unsere Wohnung für den an den beiden nächsten Wochenenden anstehenden Besuch aufzuräumen. Das war ganz schön anstregend und ganz fertig bin ich auch noch nicht. Aber das wichtigste (Wohnzimmer) ist erstmal getan. *schnauf 
Euch einen schönen Start in die neue Woche! 🙂
Das Mädchen mit dem Haifischherz

Jenni Fagan – Das Mädchen mit dem Haifischherz

Ihr Lieben!
Schon einige Wochen vor der Buchmesse habe ich in einer Zeitschrift eine winzig kleine Ankündigung von zwei Büchern gelesen, die ich unbedingt haben wollte. Die knappen Inhaltsangaben und die kurzen Einschätzungen schlauer Leute haben mich angefüttert, verlockt und begeistert, weswegen ich also beide Verlage kontaktierte. Und siehe da – wenige Tage später hatte ich bereits das erste Objekt meiner Begierde in den Händen und möchte euch dieses nun endlich vorstellen: Jenni Fagans „Das Mädchen mit dem Haifischherz“.

„Ich bin ein Experiment. Ich bin es immer schon gewesen. So viel ist sicher, einfach Fakt. Sie beobachten mich. Nicht nur in der Schule oder während der Sozialarbeitergespräche, vor Gericht oder in den Haftzellen – sie beobachten mich überall. Sie beobachten mich, wenn ich mich kopfüber vom längsten Ast der Eiche baumeln lasse; ich kann stundenlang so bleiben, einfach nur Wünsche an mir vorbeiziehen lassen. Sie beobachten mich, wenn ich den Mond mit meinem Blick bezwinge. Seine schreckliche Nacktheit macht mir keine Angst. Sie sind da, wenn ich mich prügle, wenn ich ficke und wenn ich wichse. Wenn ich meinen Namen in Bäume schnitze und wenn ich es vermeide, auf Ritzen zu treten. (…) Sie beobachten mich, wie ich nicht heule. Sie beobachten mich, wie ich mit Unschuldsmiene Lügen erzähle und meine dreckigen Füße vor ihnen verstecke. Sie beobachten mich, das weiß ich, und es gibt keinen Ort – der ihrem Blick verborgen bleibt.“
Anais sitzt auf dem Rücksitz eines Polizeiautos und betrachtet ihre blutverschmierte Schuluniform. Angeblich soll sie eine Polizistin ins Koma geprügelt haben, weswegen sie nun in das Panoptikum, eine Besserungsanstalt für schwererziehbare Jugendliche kommen soll. Nur erinnern kann sich das fünfzehnjährige Mädchen an nichts. Sicherlich, ihre kriminelle Laufbahn ist kein Kindermärchen – aber Kinder, Kranke und Alte würde sie nie verprügeln – und jemanden fast totschlagen erst recht nicht! Da hat sie ihre Prinzipien.
Doch das Experiment hat sie auserkoren, ihr das Leben schwerstmöglich zu gestalten, um sich an ihrem Leid zu ergötzen. Davon ist sie überzeugt. Aber nicht mit Anais! Sie legt durch ihre Sturheit, Fantasie und Intelligenz einen Überlebenswillen an den Tag, der alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen scheint. Im Panoptikum findet die Waise endlich eine Zufluchtsstätte sowie in den anderen Jugendlichen eine Art Familie, die sie so lange schmerzlich entbehren musste. Und gerade, als Anais zu glauben beginnen möchte, dass sie doch kein im Reagenzglas gezüchtetes Experiment ist, sondern ein echter Mensch – verschwindet eines der Mädchen und ihre Welt beginnt erneut einzustürzen…
In ihrem Debütroman hat sich Jenni Fagan eine Heldin ausgedacht, die auf den ersten Blick als keine solche erkannt werden würde. Die Antirolle ist dem Mädchen so in Fleisch und Blut übergangen, ja, ihr regelrecht auf den Leib geschneidert, dass sie nicht nur in der fingierten Romanwelt damit aneckt. Auch im richtigen Leben wirkt Anais äußerst taff, um nicht zu sagen rotzig, provokant und höchst aggressiv. Es ist schon nahezu anstrengend, wie hart und ehrlich sie daherkommt. Man kann es ihr fast nicht glauben, dass Lebensumstände so etwas aus einem Kind machen. Insbesondere die derbe Sprache ist zu Beginn sehr einschüchtern, regelrecht abschreckend. Für meinen Geschmack wäre hier weniger mehr gewesen, denn wie sich im Laufe des Romans zeigt, wirkt die Geschichte mindestens genauso stimmig, wenn nicht meiner Meinung nach sogar fast noch etwas authentischer, mit einigen Flüchen und Fäkalausdrücken weniger. 
Generell hat man beim Lesen den Eindruck, dass sich die Autorin erst etwas warm schreiben musste. Dümpelt das Geschehen anfangs noch zwischen Kindheitserinnerungen, Drogenexzessen und wirren Eindrücken aus Anais Perspektive herum, so wird die eigentliche Aussage mit der Zeit immer klarer. Denn insgesamt stellt „Das Mädchen mit dem Haifischherz“ allem voran einen herzergreifenden Aufruf der Vergessenen dar, eine tieferschütternde Anklage des Systems. Und schließlich zeigt sich, dass Anais die einzig mögliche, einzig richtige Heldin dieses Romans sein konnte. In ihrer Unsicherheit und Verlorenheit – der Identitätskrise, wie die Erwachsenen es umschreiben – spiegeln sich unzählig viele Schicksale wider. Doch so trostlos das Leben auch mit ihr umspringt – sie verliert nie ganz den Glauben an sich und daran, dass sie es wert ist, ein gutes Leben zu führen. Jeder Mensch hat das – und wenn keiner dich wie ein Mensch behandelt, so kann durchaus der Glaube daran verloren gehen. Aber wenigstens man selbst sollte Vertrauen in sich haben und mit der Überzeugung voranschreiten, dass man Vater und Mutter hat, dass man ein realer Mensch ist und dass man das Gute verdient.

Mein Fazit: Mit ihrer bizarren Mischung aus „Ich habe die Unschuld kotzen sehen“, „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ und „Alice im Wunderland“ zeigt Jenni Fagan die Welt wie sie – leider – sein kann, wie sie – vielleicht – ist und wie sie – hoffentlich – auch werden kann. Wer sich von der zugegebener Maßen stark ausfallenden Sprache nicht abschrecken lässt, kann Teil einer ergreifenden Suche und eines leidenschaftlichen Kampfes werden, den zu begleiten ein Erlebnis ist. Lesenswert!

Die harten Fakten:

Jenni Fagan – Das Mädchen mit dem Haifischherz.
19,95 €
erschienen im Antje Kunstmann Verlag
ISBN: 978-3-88897-925-5



Ich bedanke mich beim Antje Kunstmann Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares! 

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7 Sachen – 13/52

Ihr Lieben!
Es gibt wieder 7 Sachen, für die ich diesen Sonntag meine
Hände gebraucht habe, egal ob für 5 Minuten oder 5 Stunden. Die neue Sammelstelle dafür findet ihr bei GrinseStern.
 
Heute habe ich …
… für Frühstück gesorgt.
(Keine große Kunst: Aus dem TK-Fach in den Ofen zu schubsen…)
… ein bisschen gearbeitet.
(okay, eigentlich „nur“ Korrekturat gemacht – aber das ist ja vllt. auch mal wichtig ^^)
… danach mal wieder zu einem meiner Lieblingsmangas gegriffen.
Ich liebe es – wenn ich irgendwo immer wieder Herzrasen bekomme – dann bei Jeanne!

… völlig irritiert am Rad gedreht.
Nämlich am Zeiteinstellungsrad – die Umstellung habe ich voll verpennt  und erst
durch Centis 7 Sachen dran gedacht ^^;
… experimentalen Neuzugang betrachtet und einsortiert.
Der Lack ist gehypte worden und in einem Anfall von Konsumitis sprang er mir auch
ins Körbchen. Mal schauen, wie er sich dann auf dem Nagel macht, ich berichte ^^
… Schildchen abgeschnippelt.
Ein bisschen Geburtstagsgeld wurde gestern auf den Kopf gehauen, es gab eine
schicke Chiffon-Bluse (olivgrün) und einen hübschen Pulli mit Spitze (hellblau).
… alte Freunde ausgegraben aus den Unweiten des Schuhschranks.
Für den Sonntagsspaziergang gekoppelt mit Krankenbesuch war das bei dem schönen
Sonnenschein heute sehr vorteilhaft!
Soweit mein Sonntag. Sehr sehr unspektakulär, aber ich habe schon den ganzen Tag fiese Kopfschmerzen und werde darum wohl auch nur noch zwischen Couch und Bettchen pendeln. Von der Sonne habe ich ja schon ein bisschen was abbekommen – ihr hoffentlich auch!
Ich wünsch einen angenehmen Wochenstart! 🙂