Kategorie-Archiv: Kritikfabrik

Bücher könnte ich regelrecht wegatmen. Wo ich geh und steh, finde ich immer eines, dem ich Obhut gewähren muss.

Meine Meinung zu denen. die mir gefallen haben, die ich verschlungen habe oder angewidert wieder beiseite legen musste – zu diesen Welten, die sich mir eröffnet haben und mich inspirierten oder bewegten, soll hier mit euch geteilt werden.

Die Mechanik des Herzens

Mathias Malzieu- Die Mechanik des Herzens

Ihr Lieben!
Bereits bei den Weihnachtsgeschenken habe ich euch ja schon angedeutet, dass ich viiiiele neue Literatur bekommen habe. Zum Weiterlesen dieser komme ich momentan leider nicht so recht, da ich viele Uni-Texte schaffen muss. Aber das eine bereits ausgelesene Buch möchte ich euch doch endlich noch vorstellen: Mathias Malzieus „Die Mechanik des Herzens“.

Am kältesten Tag aller Zeiten wird 1874 ein kleiner Junge bei der wunderlichen, von allen für eine Hexe gehaltenen Doktor Madeleine geboren. Er ist der ungewollte Sohn einer viel zu jungen Frau, die von ihm nichts wissen und ihn bei der Hebamme lassen will – wie zahllose andere es auch tun. Madeleine nimmt sich solcher Kinder an. Aber auch um alle anderen ungeliebten Geschöpfe, alt wie jung, kümmert sie sich und repariert diese auf ihre ganz eigene Art und Weise. Jack – der neugeborene Junge, um den es in dieser Geschichte geht – ist auch eine solcher. Sein Herz ist zu schwach und droht mit dem Schlagen aufzuhören. Madeleine setzt ihm darum eine hölzerne Kuckucksuhr ein. Mit diesem Makel will ihn jedoch keiner haben, weswegen er bei der Doktorin bleibt und die Welt außerhalb ihres kleinen Hauses auf dem Hügel nie sieht. 
An seinem 10. Geburtstag bekommt er jedoch seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt: Er darf mit Madeleine hinunter in die Stadt gehen. Und auch wenn sie ihm seit seiner Geburt eingeschärft hat, er darf niemals sein Herz verschenken, da sich sonst sein Stundenzeiger durch seine Haut bohren, seine Knochen bersten und die Mechanik seines Herzens für immer still stehen werde, ist es beim Anblick einer kleinen wunderschön singenden Flamenco-Tänzerin um ihn geschehen. 
Er nimmt die Gefahr, an dieser Liebe zu sterben, in Kauf und macht sich schließlich auf, seine alsbald verschwundene Tänzerin zu suchen, um ihr seine Gefühle gestehen zu können. Doch diese Reise wird lang, schwierig und gefährlich …
Eine Kritik des WDRs, welche auf dem Einband abgedruckt ist, beschreibt diesen Roman mit folgenden Worten: „Ein Märchen im Tim-Burton-Style.“ Dies ist sehr treffend, wie ich finde, denn ähnlich zauberhaft, detailverliebt und gleichzeitig romantisch wie melancholisch Tim Burtons Filme meist anmuten, so ist auch „Die Mechanik des Herzens“ geschrieben. Mit wunderschönen Metaphern, vielschichtigen und liebevoll ausgestalteten Charakteren und einer in den Bann schlagenden Sprache bezirzt Malzieu den Leser, ähnlich wie die Tänzerin Miss Acacia Jack verzaubert. 
Mein Fazit ist also: absolut lesenswert! Doch gleichzeitig eine Warnung. Das Buch hat mich emotional sehr angegriffen und an mehreren Stellen kamen mir die Tränen. Denn wie im echten Leben ist die Liebe und das Leben oftmals einfach nur grausam. Und ob es am Ende ein Happy End gibt, muss jeder selbst entscheiden.

Die Harten Fakten:

Mathias Malzieu: Die Mechanik des Herzens
12,99 €
erschienen bei carl’s book
ISBN 978-3-570-58508-5
Ich bin mir gar nicht sicher, ob diese Beschreibung dem Buch tatsächlich gerecht wird, ich bezweifle es ganz stark. Ich habe mich bemüht, kurz und prägnant das wichtigste zu nennen. Das ist bei einem solchen Werk aber wahrscheinlich eine unglaublich schlechte Idee, man muss es einfach gelesen haben. ^^; 
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7 Sachen

Ihr Lieben!
Da ich momentan eine Klausur und einen Vortrag (eigentlich sogar 2) vorbereiten müsste, bin ich natürlich schwer damit beschäftigt … zu prokrastinieren XD 
Wie dafür perfekt geeignet sind natürlich die 7 Sachen ^^
7
Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht
habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig. Nach einer Idee
von Frau Liebe.
 

 

Klamotten begrabbeln.
Ich habe bei H&M bestellt und werde zwei hübsche Pullis,
das Sailor-Moon-Kleidchen in weinrot und – TADAAA –
eine schwarze Hose behalten! ^^
Retourschein ausgefüllt.
Zwei andere Hosen gehen wieder zurück. Ich hasse
Hosen kaufen!!! >.<
Einen Seelentröster gefangen.
Nachdem mein Schatz wieder heim gefahren ist,
durfte es was für’s Herz (aber gegen die Linie T_T) sein XD
Gehäkelt.
Ich verrate noch nicht was – aber ich habe es fertig gemacht und
es wird dann bald auf den Weg zu dem armen Opfer sein XD
Ich hoffe, es gefällt ^^
wenn ich richtig gezählt habe: 567 Karteikarten geschrieben.
Vokabeln für meine Türkisch-Klausur. Damit das schelchte Gewissen
doch wieder etwas beruhigt wird XD
Nachgekocht.
Bei einem lustigen Abend mit Freunden vor ein paar Tagen gegessen
und unbedingt in etwas milder nachkochen wollen: Kichererbsen-Curry
mit Reis. Rezept folgt 😉
Kreatives Chaos veranstaltet.
Ich habe mal wieder ein bisschen gescrapt. Was, das wird auch erst
im Laufe der Woche gezeigt 😉
An und für sich ein ruhiger, entspannter Sonntag, der sowohl was für den Kopf als auch für’s Herz hatte. ^^ Ich werde mich dann gleich noch meinem Vortrag widmen und dann auch bald ins Bettchen gehen. 
Ich hoffe, ihr hattet auch ein schönes Wochenende! ^^

 

Das Mädchen auf den Klippen

Lucinda Riley – Das Mädchen auf den Klippen

Ihr Lieben!

Bei einem ziellosen Streifzug durch den örtlichen Buchladen stolperte ich vor nicht all zu langer Zeit über einige interessante Titel. Spontan mitgenommen habe ich mir deswegen aufgrund eines Bauchgefühls: Lucinda Rileys „Das Mädchen auf den Klippen“.

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Der Klappentext fasst meiner Meinung nach wirklich mal sehr hübsch zusammen, worum es in dem Roman der Autorin des vorhergehenden Bestsellers „Das Orchideenhaus“ geht, darum sei der hier einmal zitiert.
„Vor zehn Jahren hat die junge Künstlerin Grania Ryan ihre irische Heimat verlassen, um in New York ihr Glück zu finden. Doch nach einem traumatischen Erlebnis kehrt sie zurück an den Ort ihrer Kindheit: das kleine Farmhaus ihrer Eltern nahe den Klippen von Dunworley Bay. Um den Kopf frei zu bekommen und ihre trüben Gedanken zu verscheuchen, unternimmt Grania an einem stürmischen Nachmittag einen Spaziergang an der Steilküste und traut ihren Augen nicht, als sie ein kleines Mädchen am Rande des Abgrunds stehen sieht: barfuß und nur mit einem Nachthemd bekleidet, das lange rote Haar vom Wind zerzaust. Vorsichtig nähert sie sich der Kleinen, aber das Mädchen dreht sich wie in Trance nur für einen Moment um und läuft dann davon. Als Grania ihrer Mutter Kathleen von der seltsamen Begegnung erzählt, reagiert die sonst so offene und herzliche Frau abweisend, ja fast erschrocken. Denn Kathleen weiß, wer das Mädchen auf den Klippen ist: Aurora, die Erbin des herrschaftlichen Dunworley House. Und sie weiß auch, dass sie nun ihr jahrelanges Schweigen brechen muss, wenn die tragische Geschichte von Liebe und Tod, die die beiden Familie seit Generationen verbindet nicht auch Granias Schicksal bestimmt…“

So viel zum Inhaltlichen. Sprachlich muss ich ehrlich sein und zugeben, dass ich den Schreibstil der guten Frau Riley zunächst etwas hölzern, etwas holperig fand. Aber entweder gewöhnt man sich daran oder der Stil verbessert sich tatsächlich und wird flüssiger, aber etwas nach dem ersten Drittel war ich wirklich  in der Geschichte drin. 
Vom Aufbau her springt die Geschichte durch die Zeiten, was das Lesen aber nicht weiter stört. Es wird dadurch sogar recht spannend. 
Und auch in emotionaler Sicht gewinnt der Roman mit jeder gelesenen Seite. Die zunächst vielleicht etwas oberflächlich und vorhersehbare Geschichte verknüpft sich unbewusst doch rasch mit einem gewissen fesselnden Gefühl, ohne wirklich auf die Tränendrüse zu drücken oder ins Kitschige abzuwandern. Auch wenn ich zugeben muss, dass ein paar Handlungsverläufe in meinen Augen auch hätten anders laufen können, etwas überraschender hätten sein dürfen – ab und an ist es doch ein wenig klischeebehaftet. 
Insgesamt muss ich aber sagen, hat mir das Buch soweit ganz gut gefallen – gerade das Ende ist wirklich nochmal sehr rührend und hat mir doch tatsächlich ein kleines Tränchen in die Augen getrieben. 
Fazit ist somit, man lebt auch ohne das Buch, kann aber auch ruhig dazu greifen und macht damit kaum etwas falsch. 

Die harten Fakten:

Lucinda Riley – Das Mädchen auf den Klippen.
9,99 €
erschienen im Goldmann Verlag.
ISBN: 978-3-442-47789-0

Philippe Pozzo di Borgos – Ziemlich beste Freunde

Ihr Lieben!

Für ein paar Tage hat es mich wieder nach Halle verschlagen und binnen kürzester Zeit ist hier einiges passiert. Dabei ständiger Begleiter war eines der neuen Bücher, welches ich euch nun vorstellen möchte: Philippe Pozzo di Borgos „Ziemlich beste Freunde“

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Philippe Pozzo di Borgos hat alles in seinem Leben: Er ist reich, hat eine wundervolle Frau, Erfolg im Beruf und zwei Kinder – und dann stürzt er mit dem Gleitschirm ab. Genickbruch. Und sein zuvor von außen als so schön empfundenes Leben beginnt ihn einzuholen. Er bleibt für immer gelähmt und fühlt sich wertlos. Doch seine Frau – selbst stark gebeutelt durch Krebs – schenkt ihm den zweiten Atem, durch den er den Mut schöpfen kann, weiterzuleben. Zusammen mit seinem Betreuer Abdel – einem Ex-Sträfling mit ungehobelten Manieren und sehr dubiosen Ideen und Ansichten – schafft er es auch nach ihrem Tod, den Kopf oben zu behalten und nicht in (Selbstmit-)Leid zu versinken.
In „Ziemlich beste Freunde“ berichtet Borgos autobiographisch über sein Leben, die schweren Zeiten, die guten Momente, die Probleme und Schuldgefühle seiner Frau gegenüber, die Bewunderung für ihre Tapferkeit angesichts einer solchen Situation. Und er drückt seinen Dank gegenüber all seinen Engeln und Helfern – und seinem Schutzteufel, wie er Abdel nennt – aus.

Das Buch offenbart die wahre Geschichte, von welcher der Film „Ziemlich beste Freunde“ ausgegangen ist. Sie ist verständlicher Weise nicht halb so amüsant, wie es der Film war – sie ist eher ergreifend und teilweise sogar bedrückend. Die tiefe Liebe und Verbundenheit, die Philippe zu seiner ersten Frau empfindet, klingt schon fast zu schön um real zu sein. Und doch ist sie es. Man schmeckt die Süße der Liebe zwischen den Beiden, das Saure der Verzweiflung und die Bitterkeit ebenso deutlich, wie man die Dankbarkeit und Verbundenheit mit seinem neuen Leben erkennt. 

Das Buch hat mich sehr interessiert und auch wenn es an einigen Stellen schwer zu verstehen ist (es wirkt teilweise wie ein Fiebertraum), an anderen wiederum man kaum glauben kann, wie tief diese Seelenverbindung zwischen Philippe und Béatrice sein muss – es lohnt definitiv das Lesen. Nicht für einen sorglosen Nachmittag zwischen Tür und Angel – dafür sollte man sich Zeit nehmen und die Worte würdigen und ihrem Nachklang bewusst lauschen. 
Es rundet das Bild des Films ab und zeigt die Realität in ihrer Grausamkeit, ihrer Schönheit, ihrer Verletzbarkeit.

Darum hier die harten Fakten:

Philippe Pozzo di Borgos: Ziemlich beste Freunde.
14,90 €
erschienen im Hanser Verlag Berlin
ISBN: 978-3-446-24044-5

Übrigens: Das Buch ist bereits vor Jahren erschienen und wurde nun anlässlich des Filmes ergänzt und neu aufgelegt. Es ist also sicherlich nicht das „Buch zum Film“ 😉

Das Labyrinth der Wörter

Marie-Sabine Roger – Das Labyrinth der Wörter

Ihr Lieben!

Frisch aus dem Urlaub gekommen habe ich natürlich auch viel gelesen. Deswegen wird es mal wieder Zeit für eine Rezension. Es wird mal wieder französisch, die Literaturnation für mich persönlich, wenn es um moderne Romane geht. Inspiriert zu diesem hier hat mich meine Schwester, danke dafür! Thema ist also Marie-Sabine Roges „Das Labyrinth der Wörter“

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Germain ist das, was der flüchtige Blick als gescheiterte Existenz bezeichnen würde. Er lebt in einem Wohnwagen im Garten seiner Mutter, er hat keinen Abschluss, keine Ausbildung und wirkt eher dümmlich und grob. Doch in ihm schlummert eine Art naive Weisheit und Liebe zum Leben, die die alte, zierliche Dame Margueritte, welche Germain zufällig im Park beim Taubenzählen trifft, schnell erkennt. Sie beschließt dem bisher unterschätzten Mann mit seinen Feinden – Wörtern und Büchern – zu versöhnen und gestaltet so sein Leben unbewusst völlig neu, da er somit endlich lernt sein Innerstes nach außen zu tragen.

Der Roman besticht durch eine Leichtigkeit im Erzählen, durch wunderschöne Vergleiche und Bilder, die das Leben in einem ganz besonders sanften Licht zeichnen. Roger hat Einblicke in die Welt aus einer ungewohnten Perspektive ermöglicht: Ein Mann mit einem schlichten Gemüt, der aber die Probleme genau da erkennt, wo sie entstehen. 

Binnen weniger Stunden hatte ich das Buch ausgelesen und war wirklich traurig, dass es nur etwas mehr als 220 Seiten zählt. Ich kann es aber auf jeden Fall all denen empfehlen, die etwas  für’s Herz brauchen, ohne dass es trieft und tropft vor Kitsch. 

Hier also die harten Fakten:

Marie-Sabine Roger: Das Labyrinth der Wörter.
8,95 €
erschienen im dtv
ISBN: 978-3-423-21284-7

Das Buch ist übrigens auch verfilmt worden – Gérald Depardieu spielt hier den Germain Chaze – eine meiner Meinung nach gute Besetzung, ich stelle ihn mir großartig in dieser Rolle vor und hoffe, den Film bald schauen zu können 🙂

Das stille Kind

Asta Scheib – Das stille Kind

Ihr Lieben!

Man merkt ja immer, dass ich keine Vorlesungen mehr habe auch daran, dass ich endlich mal wieder Zeit und Lust auf privates Lesen habe. Damit auch im Blog davon Notiz genommen wird, hier nun also die erste Kritik zu Asta Scheibs „Das stille Kind“.

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Den Roman habe ich bereits zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen, nachdem er mich im Bücherregal so angelächelt hat und der Klappentext so vielversprechend klang. Lest selbst:

„Paulina und Lukas können ihr Glück nicht fassen. Endlich soll ihr Traum vom Haus mit Garten in München wahr werden, endlich können sie mit ihren drei kleinen Kindern Cosima, David und Mavie aus der engen Wohnung an der lauten Donnersbergerstraße ausziehen. Das freut Paulina besonders für den vierjährigen David. Er ist anders als seine Geschwister, anders als die Kinder im Kindergarten. Er spricht wenig, hat vor allem Fremden Angst, kann kaum Kontakt aufbauen, braucht zwanghaft eine strenge Ordnung um sich herum. Als schließlich die ärztliche Diagnose Asperger-Syndrom gestellt wird, eine Art von Autismus, sind die Eltern zunächst verzweifelt. Doch dann beschließen Paulina und Lukas, ihren Sohn aus seinem seelischen Gefängnis zu befreien. Und damit beginnt das Leben jeden Tag neu.“

Klingt gut, hn? Klingt nach einem Roman, der sich um das Kind dreht, um die Welt aus den Augen eines Autisten und wie man sich als Eltern auf einen so kleinen Menschen einlassen kann, ihm helfen kann in einer unordentlichen, lauten Welt sich zurecht zu finden. Es klingt nach Details, die man lernt als Erwachsener durch die Augen des Kindes zu sehen – nach Leben und Liebe, auf ungewöhnliche Weise.

Aber leider ist das mehr Schein als Sein. Denn ich muss sagen, dass ich von dem Buch unglaublich enttäuscht bin. Die Geschichte um den Sohn scheint nur Randstück und Aufhänger zu sein, damit der Leser sich durch die oberflächliche und zähe Geschichte der Eltern quälen: Die ach-so-bösen Familie der Paulina mit dem obligatorischen Missachten der Eltern, weil angeblich unterhalb des sozialen Standes geheiratet wurde – und der Vater ist natürlich in Wahrheit auch ein kleines Arschloch, der sich halb an der kleinen Tochter vergangen hat. Diese nun erwachsen und Ehefrau, ist sich nicht über ihre Identität sicher und findet natürlich nur in den Armen des älteren Pierres wahre Anerkennung – Affäre Nummer eins. 
Lukas hingegen – armes kleines Waisenkind, bei der Oma aufgewachsen – ist nur Landschaftsgärtner, der aber dennoch ein Jahr nach Kanada gegangen war und nun recht  erfolgreich in München ist. Nun kommt seine ehemalige Kanada-Geliebte zufällig wieder und natürlich treiben die beiden es. Super, olé olé, Affäre Nummer zwei. 
Das gibt natürlich großen Gefühlsknatsch und Streit und als Pierre – der Typ von ihr – dann sein Haus halb an sie verschenkt und halb an die Großmutter verkauft, ist Polen offen.
Die Diagnose Asperger wird gar nicht gestellt, Autismus fällt tatsächlich erst auf den letzten hundert Seiten als Diagnose und die erwähnte Absicht der Eltern, ihrem Sohn zu helfen im Leben zurechtzukommen wird auf den letzten 20 Seiten angedeutet und dann ist Schluss.

Beschiss. Und dann nicht mal gut geschriebener Beschiss. Die Sprache ist hölzern, die Sätze nur so halb fließend, halb stolpernd. Viele Details sollen helfen, es authentischer wirken zu lassen – stören mich persönlich aber eher dabei. Und die Darstellungen bezüglich des Autismus wirkten alles andere als „eindringlich und mit viel Liebe und Respekt für die Menschen“ erzählt (wie es auf dem Buchdeckel heißt) – sondern wie aus dem medizinischen Fachbuch abgeschrieben.

Ich bin von diesem Buch wirklich enttäuscht und zweifle langsam aber wirklich daran, dass es deutsche Schriftsteller gibt, die noch mit der Sprache wirklich faszinieren können. Gibt es eigentlich Autoren, die ein Thema wie Autismus wirklich begreifen und so wiedergeben können, dass es emotional tatsächlich berührt und die schwierige Lage, die ein Mensch mit dieser Diagnose – denn Krankheit will und kann ich das nicht nennen – jeden Tag durchmachen muss, authentisch und fassbar gemacht wird. Das ist schwer, das ist mir klar – und wahrscheinlich ist es ohnehin nur Interpretation – aber dann sollte sich ein Autor, der dazu nur aus Fachbüchern Informationen hat, vielleicht doch ein anderes Thema zum Schreiben suchen. 

Für alle Interessenten dennoch hier mal die harten Fakten:

Asta Scheib: Das Stille Kind.
14,90 €
erschienen im dtv
ISBN: 978-3-423-24854-9


Und ich verspreche, das nächste Buch wird besser – das ist wieder ein französisches ^^
Odette Toulemonde

Eric-Emmanuel Schmitt – Odette Toulemonde.

Ihr Lieben!

Kennt ihr eigentlich Eric-Emmanuel Schmitt? Er ist ein französischer Schriftsteller, den ich seit dem wunderschönen Film „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans“ auf dem Radar habe, da er das Buch dazu (oder eigentlich, da nach seinem Buch der Film gedreht wurde) geschrieben hat. Er schreibt wirklich sehr zauberhaft und elegant und hat einfach diese typische Art, französisch zu erzählen. (Nein, ich bin nicht frankophil ^^) Seine Romane und Geschichten sind schon ab und an Vorlagen für Filme gewesen (beispielsweise auch „Oskar und die Dame in Rosa“) – doch bei dem Werk, welches ich euch heute vorstellen möchte, war das ausnahmsweise mal andersherum, denn er schrieb zunächst das Drehbuch für diesen Film und verfasste davon inspiriert die restlichen Geschichten (auch weil ihm verboten wurde, während der Dreharbeiten zu schreiben, es könne ihn zu sehr von seiner Regiearbeit ablenken – dann aber erst recht, dachte er sich…) Die Rede ist von:

Eric-Emmanuel Schmitts „Odette Toulemonde: und andere Geschichten“.

via

In acht Novellen erzählt Schmitt die Geschichten von acht verschiedenen Frauen, die auf verworrenen und uneinsichtigen, schmerzlichen aber gleichzeitig bezaubernden Wegen das Glück finden. 
Da ist Wanda Winnipeg, die eiskalte und abgestumpfte Millionärin, die nach Ewigkeiten eine alte Schuld begleicht und niemals seliger war, als in diesem Moment.
Da ist Hélène, die durch ihren optimistischen Mann aus ihrem erdrückenden Perfektionismus ausbrechen kann.
Da ist Odile, die gegen einen unsichtbaren Feind ankämpfen muss, gegen den sie zwar nicht siegen kann, durch den sie aber ihr Leben erneut erlebt.
Da ist Aimée Favart, die erkennen muss, dass ihre Herzensgüte ausgenutzt worden ist und in ihrer fest vorgenommenen Verbitterung dennoch nicht umhin kann, als erneut ihre Wärme weiter zu geben.
Da ist Isabell, die alles hat, um glücklich zu sein und dennoch ein ungutes Gefühl mit sich trägt – bis sie herausfindet, dass ihr Mann auch alles hat, um glücklich zu sein – doch scheinbar nicht bei ihr.
Da ist die barfüßige Prinzessin, die einem erfolglosen Schauspieler den schönsten Tag in seinem Leben schenkt, um ihr eigenes Unglück einen Tag lang vergessen zu können.
Da sind Olga, Tatiana, Lily und all die anderen Frauen, die als Regimegegnerinnen in der Umerziehungsanstalt, Baracke 13, mit Zigarettenpapieren und einem Bleistift das schönste Buch der Welt für ihre Töchter verfassen.
Und da ist Odette Toulemonde, die Titelheldin, die kleine unscheinbare Verkäuferin, die in ihrer Warmherzigkeit und Gutmütigkeit ihrem Helden der Literaten Balthazar Balzan aus dem dunkelsten Tief seines Lebens hilft und dabei ganz unbeabsichtigt glücklich wird.

Die Geschichten sind voller Liebe und Schönheit in den Worten. Sie zeichnen wundervolle Menschen, die keine Superhelden und keine Schönheitsköniginnen sind, dafür aber einfach zauberhafte Persönlichkeiten, die auch in Kummer und Leid die Dinge fest im Auge behalten, die das Leben wertvoll machen. Und während man die Geschichten liest und die Figuren kennen lernt, schaut man durch sie auf eben diese Schätze des Alltags und wird sich dieser bewusst.
Die Erzählungen sind traurig, amüsant, verbittert, lehrreich, fantasievoll, zärtlich. 

Ihr seht schon – ich liebe das Buch und kann es euch einfach nur uneingeschränkt empfehlen, es ist wun-der-schön!!! Geht und kauft es euch! Los! 😉

Dafür hier die harten Fakten:

Eric-Emmanuel Schmitt: Odette Toulemonde und andere Geschichten.
8,95€
erschienen im Fischer Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3-569-17756-1