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Kerstin Gier – Die Edelstein-Trilogie

Ihr Lieben!

Eigentlich schon vor über einem halben Jahr ausgelesen habe ich die Jugendbuch-Reihe einer deutsche Autorin, die mir immer sympatischer wird. Irgendwie bin ich bisher aber noch nie dazu gekommen darüber zu bloggen und finde – da ich ja gerade so gut dabei bin – das sollte ich jetzt mal schleunigst ändern. Darum hier meine Meinung zu Kerstin Giers Edelstein-Trilogie.

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„Wieder schnaubte das Mädchen verächtlich durch die Nase und wieder hatte ich das Gefühl seltsamer Vertrautheit. „Ich muss gar nichts“, sagte sie und drehte sich abrupt zum Fenster. Das heißt, sie drehte sich zu mir. Ich wollte  hinter den Vorhang abtauchen, aber ich erstarrte mitten in der Bewegung. Das war nicht möglich! Das Mädchen  hatte mein Gesicht. Ich schaute in meine eigenen erschrockenen Augen! Das Mädchen schien genauso verblüfft wie  ich, aber sie erholte sich schneller von ihrem Schreck. Sie machte eine eindeutige Handbewegung. Versteck dich! Verschwinde! 
(…)
Und dann stand ich auf einmal im Klassenzimmer der Sechsten und war mit den Nerven völlig am Ende. Alles blieb still. Ich hatte wegen meines plötzlichen Auftauchens mit einem Aufschrei aus vielerlei Schülerkehlen  gerechnet und damit, dass möglicherweise jemand – Mrs Counter? – vor Schreck in Ohnmacht fallen würde. Aber das Klassenzimmer war leer. Ich stöhnte vor Erleichterung. Wenigstens hatte ich dieses eine Mal Glück gehabt. Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken und legte meinen Kopf auf das Pult. Was geschehen war, überschritt für den  Moment mein Fassungsvermögen.“ 

Gwendolyns Leben dreht sich um nichts weiter, als um den normalen Alltag, den ein 16-jähriges Mädchen in England so hat. Neben Schulstress, Familienstreitigkeiten und dem ganz normalen Wahnsinn der Pubertät tritt jedoch noch das sagenhafte Geheimnis ihrer Familie, welches sie strengstens zu hüten hat hinzu. Denn ihre gleichaltrige Cousine Charlotte ist Trägerin eines einzigartigen Gens, welches ihr ermöglicht, in der Zeit zu reisen. Seit ihrer frühesten Kindheit wird das Mädchen auf den Moment ihres ersten Sprungs vorbereitet – Menuett tanzen, fechten lernen, Zeitgeschichte pauken. Nur ärgerlich, dass plötzlich Gwen ins England des 18. Jahrhundert springt. 
Als ob die dadurch entstandenen Schwierigkeiten nicht schon groß genug wären, muss sie sich nun auch noch mit dem zwar gutaussehenden aber distanzierten Gideon, welcher ebenfalls das Zeitreisegen trägt, herumschlagen. Wie soll sie nur völlig unvorbereitet und mit diesem eingebildeten Jungen an ihrer Seite all die Aufgaben, welche ihr von der geheimen Loge rund um die Zeitreisenden gestellt werden, bewerkstelligen? Und zu allem Übel scheint bald keiner mehr der zu sein, den Gwen zunächst erwartet hatte. Eine abenteuerliche Reise durch die Zeit beginnt…
Die drei Romane „Rubinrot“, „Saphirblau“ und „Smaragdgrün“ umfassen eine herrlich witzige und fantasievolle Geschichte, welche sicherlich als Zielpublikum Jugendliche (und insbesondere angesichts der Liebesgeschichte wohl Mädchen) ansprechen soll. Allerdings bin ich der Meinung, dass auch ich mit meinen 24 Jahren sehr gut auf meine Kosten gekommen bin. Die Bücher sind amüsant, spannend und gut geschrieben. Sie lesen sich in einem Rutsch gut weg und bieten dabei großartige Unterhaltung! Eine hübsche Mischung aus „Twilight“, „Harry Potter“ und „Der goldene Kompass“, gekoppelt an ein neuinterpretiertes Konzept der Zeitreise, zusammen mit der herrlichen Schreibe von Kerstin Gier, welche wohl letzten Endes ausschlaggebend dafür ist, dass auch Erwachsene die Bücher problemlos lesen können. Denn irgendwie schafft die Autorin es, dass man sich beim Lesen wie ein 14-jähriges Mädchen fühlt, welches kaum etwas aufregenderes kennt, als einen Kuss und somit ordentlich mit Gwen mitfiebern kann. 
Mein Fazit: Absolute Kaufempfehlung für alle, die damit leben können, dass es eben ein Jugendbuch ist und sich eben um eine Liebesgeschichte dreht. Denn selbst wenn ich einige Wendungen bereits kommen gesehen habe, so waren sie dennoch stilistisch gut gemacht und haben zudem das Ende nicht verdorben, welches wirklich nochmal spannend wird! Ich wünsche euch allen also eine gute Reise mit einer Liebe, die durch alle Zeiten geht…
Die harten Fakten:
Kerstin Gier – Edelstein-Trilogie (Rubinrot, Saphirblau, Smaragdgrün)
einzeln 15,99 €, 16,99 € und 18,99 € – im Sammelschuber für 39,99 €
erschienen im Arena Verlag
ISBN (Sammelschuber): 978-3401067636
So nah und doch so fern

Ann Brashares – So nah und doch so fern

Ihr Lieben!
Vor etwa zwei Wochen erreichte mich eine sehr interessante Email. Der Verlag carl’s books bot mir an, eines seiner neuesten Werke zu lesen und zu rezensieren. Die Beschreibung klang vielversprechend und interessant und somit nahm ich dieses Angebot dankbar an. Bereits heute kann ich euch meine Besprechung dieses 368-seitigen Romans vorstellen, womit deutlich werden dürfte, dass ich es wirklich verschlungen habe: Ann Brashares‘ „So nah und doch so fern“.
„Ich lebe seit mehr als tausend Jahren. Ich bin oft gestorben. Wie oft, habe ich vergessen. (…) Ich hatte niemals ein Kind und bin niemals alt geworden. Ich weiß nicht, warum. Ich habe meine große Liebe gefunden, und nur sie bleibt. Ich habe sie einmal getötet und bin viele Male für sie gestorben, und doch habe ich nichts erreicht. Immer suche ich sie, und immer erinnere ich mich an sie. Und ich hoffe, dass auch sie sich eines Tages an mich erinnert.“
Obwohl doch so still und darauf bedacht, nirgends aufzufallen, kann Lucy sich seiner Gegenwart nicht erwehren: Daniel Grey. Zwar kennt sie ihn nicht, wird aber von ihm angezogen, wie die Motte vom Licht. Die in seiner Gegenwart aufflammenden Gefühle erschrecken sie zutiefst, da sie zu intensiv, zu groß für eine bloße Schwärmerei sind. Sie kann sich nicht erklären, woher sie kommen. Und als Daniel sich ihr eines Tages als ihr Geliebter und Beschützer aus zahlreichen früheren Leben zu offenbaren versucht, ergreift sie die Flucht, kann nicht glauben, kann nicht begreifen, kann die in ihr plötzlich wieder aufsteigenden Erinnerungen und Visionen nicht als die ihren fassen und glaubt schier verrückt zu werden. 
Dass der junge Mann tatsächlich einer der wenigen Menschen auf der Erde ist, der sich an seine Vorleben erinnert und ihm bekannte Seelen wiedererkennt, scheint irrwitzig und absurd. Doch es ist die Wahrheit. 
Völlig verzweifelt über ihre ablehnende Reaktion, welche er aus den früheren Leben bereits zu gut kennt, zieht Daniel sich zurück – eine Entscheidung, die allerdings seinem ehemaligen Bruder und ewigen Rivalen den Weg ebenet, um den beiden erneut ein Leben miteinander zu zerstören. Darum fasst Daniel endlich Mut und startet wie in einem seiner ersten Inkarnationen eine Rettungsaktion für die Frau die er liebt, bei der er alles riskiert und alles verlieren kann – und doch sie am Ende als möglicher Lohn auf ihn wartet. 
Zu Beginn des Romans sich in einer Highschool wiederzufinden und davon zu lesen, wie sich ein Mädchen wie magisch von einem andersartigen Jungen angezogen fühlt, ließ mich zeitweise an die Twilight-Saga denken und ich rollte innerlich schon etwas enttäuscht mit den Augen. Nach den ersten Kapiteln jedoch entwickelte sich die Geschichte in eine andere Richtung, was wohl auch dank der immer wieder eingeschobenen Erzählungen von Daniels ehemaligen Leben der Fall war. Die Highschool ist bald vergessen und das College bzw. das Erwachsenenleben tritt in den Fokus. Und während man auf der einen Seite Lucy in der Gegenwart begleitet, verläuft man im Schnelldurchlauf mit Daniels Seele etwa 1500 Jahre Menschheitsgeschichte, um schließlich ebenfalls in der Jetztzeit anzukommen. Dieser Kniff der Autorin hat mich über die anfänglichen Schwächen des Buches schnell hinweggetröstet. Und auch wenn Brachares sich ab und an in Sachen Formulierung und Handlungsgeschehen ein wenig im alteingestaubten Kitsch-Repertoire vergreift, so formt sie ingesamt doch eine faszinierende Geschichte, die ein Leben beschreibt, welches zwar nicht anders ist, als andere – dafür aber etwas länger …
Allerdings muss ich ehrlich anmerken: Die schicksalshafte Liebe der beiden – find ich klasse, ich bin eben hoffnungslos romantisch. Die wahnsinnige, schon fast weltfremde Rettungsaktion – geschenkt, kann ich gut mit leben. Aber das Ende?! Liebe Frau Brashares, was ist das denn? Bin ich zu unverständig, dass ich es nicht begreife, was Sie mir damit sagen wollen? Ist das ein Open End oder ein Cliffhanger? Ich war wirklich ein bisschen enttäuscht von diesem Schluss.
Mein Fazit: Alles zusammen betrachtet, finde ich das Buch soweit in Ordnung, auch wenn es mir die letzten zwei Seiten ein wenig verdorben haben. Dennoch habe ich es binnen eines Wochenendes durchgelesen, was immer ein gutes Zeichen ist. Es ist spannend, es ist an den richtigen Stellen auch amüsant und hat mich schließlich sogar zu Tränen gerührt. Zudem greift es eine Thematik auf, die ich wahnsinnig interessant finde und stellt diese in einer Art und Weise dar, die ich erstaunlich nachvollziehbar finde. Schaut es also ruhig mal an, wenn ihr den Zugang zu dieser Art Stoff finden könnt.
Die harten Fakten:
Ann Brashares – So nah und doch so fern
14,99 €
erschienen bei carl’s books
ISBN 978-3-570-58517-7
Ich bedanke mich an diese Stelle bei der PR-Stelle des carl’s books Verlags für das kosten- und bedingungslose Rezensionsexemplar!

Banana Yoshimoto – Ihre Nacht

Ihr Lieben!
Heute ist offiziell Sommeranfang und nach den gestrigen Gewittern ist es auch wieder etwas erträglicher vom Wetter her. Was gibt es da also schöneres, als sich mit einem Buch gepflegt bei offenem Fenster hinzusetzen, die leichte Brise zu genießen und dieses endlich fertig zu lesen? Genau das habe ich darum heute gemacht – wenn auch hauptsächlich auf der Zugfahrt in die Heimat ^^ – mit Banana Yoshimotos „Ihre Nacht“.
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„Also, ich bin Yumiko Konami. Ich möchte mich für die schreckliche Tat meiner Muttzer entschuldigen und um Vergebung bitten.“ 
„Ich heiße Shoichi Takahashi und bin der Cousin von Yumiko. Der letzte Wunsch meiner Mutter war, dass ich Yumiko helfe, wenn sie Hilfe braucht.“

Ein ungewöhnliches Gespann, welches da auf dem Sofa einer völlig unbekannten Frau sitzt und so das Gespräch beginnt. Aber eine andere Art scheint es nicht zu geben, denn während Shoichi in seiner Kindheit ein geborgenes Heim erleben durfte, durchlitt Yumiko eine vom okkulten Wahnsinn ihrer Mutter geprägte Tortur, die im Tod einer ganzen Séancegesellschaft inklusive ihrer Eltern gipfelte. Seit diesem schicksalshaften Tag ist Yumikos Leben verschleiert und lückenhaft, seltsam teilnahmslos. Sie kann sich an kaum etwas erinnern. Als ihr Cousin – in Kindertagen ihr liebster Gefährte – schließlich auf dem Sterbebett seiner Mutter, der Zwillingsschwester von Yumikos Mutter – ihren letzten Wunsch vernimmt, ihr beizustehen, nimmt er sich ein Herz und sucht die inzwischen erwachsene Frau auf, um gemeinsam die Dunkelheit in ihrer Kindheit besiegen zu können. Die Reise, die die beiden dabei antreten führt sie an viele Orte aus ihrer Vergangenheit, die immer mehr Puzzelstücke zu Tage fördern, wodurch deutlich wird, dass damals nicht alles so geschehen sein kann, wie Yumiko sich zu erinnern glaubt…
Nachdem ich als eingefleischter Yoshimoto-Fan mit dem vorherigen Schriftstück „Mein Körper weiß alles“ so meine Probleme hatte, fürchtete ich bei diesem Roman zunächst ähnliches. In ihrem neuen Buch kehrt die Autorin allerdings zu ihrer alten Form zurück. Um nicht zu sagen, dass sie sich selbst übertrifft. Ich zähle es inzwischen mit zu einem meiner liebsten Werke von ihr. 
Die anfangs schwermütige Grundstimmung wird immer wieder durch für die Autorin typische, poetisch leichte Gedankenspiele und Randkommentare aufgelockert, die erlauben, über den gewohnten Tellerrand hinauszuschauen. Wie selbstverständlich holt sie auf den Seiten von „Ihre Nacht“ das Übernatürliche in die Wirklichkeit und verstrickt die Geschichte zu einem großartigem Ende, voll Liebe und Erlösung von irdischem Schmerz. 
Als einzigen Kritikpunkt hätte ich während des Lesens wohl die zwischenzeitlich sehr förmlich, fast schon banal anmutenden Dialoge der beiden Hauptfiguren anführen können – allerdings werden diese angesichts des Endes zu logischen, wenn nicht sogar wertvollen Bausteinen dieses Gebildes.
Mein Fazit: Lesenswert hoch drei! Und auch auf die Gefahr hin, als kitschig abgestempelt zu werden, möchte ich voller Inbrunst verkünden, dass dieser Roman mich einfach tief bewegt hat. So verzaubern können nur wenige und Banana Yoshimoto ist es hier mal wieder gelungen – ohne Pathos, ohne Appell, dafür aber mit einer imensen Gefühlsspanne und der Abbildung des Lebens, wie es ist und wie es sein könnte. 
Die harten Fakten:
Banana Yoshimoto: Ihre Nacht
18,90 €
erschienen bei Diogenes
ISBN 978-3-257-06816-0 

Marie-Sabine Roger – Der Poet der kleinen Dinge

Ihr Lieben! 

Ich habe mir momentan mehr oder weniger noch eine Woche Heimurlaub gegönnt und nutze dabei die Zeit auch endlich mal wieder etwas für private Leseabenteuer. Dabei habe ich nun gestern nach langer Pause (ich glaube, ich habe im Januar das letzte Mal darin geschmökert) wieder ein Buch ausgelesen und möchte nun heute gleich die Rezension schreiben, denn es ist wirklich, so viel sei vorweg genommen, ein kleiner Herzbeleber: Marie-Sabine Rogers „Der Poet der kleinen Dinge“.
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Nur nicht lange bleiben, nirgendwo Wurzeln schlagen. Nach ihrem Tod will sie nicht von sich sagen müssen, sie hätte ihr Haus nicht erkundet und sich nur in einer Ecke der Küche aufgehalten. Darum arbeitet die junge Alex heute hier und wandert morgen weiter. Dass sie bei ihrem diesmaligen Zwischenstopp jedoch von dieser Lebenseinstellung abgelenkt wird, liegt nicht nur an dem körperlich wie geistig behinderten Bruder ihres Pensionswirts mit dem Namen Gérard – oder wie Alex ihn liebevoll nennt: Roswell -, welcher unter den Launen dessen Frau leiden muss, sondern auch an den beiden eigentümlichen und ziellosen Gestalten Cédric und Olivier, genannt Zackenbarsch. Dass aus diesen vieren eine Art Freundschaft keimen würde, hätten sie wohl alle nicht erwartet – und als Alex für den vernachlässigten kleinen Poeten Gérard einen Roadtrip plant, um ihm ein wenig Freude zu bringen, verändert sie damit das Leben aller…

Marie-Sabine Roger, die bereits durch „Das Labyrinth der Wörter“ einen großen Erfolg feiern konnte, knüpft mit diesem Roman daran an. Stilistisch ist es dem Vorgänger ähnlich, sie versteckt große Weisheiten in schnodderier Sprache und klaren Gedanken. Die Geschichte wird ohne viel Schmuck erzählt und wechselt zwischen den Perspektiven von Alex und Cédric hin und her, wodurch beim Lesen eine Art Gesamtbild zusammengepuzzelt werden kann. Ein interessanter Schachzug, der Abwechslung bringt.
Die Kapitel sind wieder sehr kurz aber dennoch nicht nichtssagend und sind somit für spätabendliche Kurzgenüsse prädestiniert. 

Mein Fazit: Lesenswert! Denn das Dasein wird ohne Kitsch und dafür sehr ehrlich gezeichnet und wirkt somit schon wieder wunderschön und gleichsam fragil. Eine Prise Humor, eine Portion Liebe und einen guten Schub Leben. Und dann zeigt einem der nuschelnde, sabbernde und tollpatschige Gérard plötzlich, wie man sich freut. 

Die harten Fakten:

Marie-Sabine Roger: Der Poet der kleinen Dinge
18,99 €
erschienen bei Hoffmann und Campe
ISBN 978-3-455-40095-3 
Die Mechanik des Herzens

Mathias Malzieu- Die Mechanik des Herzens

Ihr Lieben!
Bereits bei den Weihnachtsgeschenken habe ich euch ja schon angedeutet, dass ich viiiiele neue Literatur bekommen habe. Zum Weiterlesen dieser komme ich momentan leider nicht so recht, da ich viele Uni-Texte schaffen muss. Aber das eine bereits ausgelesene Buch möchte ich euch doch endlich noch vorstellen: Mathias Malzieus „Die Mechanik des Herzens“.

Am kältesten Tag aller Zeiten wird 1874 ein kleiner Junge bei der wunderlichen, von allen für eine Hexe gehaltenen Doktor Madeleine geboren. Er ist der ungewollte Sohn einer viel zu jungen Frau, die von ihm nichts wissen und ihn bei der Hebamme lassen will – wie zahllose andere es auch tun. Madeleine nimmt sich solcher Kinder an. Aber auch um alle anderen ungeliebten Geschöpfe, alt wie jung, kümmert sie sich und repariert diese auf ihre ganz eigene Art und Weise. Jack – der neugeborene Junge, um den es in dieser Geschichte geht – ist auch eine solcher. Sein Herz ist zu schwach und droht mit dem Schlagen aufzuhören. Madeleine setzt ihm darum eine hölzerne Kuckucksuhr ein. Mit diesem Makel will ihn jedoch keiner haben, weswegen er bei der Doktorin bleibt und die Welt außerhalb ihres kleinen Hauses auf dem Hügel nie sieht. 
An seinem 10. Geburtstag bekommt er jedoch seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt: Er darf mit Madeleine hinunter in die Stadt gehen. Und auch wenn sie ihm seit seiner Geburt eingeschärft hat, er darf niemals sein Herz verschenken, da sich sonst sein Stundenzeiger durch seine Haut bohren, seine Knochen bersten und die Mechanik seines Herzens für immer still stehen werde, ist es beim Anblick einer kleinen wunderschön singenden Flamenco-Tänzerin um ihn geschehen. 
Er nimmt die Gefahr, an dieser Liebe zu sterben, in Kauf und macht sich schließlich auf, seine alsbald verschwundene Tänzerin zu suchen, um ihr seine Gefühle gestehen zu können. Doch diese Reise wird lang, schwierig und gefährlich …
Eine Kritik des WDRs, welche auf dem Einband abgedruckt ist, beschreibt diesen Roman mit folgenden Worten: „Ein Märchen im Tim-Burton-Style.“ Dies ist sehr treffend, wie ich finde, denn ähnlich zauberhaft, detailverliebt und gleichzeitig romantisch wie melancholisch Tim Burtons Filme meist anmuten, so ist auch „Die Mechanik des Herzens“ geschrieben. Mit wunderschönen Metaphern, vielschichtigen und liebevoll ausgestalteten Charakteren und einer in den Bann schlagenden Sprache bezirzt Malzieu den Leser, ähnlich wie die Tänzerin Miss Acacia Jack verzaubert. 
Mein Fazit ist also: absolut lesenswert! Doch gleichzeitig eine Warnung. Das Buch hat mich emotional sehr angegriffen und an mehreren Stellen kamen mir die Tränen. Denn wie im echten Leben ist die Liebe und das Leben oftmals einfach nur grausam. Und ob es am Ende ein Happy End gibt, muss jeder selbst entscheiden.

Die Harten Fakten:

Mathias Malzieu: Die Mechanik des Herzens
12,99 €
erschienen bei carl’s book
ISBN 978-3-570-58508-5
Ich bin mir gar nicht sicher, ob diese Beschreibung dem Buch tatsächlich gerecht wird, ich bezweifle es ganz stark. Ich habe mich bemüht, kurz und prägnant das wichtigste zu nennen. Das ist bei einem solchen Werk aber wahrscheinlich eine unglaublich schlechte Idee, man muss es einfach gelesen haben. ^^; 
Das Mädchen auf den Klippen

Lucinda Riley – Das Mädchen auf den Klippen

Ihr Lieben!

Bei einem ziellosen Streifzug durch den örtlichen Buchladen stolperte ich vor nicht all zu langer Zeit über einige interessante Titel. Spontan mitgenommen habe ich mir deswegen aufgrund eines Bauchgefühls: Lucinda Rileys „Das Mädchen auf den Klippen“.

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Der Klappentext fasst meiner Meinung nach wirklich mal sehr hübsch zusammen, worum es in dem Roman der Autorin des vorhergehenden Bestsellers „Das Orchideenhaus“ geht, darum sei der hier einmal zitiert.
„Vor zehn Jahren hat die junge Künstlerin Grania Ryan ihre irische Heimat verlassen, um in New York ihr Glück zu finden. Doch nach einem traumatischen Erlebnis kehrt sie zurück an den Ort ihrer Kindheit: das kleine Farmhaus ihrer Eltern nahe den Klippen von Dunworley Bay. Um den Kopf frei zu bekommen und ihre trüben Gedanken zu verscheuchen, unternimmt Grania an einem stürmischen Nachmittag einen Spaziergang an der Steilküste und traut ihren Augen nicht, als sie ein kleines Mädchen am Rande des Abgrunds stehen sieht: barfuß und nur mit einem Nachthemd bekleidet, das lange rote Haar vom Wind zerzaust. Vorsichtig nähert sie sich der Kleinen, aber das Mädchen dreht sich wie in Trance nur für einen Moment um und läuft dann davon. Als Grania ihrer Mutter Kathleen von der seltsamen Begegnung erzählt, reagiert die sonst so offene und herzliche Frau abweisend, ja fast erschrocken. Denn Kathleen weiß, wer das Mädchen auf den Klippen ist: Aurora, die Erbin des herrschaftlichen Dunworley House. Und sie weiß auch, dass sie nun ihr jahrelanges Schweigen brechen muss, wenn die tragische Geschichte von Liebe und Tod, die die beiden Familie seit Generationen verbindet nicht auch Granias Schicksal bestimmt…“

So viel zum Inhaltlichen. Sprachlich muss ich ehrlich sein und zugeben, dass ich den Schreibstil der guten Frau Riley zunächst etwas hölzern, etwas holperig fand. Aber entweder gewöhnt man sich daran oder der Stil verbessert sich tatsächlich und wird flüssiger, aber etwas nach dem ersten Drittel war ich wirklich  in der Geschichte drin. 
Vom Aufbau her springt die Geschichte durch die Zeiten, was das Lesen aber nicht weiter stört. Es wird dadurch sogar recht spannend. 
Und auch in emotionaler Sicht gewinnt der Roman mit jeder gelesenen Seite. Die zunächst vielleicht etwas oberflächlich und vorhersehbare Geschichte verknüpft sich unbewusst doch rasch mit einem gewissen fesselnden Gefühl, ohne wirklich auf die Tränendrüse zu drücken oder ins Kitschige abzuwandern. Auch wenn ich zugeben muss, dass ein paar Handlungsverläufe in meinen Augen auch hätten anders laufen können, etwas überraschender hätten sein dürfen – ab und an ist es doch ein wenig klischeebehaftet. 
Insgesamt muss ich aber sagen, hat mir das Buch soweit ganz gut gefallen – gerade das Ende ist wirklich nochmal sehr rührend und hat mir doch tatsächlich ein kleines Tränchen in die Augen getrieben. 
Fazit ist somit, man lebt auch ohne das Buch, kann aber auch ruhig dazu greifen und macht damit kaum etwas falsch. 

Die harten Fakten:

Lucinda Riley – Das Mädchen auf den Klippen.
9,99 €
erschienen im Goldmann Verlag.
ISBN: 978-3-442-47789-0

Philippe Pozzo di Borgos – Ziemlich beste Freunde

Ihr Lieben!

Für ein paar Tage hat es mich wieder nach Halle verschlagen und binnen kürzester Zeit ist hier einiges passiert. Dabei ständiger Begleiter war eines der neuen Bücher, welches ich euch nun vorstellen möchte: Philippe Pozzo di Borgos „Ziemlich beste Freunde“

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Philippe Pozzo di Borgos hat alles in seinem Leben: Er ist reich, hat eine wundervolle Frau, Erfolg im Beruf und zwei Kinder – und dann stürzt er mit dem Gleitschirm ab. Genickbruch. Und sein zuvor von außen als so schön empfundenes Leben beginnt ihn einzuholen. Er bleibt für immer gelähmt und fühlt sich wertlos. Doch seine Frau – selbst stark gebeutelt durch Krebs – schenkt ihm den zweiten Atem, durch den er den Mut schöpfen kann, weiterzuleben. Zusammen mit seinem Betreuer Abdel – einem Ex-Sträfling mit ungehobelten Manieren und sehr dubiosen Ideen und Ansichten – schafft er es auch nach ihrem Tod, den Kopf oben zu behalten und nicht in (Selbstmit-)Leid zu versinken.
In „Ziemlich beste Freunde“ berichtet Borgos autobiographisch über sein Leben, die schweren Zeiten, die guten Momente, die Probleme und Schuldgefühle seiner Frau gegenüber, die Bewunderung für ihre Tapferkeit angesichts einer solchen Situation. Und er drückt seinen Dank gegenüber all seinen Engeln und Helfern – und seinem Schutzteufel, wie er Abdel nennt – aus.

Das Buch offenbart die wahre Geschichte, von welcher der Film „Ziemlich beste Freunde“ ausgegangen ist. Sie ist verständlicher Weise nicht halb so amüsant, wie es der Film war – sie ist eher ergreifend und teilweise sogar bedrückend. Die tiefe Liebe und Verbundenheit, die Philippe zu seiner ersten Frau empfindet, klingt schon fast zu schön um real zu sein. Und doch ist sie es. Man schmeckt die Süße der Liebe zwischen den Beiden, das Saure der Verzweiflung und die Bitterkeit ebenso deutlich, wie man die Dankbarkeit und Verbundenheit mit seinem neuen Leben erkennt. 

Das Buch hat mich sehr interessiert und auch wenn es an einigen Stellen schwer zu verstehen ist (es wirkt teilweise wie ein Fiebertraum), an anderen wiederum man kaum glauben kann, wie tief diese Seelenverbindung zwischen Philippe und Béatrice sein muss – es lohnt definitiv das Lesen. Nicht für einen sorglosen Nachmittag zwischen Tür und Angel – dafür sollte man sich Zeit nehmen und die Worte würdigen und ihrem Nachklang bewusst lauschen. 
Es rundet das Bild des Films ab und zeigt die Realität in ihrer Grausamkeit, ihrer Schönheit, ihrer Verletzbarkeit.

Darum hier die harten Fakten:

Philippe Pozzo di Borgos: Ziemlich beste Freunde.
14,90 €
erschienen im Hanser Verlag Berlin
ISBN: 978-3-446-24044-5

Übrigens: Das Buch ist bereits vor Jahren erschienen und wurde nun anlässlich des Filmes ergänzt und neu aufgelegt. Es ist also sicherlich nicht das „Buch zum Film“ 😉