Kategorie-Archiv: Kritikfabrik

Bücher könnte ich regelrecht wegatmen. Wo ich geh und steh, finde ich immer eines, dem ich Obhut gewähren muss.

Meine Meinung zu denen. die mir gefallen haben, die ich verschlungen habe oder angewidert wieder beiseite legen musste – zu diesen Welten, die sich mir eröffnet haben und mich inspirierten oder bewegten, soll hier mit euch geteilt werden.

Wolverine – Der Weg des Kriegers

Ihr Lieben!
Vergangenen Samstag waren Iv, ihr Liebster, dessen Bruder, mein Mann und ich zusammen verabredet, um unserer geballten Nerdigkeit zu fröhnen und ganz klassisch den neuen X-Men im Kino zu begutachten: „Wolverine – der Weg des Kriegers“.
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Die Story spielt einige Zeit nach X-Men: Der letzte Widerstand. 
Logan hat sich in die Wildnis zurückgezogen, um dort in Einsamkeit den Tod Jeans zu verkraften, was ihm allerdings nur minder gut gelingt. Als er einen von Jägern vergifteten Bären findet, flammt sein altes Wesen in ihm auf und er sucht den Schuldigen. Als es in der naheliegenden Stadt zu einem Kampf zwischen den beiden kommt, tritt Yukio in das Geschehen ein und hält ihn von seinem Wunsch, dem verantwortlichen Jäger ein ganz ähnlich grausames Schicksal zukommen zu lassen, wie es dem Tier widerfahren ist, ab. Sie gibt sich als Angestellte des japanischen Firmenmogul Yashida zu erkennen, welchen Logan einst im zweiten Weltkrieg das Leben gerettet hat. Die beiden verbindet seither eine Art Freundschaft. Doch nun liegt der alte Mann im Sterben und bittet darum, sich von Logan verabschieden zu können. Etwas widerwillig reist dieser nun also nach Japan, wo ihm Yashida ein unglaubliches Angebot macht: Sterblichkeit. Logan lehnt jedoch ab, worauf hin sein Freund kurz danach stirbt. 
Bei der Beerdigung will Logan ihm die letzte Ehre erweisen – und wird stattdessen in die Entführung Marikos, Yashidas Enkelin – die Erbin des Firmenkonzerns und somit inzwischen mächtigste Person Japans – verwickelt. Bei dem Versuch sie zu retten und mit ihr zu flüchten, wird er mehrmals verwundet – doch heilen die Verletzungen nicht mehr. Was ist geschehen?

*** Achtung Spoiler***
Dass Wolverine mal in Japan landet wusste ich bereits, allderings ist es natürlich etwas seltsam. Seine gewohnt knurrige Coolness wird ab und an durch die nachdenklichen und stark asiatisch-tapfer-kriegerisch anmutenden Einschübe etwas unterlaufen. Nichtsdestotrotz empfand ich das als eine Art Entwicklung des Charakters. Er findet dadurch endlich Ruhe und kann sich innerlich von Jean lösen. 
Dass ihm seine Adamantiumklingen abgehauen wurden, fand ich aber scheiße! Die sollten sie ihm wieder neu überziehen – so ist er doch nicht Wolverine!! oO
***Spoiler Ende***
Der Film hat ziemlich viele schlechte Kritiken abbekommen. Ich fand ihn aber gar nicht sooo übel. Er wartet insgesamt mit reichlich Action, Humor, Romantik und Spannung auf, womit er für mich in sich stimmig war. Der Anfang ist etwas irritierend, da dort wild zwischen Vergangenheit, Traum und Realität gewechselt wird, allerdings erklärt sich das alles schnell und man kommt doch gut in die Geschichte rein. Die Optik finde ich schick, es ist ein Mix aus asiatisch-freundlich hellem Tag (Kirschblüten, Kimono, schönes Wetter, heile Welt, jaja) und düster-brutaler Nacht (Hinterhöfe, Gassen, Regen, Dreck, yeah Baby!). Die Figuren sind ähnlich abwechslungsreich und gut ausgeformt. Ich hätte mir allerdings noch ein paar neue Mutanten gewünscht. Die zwei, die vorkamen, waren zwar interessant, aber irgendwie etwas wenig. 
Das offene Ende lässt Raum für eine Fortsetzung – was mich glücklich machen würde, denn die Andeutung, die in einer längeren Szene nach dem Abspann noch gemacht wird (bleibt also bloß sitzen!!), ist sooo cool und vielversprechend! Hoffentlich wird das umgesetzt ^^
Mein Fazit: 
Ich bereue den Film nicht – es war X-Men, um genau zu sein Wolverine und Hugh Jackman XD – das ist doch schon genug, oder? ^^
Es war witzig, spannend und eine Weiterentwicklung des Hauptcharakteres. Und die paar Schwächen, die der Film hatte, verzeihe ich ihm. Einzig richtig ätzend fand ich, dass es ihn nur in 3D gab – mich nervt 3D so dermaßen!!! -.-
Schaut ihn euch aber ruhig (trotz 3D) mal an! 
ps.: Und wenn ihr das tut, wünsche ich euch, dass ihr nicht so nervige Deppen hinter euch sitzen habt. Die haben ihre Schuhe ausgezogen – es roch die ganze Zeit nach Fuß! – und dazu noch lauthals dumme Pseudo-Kenner-Kommentare abgegeben. Wie im Kindergarten! Solche Vollpfosten! Ich hasse Leute, die immer lauthals schreiend fragen „Oh mein Gott! Das ist doch xxx! Aber wie geht das denn? Das ist doch damals so und so gewesen!“ Und dabei so laut brüllen, dass sie selbst – und ich – die gerade im Film gegebene Antwort nicht verstehen. Da will ich mich immer umdrehen und zurückschnauzen: „Ja, wenn ihr mal die Fresse haltet und den Film guckt, dann würdet ihr auch mehr wissen!“
Aber wir sind ja ruhig und damenhaft. *räusper ^^  
Die geheimen Talente des Piet Barrol

Richard Mason – Die geheimen Talente des Piet Barol

Ihr Lieben!
Erneut darf ich mich glücklich schätzen, dass ich die Gelegenheit erhalten habe, wieder mit einem Verlag zusammen zu arbeiten. Dieses Mal fragte C. Bertelsmann bei mir an, ob ich nicht Interesse an zwei ihrer diesjährigen Sommerbücher hätte. Dem war natürlich so und somit kann ich euch nun die Rezension des ersten Romans vorstellen: Richard Masons „Die geheimen Talente der Piet Barol“

„Piet legte den Umschlag mit seinen Referenzen auf einen Tisch, der so zierlich war, dass er unter dieser Last schier zusammenzubrechen drohte. Dann setzte er sich hin, um zu warten. (…) Frau Vermeulen-Sickerts‘ Vorname beschwor Bilder von bärtigen Stammvätern herauf; hoffentlich war sie nicht allzu hässlich. Wie mühevoll, mit einer hässlichen Frau zu flirten. 
Er war angenehm überrascht, als leichte Schritte über die Fliesen hallten und Jacobina erschien. Sie war zwar fast sechsundvierzig, ihre schmale Taille und ihre geschmeidigen Bewegungen aber zeugten nach wie vor von den körperlichen Aktivitäten ihrer Jugend. (…) 
Jacobina griff zu einem extravagant verzierten Telefon und bestellte Erfrischungen. „Und darf ich jetzt bitte Ihre Referenzen sehen?“ Am besten, er brachte es gleich hinter sich. Als er ihr den Umschlag reichte, trafen sich ihre Blicke, und er erkannte, dass der erste Eindruck, den sie von ihm hatte, durchaus vorteilhaft war.“ 
Piet Barol ist ein junger, gutaussehender Mann, den sein bescheidenes Leben bei seinem Vater in der kleinen niederländischen Stadt Leiden unglaublich anödet. Sein Ziel ist es, dem glamourösen Leben seiner französischen Mutter nachzueifern und sein Glück in Amerika zu machen. Mit zahlreichen von seiner Mutter angeeigneten Talenten, die in keinem Lebenslauf stehen können, macht er sich 1907 auf nach Amsterdam, um dort in der wohlhabenden Familie Vermeulen-Sickerts als Hauslehrer den ersten Schritt in diese Richtung zu unternehmen. Dabei lassen ihn seine rasche Auffassungsgabe, sein kluger Verstand und sein Charme schnell erste Erfolge erzielen, die über seine eigentlich nur mittelmäßigen Qualifikationen hinwegtäuschen. Gerade die Hausherrin Jacobina fühlt sich zu dem jungen Mann hingezogen und gerät in tiefe Gewissenskonflikte. Im Gegensatz dazu knüpft Vater Maarten erst langsam Vertrauen zum neuen Hauslehrer seines Sohnes und seine beiden Töchter stehen dem Schönling noch ausnehmend skeptisch gegenüber. Zudem entpuppt sich der zehnjährige Sohn der Familie als wahrhaft schwierig, kämpft er doch jeden Tag gegen innere Dämonen, die keiner seiner Verwandten versteht. Kann Piet ihm helfen und sich somit den erhofften Vorteil verschaffen, um endlich in das gelobte Land Amerika aufbrechen zu können? 
„Die geheimen Talente des Piet Barol“ ist ein Roman, der eine eigenwillige Mischung aus Jane Austen, Hochstaplerkomödie und einer Spur Erotik darstellt. Der Held des Buches ist mir spontan sympatisch gewesen, auch die anderen Figuren, selbst die Gegenspieler, entfalten eine gewisse Anziehungskraft und somit ist grundsätzlich erst einmal eine positive Atmosphäre zu vermerken. Humorvoll und gleichzeitig aber auch einfühlsam berichtet er von den Gewissensbissen der für den jungen Mann entflammten Hausherrin, von den Sorgen und Nöten des Vaters sowie von der bedrückenden Beklemmung des Sohnes, welcher von allen als Versager betrachtet wird, in Wahrheit jedoch einfach nur missverstanden ist. Gerade diese Beziehung zwischen dem kleinen Egbert und Piet hat mich sehr berührt. 
Das Richard Masons Sprachgefühl ist in meinen Augen auch sehr fein und nuanciert. Kaum etwas hat mich daran gestört, die Sätze waren wie aus einem Guss. Lediglich die erotischen Szenen hatten ab und an ein Vokabular, welches ich als nicht ganz rund einstufen würde – es fiel einfach aus dem restlichen Rahmen heraus und manchmal wäre vielleicht eine blümerantere Umschreibung stimmungsvoller gewesen, als es so direkt beim Namen zu nennen.
Mein Fazit: Den Roman ist elegant, sinnlich, amüsant. Man kann ihn getrost zur Hand nehmen, darf aber nicht erschrocken über manch pikante Szene sein. Ich hätte mir persönlich vielleicht ein paar weniger amouröser Abenteuer und dafür noch ein wenig mehr Zwischenmenschliches gewünscht. Vielleicht kommt dies aber im zweiten Teil, denn eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit und verspricht spannend zu werden.
Die harten Fakten:
Richard Mason – Die geheimen Talente des Piet Barol
19,99 €
erschienen im C. Bertelsmann Verlag
ISBN: 978-3-570-10136-0
Ich bedanke mich an dieser Stelle beim C. Bertelsmann Verlag für das kosten- und bedingungslose Rezensionsexemplar!
Grrrimm

Karen Duve – Grrrimm

Ihr Lieben!
Im Zuge meiner Masterarbeit beschäftige ich mich ja mal wieder mit einem meiner absoluten Lieblingsthemen überhaupt: Märchen. Oh, was habe ich mich gefreut, dass ich dieses Thema bekommen habe und was freue ich mich noch mehr, dass ich euch somit nun eine spannende Neuinterpretation einiger Klassiker der Gebrüder Grimm vorstellen kann: Karen Duves Grrrimm.

„Es war das erste Mal nach fast drei Jahren, dass ich Rotkäppchen wiedersah. Und dann hatte sie auch noch diesen Köter dabei, den ich zuerst für einen Wolf hielt. Dolle Sache! Der Wolf fletschte die Zähne und fixierte mich, die Ohren leicht gespitzt, als warte er nur darauf, dass ich eine falsche Bewegung machte. Ein tiefes Grollen kam aus seiner Kehle: ‚Grrrrimm.'“ 

Im entlegenen Bergdorf Vifor lebt Elsie, von allen nur spöttisch als Rotkäppchen betitelt, mit ihrer Familie in recht ärmlichen Verhältnissen. Durch den harten Winter waren die Wölfe dieses Jahr bis zu den kleinen Hütten der Bewohner gekommen, hatten die Müllsäcke durchwühlt und die Straßen verwüstet. Um die Gefahr zu bändigen, ziehen einige Männer zur Jagd in den Wald – doch kommen sie nicht alle lebendig wieder. Auch Elsies Vater wurde gebissen und steht nun schwerverletzt an der Klippe zwischen Leben und Tod. Das junge Mädchen soll die im Wald wohnende Großmutter um Hilfe bitten – doch der Weg dahin ist gefährlich und weit und die Schatten, die im Dunkeln lauern, kommen immer näher…

Die Titelgeschichte „Grrrimm“ ist wohl mit Abstand die düsterste und zugleich auch spannendste Geschichte, die Karen Duve in ihrem Buch dem Leser präsentiert. Die vier anderen Märchen können den Leser jedoch ebenfalls bestechen: Mal mit bösem Sarkasmus und schwarzem Humor, wie in „Bruder Lustig“, mal mit erfrischenden Perspektivwechseln und neuen Einfällen, wie in „Zwergenidyll“. Die Autorin lässt den Stoffen wohltuende, neue Einfälle und interessante Ausschmückungen zukommen und verbindet diese durch ein wirklich gutes Sprachgefühl und einer flüssigen Schreibe gekonnt mit dem alten Märchengut. Jede Geschichte ist eine eigene kleine Perle, die absolut lesenswert ist, wenn man Bereitschaft und Offenheit für Neuinterpretationen dieser traditionsreichen Kleinode bekundet. Denn anhand der Tatsache, dass Märchen immer wieder angefasst, umgeschrieben, neu gedeutet werden und als Inspiration dienen, wird deutlich, dass sie einfach zeitlos und wunderbar sind. 
Mein Fazit: Märchenliebhaber können sich an dieser Neuauflage abarbeiten, wohingegen die Leserschaft, die Märchen nur für Kinderkram hält, hier eines Besseren belehrt wird. Denn diese fünf Erzählungen zeigen, welches Potential in den Texten liegt. Lesenswert!
Die harten Fakten:
Karen Duve – Grrrimm
19,99 €
erschienen im Galiani Berlin Verlag
ISBN: 978-3-86971-064-8

Kerstin Gier – Die Edelstein-Trilogie

Ihr Lieben!

Eigentlich schon vor über einem halben Jahr ausgelesen habe ich die Jugendbuch-Reihe einer deutsche Autorin, die mir immer sympatischer wird. Irgendwie bin ich bisher aber noch nie dazu gekommen darüber zu bloggen und finde – da ich ja gerade so gut dabei bin – das sollte ich jetzt mal schleunigst ändern. Darum hier meine Meinung zu Kerstin Giers Edelstein-Trilogie.

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„Wieder schnaubte das Mädchen verächtlich durch die Nase und wieder hatte ich das Gefühl seltsamer Vertrautheit. „Ich muss gar nichts“, sagte sie und drehte sich abrupt zum Fenster. Das heißt, sie drehte sich zu mir. Ich wollte  hinter den Vorhang abtauchen, aber ich erstarrte mitten in der Bewegung. Das war nicht möglich! Das Mädchen  hatte mein Gesicht. Ich schaute in meine eigenen erschrockenen Augen! Das Mädchen schien genauso verblüfft wie  ich, aber sie erholte sich schneller von ihrem Schreck. Sie machte eine eindeutige Handbewegung. Versteck dich! Verschwinde! 
(…)
Und dann stand ich auf einmal im Klassenzimmer der Sechsten und war mit den Nerven völlig am Ende. Alles blieb still. Ich hatte wegen meines plötzlichen Auftauchens mit einem Aufschrei aus vielerlei Schülerkehlen  gerechnet und damit, dass möglicherweise jemand – Mrs Counter? – vor Schreck in Ohnmacht fallen würde. Aber das Klassenzimmer war leer. Ich stöhnte vor Erleichterung. Wenigstens hatte ich dieses eine Mal Glück gehabt. Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken und legte meinen Kopf auf das Pult. Was geschehen war, überschritt für den  Moment mein Fassungsvermögen.“ 

Gwendolyns Leben dreht sich um nichts weiter, als um den normalen Alltag, den ein 16-jähriges Mädchen in England so hat. Neben Schulstress, Familienstreitigkeiten und dem ganz normalen Wahnsinn der Pubertät tritt jedoch noch das sagenhafte Geheimnis ihrer Familie, welches sie strengstens zu hüten hat hinzu. Denn ihre gleichaltrige Cousine Charlotte ist Trägerin eines einzigartigen Gens, welches ihr ermöglicht, in der Zeit zu reisen. Seit ihrer frühesten Kindheit wird das Mädchen auf den Moment ihres ersten Sprungs vorbereitet – Menuett tanzen, fechten lernen, Zeitgeschichte pauken. Nur ärgerlich, dass plötzlich Gwen ins England des 18. Jahrhundert springt. 
Als ob die dadurch entstandenen Schwierigkeiten nicht schon groß genug wären, muss sie sich nun auch noch mit dem zwar gutaussehenden aber distanzierten Gideon, welcher ebenfalls das Zeitreisegen trägt, herumschlagen. Wie soll sie nur völlig unvorbereitet und mit diesem eingebildeten Jungen an ihrer Seite all die Aufgaben, welche ihr von der geheimen Loge rund um die Zeitreisenden gestellt werden, bewerkstelligen? Und zu allem Übel scheint bald keiner mehr der zu sein, den Gwen zunächst erwartet hatte. Eine abenteuerliche Reise durch die Zeit beginnt…
Die drei Romane „Rubinrot“, „Saphirblau“ und „Smaragdgrün“ umfassen eine herrlich witzige und fantasievolle Geschichte, welche sicherlich als Zielpublikum Jugendliche (und insbesondere angesichts der Liebesgeschichte wohl Mädchen) ansprechen soll. Allerdings bin ich der Meinung, dass auch ich mit meinen 24 Jahren sehr gut auf meine Kosten gekommen bin. Die Bücher sind amüsant, spannend und gut geschrieben. Sie lesen sich in einem Rutsch gut weg und bieten dabei großartige Unterhaltung! Eine hübsche Mischung aus „Twilight“, „Harry Potter“ und „Der goldene Kompass“, gekoppelt an ein neuinterpretiertes Konzept der Zeitreise, zusammen mit der herrlichen Schreibe von Kerstin Gier, welche wohl letzten Endes ausschlaggebend dafür ist, dass auch Erwachsene die Bücher problemlos lesen können. Denn irgendwie schafft die Autorin es, dass man sich beim Lesen wie ein 14-jähriges Mädchen fühlt, welches kaum etwas aufregenderes kennt, als einen Kuss und somit ordentlich mit Gwen mitfiebern kann. 
Mein Fazit: Absolute Kaufempfehlung für alle, die damit leben können, dass es eben ein Jugendbuch ist und sich eben um eine Liebesgeschichte dreht. Denn selbst wenn ich einige Wendungen bereits kommen gesehen habe, so waren sie dennoch stilistisch gut gemacht und haben zudem das Ende nicht verdorben, welches wirklich nochmal spannend wird! Ich wünsche euch allen also eine gute Reise mit einer Liebe, die durch alle Zeiten geht…
Die harten Fakten:
Kerstin Gier – Edelstein-Trilogie (Rubinrot, Saphirblau, Smaragdgrün)
einzeln 15,99 €, 16,99 € und 18,99 € – im Sammelschuber für 39,99 €
erschienen im Arena Verlag
ISBN (Sammelschuber): 978-3401067636
So nah und doch so fern

Ann Brashares – So nah und doch so fern

Ihr Lieben!
Vor etwa zwei Wochen erreichte mich eine sehr interessante Email. Der Verlag carl’s books bot mir an, eines seiner neuesten Werke zu lesen und zu rezensieren. Die Beschreibung klang vielversprechend und interessant und somit nahm ich dieses Angebot dankbar an. Bereits heute kann ich euch meine Besprechung dieses 368-seitigen Romans vorstellen, womit deutlich werden dürfte, dass ich es wirklich verschlungen habe: Ann Brashares‘ „So nah und doch so fern“.
„Ich lebe seit mehr als tausend Jahren. Ich bin oft gestorben. Wie oft, habe ich vergessen. (…) Ich hatte niemals ein Kind und bin niemals alt geworden. Ich weiß nicht, warum. Ich habe meine große Liebe gefunden, und nur sie bleibt. Ich habe sie einmal getötet und bin viele Male für sie gestorben, und doch habe ich nichts erreicht. Immer suche ich sie, und immer erinnere ich mich an sie. Und ich hoffe, dass auch sie sich eines Tages an mich erinnert.“
Obwohl doch so still und darauf bedacht, nirgends aufzufallen, kann Lucy sich seiner Gegenwart nicht erwehren: Daniel Grey. Zwar kennt sie ihn nicht, wird aber von ihm angezogen, wie die Motte vom Licht. Die in seiner Gegenwart aufflammenden Gefühle erschrecken sie zutiefst, da sie zu intensiv, zu groß für eine bloße Schwärmerei sind. Sie kann sich nicht erklären, woher sie kommen. Und als Daniel sich ihr eines Tages als ihr Geliebter und Beschützer aus zahlreichen früheren Leben zu offenbaren versucht, ergreift sie die Flucht, kann nicht glauben, kann nicht begreifen, kann die in ihr plötzlich wieder aufsteigenden Erinnerungen und Visionen nicht als die ihren fassen und glaubt schier verrückt zu werden. 
Dass der junge Mann tatsächlich einer der wenigen Menschen auf der Erde ist, der sich an seine Vorleben erinnert und ihm bekannte Seelen wiedererkennt, scheint irrwitzig und absurd. Doch es ist die Wahrheit. 
Völlig verzweifelt über ihre ablehnende Reaktion, welche er aus den früheren Leben bereits zu gut kennt, zieht Daniel sich zurück – eine Entscheidung, die allerdings seinem ehemaligen Bruder und ewigen Rivalen den Weg ebenet, um den beiden erneut ein Leben miteinander zu zerstören. Darum fasst Daniel endlich Mut und startet wie in einem seiner ersten Inkarnationen eine Rettungsaktion für die Frau die er liebt, bei der er alles riskiert und alles verlieren kann – und doch sie am Ende als möglicher Lohn auf ihn wartet. 
Zu Beginn des Romans sich in einer Highschool wiederzufinden und davon zu lesen, wie sich ein Mädchen wie magisch von einem andersartigen Jungen angezogen fühlt, ließ mich zeitweise an die Twilight-Saga denken und ich rollte innerlich schon etwas enttäuscht mit den Augen. Nach den ersten Kapiteln jedoch entwickelte sich die Geschichte in eine andere Richtung, was wohl auch dank der immer wieder eingeschobenen Erzählungen von Daniels ehemaligen Leben der Fall war. Die Highschool ist bald vergessen und das College bzw. das Erwachsenenleben tritt in den Fokus. Und während man auf der einen Seite Lucy in der Gegenwart begleitet, verläuft man im Schnelldurchlauf mit Daniels Seele etwa 1500 Jahre Menschheitsgeschichte, um schließlich ebenfalls in der Jetztzeit anzukommen. Dieser Kniff der Autorin hat mich über die anfänglichen Schwächen des Buches schnell hinweggetröstet. Und auch wenn Brachares sich ab und an in Sachen Formulierung und Handlungsgeschehen ein wenig im alteingestaubten Kitsch-Repertoire vergreift, so formt sie ingesamt doch eine faszinierende Geschichte, die ein Leben beschreibt, welches zwar nicht anders ist, als andere – dafür aber etwas länger …
Allerdings muss ich ehrlich anmerken: Die schicksalshafte Liebe der beiden – find ich klasse, ich bin eben hoffnungslos romantisch. Die wahnsinnige, schon fast weltfremde Rettungsaktion – geschenkt, kann ich gut mit leben. Aber das Ende?! Liebe Frau Brashares, was ist das denn? Bin ich zu unverständig, dass ich es nicht begreife, was Sie mir damit sagen wollen? Ist das ein Open End oder ein Cliffhanger? Ich war wirklich ein bisschen enttäuscht von diesem Schluss.
Mein Fazit: Alles zusammen betrachtet, finde ich das Buch soweit in Ordnung, auch wenn es mir die letzten zwei Seiten ein wenig verdorben haben. Dennoch habe ich es binnen eines Wochenendes durchgelesen, was immer ein gutes Zeichen ist. Es ist spannend, es ist an den richtigen Stellen auch amüsant und hat mich schließlich sogar zu Tränen gerührt. Zudem greift es eine Thematik auf, die ich wahnsinnig interessant finde und stellt diese in einer Art und Weise dar, die ich erstaunlich nachvollziehbar finde. Schaut es also ruhig mal an, wenn ihr den Zugang zu dieser Art Stoff finden könnt.
Die harten Fakten:
Ann Brashares – So nah und doch so fern
14,99 €
erschienen bei carl’s books
ISBN 978-3-570-58517-7
Ich bedanke mich an diese Stelle bei der PR-Stelle des carl’s books Verlags für das kosten- und bedingungslose Rezensionsexemplar!

Banana Yoshimoto – Ihre Nacht

Ihr Lieben!
Heute ist offiziell Sommeranfang und nach den gestrigen Gewittern ist es auch wieder etwas erträglicher vom Wetter her. Was gibt es da also schöneres, als sich mit einem Buch gepflegt bei offenem Fenster hinzusetzen, die leichte Brise zu genießen und dieses endlich fertig zu lesen? Genau das habe ich darum heute gemacht – wenn auch hauptsächlich auf der Zugfahrt in die Heimat ^^ – mit Banana Yoshimotos „Ihre Nacht“.
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„Also, ich bin Yumiko Konami. Ich möchte mich für die schreckliche Tat meiner Muttzer entschuldigen und um Vergebung bitten.“ 
„Ich heiße Shoichi Takahashi und bin der Cousin von Yumiko. Der letzte Wunsch meiner Mutter war, dass ich Yumiko helfe, wenn sie Hilfe braucht.“

Ein ungewöhnliches Gespann, welches da auf dem Sofa einer völlig unbekannten Frau sitzt und so das Gespräch beginnt. Aber eine andere Art scheint es nicht zu geben, denn während Shoichi in seiner Kindheit ein geborgenes Heim erleben durfte, durchlitt Yumiko eine vom okkulten Wahnsinn ihrer Mutter geprägte Tortur, die im Tod einer ganzen Séancegesellschaft inklusive ihrer Eltern gipfelte. Seit diesem schicksalshaften Tag ist Yumikos Leben verschleiert und lückenhaft, seltsam teilnahmslos. Sie kann sich an kaum etwas erinnern. Als ihr Cousin – in Kindertagen ihr liebster Gefährte – schließlich auf dem Sterbebett seiner Mutter, der Zwillingsschwester von Yumikos Mutter – ihren letzten Wunsch vernimmt, ihr beizustehen, nimmt er sich ein Herz und sucht die inzwischen erwachsene Frau auf, um gemeinsam die Dunkelheit in ihrer Kindheit besiegen zu können. Die Reise, die die beiden dabei antreten führt sie an viele Orte aus ihrer Vergangenheit, die immer mehr Puzzelstücke zu Tage fördern, wodurch deutlich wird, dass damals nicht alles so geschehen sein kann, wie Yumiko sich zu erinnern glaubt…
Nachdem ich als eingefleischter Yoshimoto-Fan mit dem vorherigen Schriftstück „Mein Körper weiß alles“ so meine Probleme hatte, fürchtete ich bei diesem Roman zunächst ähnliches. In ihrem neuen Buch kehrt die Autorin allerdings zu ihrer alten Form zurück. Um nicht zu sagen, dass sie sich selbst übertrifft. Ich zähle es inzwischen mit zu einem meiner liebsten Werke von ihr. 
Die anfangs schwermütige Grundstimmung wird immer wieder durch für die Autorin typische, poetisch leichte Gedankenspiele und Randkommentare aufgelockert, die erlauben, über den gewohnten Tellerrand hinauszuschauen. Wie selbstverständlich holt sie auf den Seiten von „Ihre Nacht“ das Übernatürliche in die Wirklichkeit und verstrickt die Geschichte zu einem großartigem Ende, voll Liebe und Erlösung von irdischem Schmerz. 
Als einzigen Kritikpunkt hätte ich während des Lesens wohl die zwischenzeitlich sehr förmlich, fast schon banal anmutenden Dialoge der beiden Hauptfiguren anführen können – allerdings werden diese angesichts des Endes zu logischen, wenn nicht sogar wertvollen Bausteinen dieses Gebildes.
Mein Fazit: Lesenswert hoch drei! Und auch auf die Gefahr hin, als kitschig abgestempelt zu werden, möchte ich voller Inbrunst verkünden, dass dieser Roman mich einfach tief bewegt hat. So verzaubern können nur wenige und Banana Yoshimoto ist es hier mal wieder gelungen – ohne Pathos, ohne Appell, dafür aber mit einer imensen Gefühlsspanne und der Abbildung des Lebens, wie es ist und wie es sein könnte. 
Die harten Fakten:
Banana Yoshimoto: Ihre Nacht
18,90 €
erschienen bei Diogenes
ISBN 978-3-257-06816-0 

Marie-Sabine Roger – Der Poet der kleinen Dinge

Ihr Lieben! 

Ich habe mir momentan mehr oder weniger noch eine Woche Heimurlaub gegönnt und nutze dabei die Zeit auch endlich mal wieder etwas für private Leseabenteuer. Dabei habe ich nun gestern nach langer Pause (ich glaube, ich habe im Januar das letzte Mal darin geschmökert) wieder ein Buch ausgelesen und möchte nun heute gleich die Rezension schreiben, denn es ist wirklich, so viel sei vorweg genommen, ein kleiner Herzbeleber: Marie-Sabine Rogers „Der Poet der kleinen Dinge“.
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Nur nicht lange bleiben, nirgendwo Wurzeln schlagen. Nach ihrem Tod will sie nicht von sich sagen müssen, sie hätte ihr Haus nicht erkundet und sich nur in einer Ecke der Küche aufgehalten. Darum arbeitet die junge Alex heute hier und wandert morgen weiter. Dass sie bei ihrem diesmaligen Zwischenstopp jedoch von dieser Lebenseinstellung abgelenkt wird, liegt nicht nur an dem körperlich wie geistig behinderten Bruder ihres Pensionswirts mit dem Namen Gérard – oder wie Alex ihn liebevoll nennt: Roswell -, welcher unter den Launen dessen Frau leiden muss, sondern auch an den beiden eigentümlichen und ziellosen Gestalten Cédric und Olivier, genannt Zackenbarsch. Dass aus diesen vieren eine Art Freundschaft keimen würde, hätten sie wohl alle nicht erwartet – und als Alex für den vernachlässigten kleinen Poeten Gérard einen Roadtrip plant, um ihm ein wenig Freude zu bringen, verändert sie damit das Leben aller…

Marie-Sabine Roger, die bereits durch „Das Labyrinth der Wörter“ einen großen Erfolg feiern konnte, knüpft mit diesem Roman daran an. Stilistisch ist es dem Vorgänger ähnlich, sie versteckt große Weisheiten in schnodderier Sprache und klaren Gedanken. Die Geschichte wird ohne viel Schmuck erzählt und wechselt zwischen den Perspektiven von Alex und Cédric hin und her, wodurch beim Lesen eine Art Gesamtbild zusammengepuzzelt werden kann. Ein interessanter Schachzug, der Abwechslung bringt.
Die Kapitel sind wieder sehr kurz aber dennoch nicht nichtssagend und sind somit für spätabendliche Kurzgenüsse prädestiniert. 

Mein Fazit: Lesenswert! Denn das Dasein wird ohne Kitsch und dafür sehr ehrlich gezeichnet und wirkt somit schon wieder wunderschön und gleichsam fragil. Eine Prise Humor, eine Portion Liebe und einen guten Schub Leben. Und dann zeigt einem der nuschelnde, sabbernde und tollpatschige Gérard plötzlich, wie man sich freut. 

Die harten Fakten:

Marie-Sabine Roger: Der Poet der kleinen Dinge
18,99 €
erschienen bei Hoffmann und Campe
ISBN 978-3-455-40095-3