Matthias Heine – Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun?

Ihr Lieben!

Ich gebe es zu – Sachbücher lese ich doch eher selten. Wenn, dann müssen diese mich schon sehr sehr faszinieren. Und was könnte für eine studierte Germanistin faszinierender sein, als die schöne, deutsche Sprache? Darum habe ich mich auch mit größtem Vergnügen auf Matthias Heines Werk „Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun?“ eingelassen.

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Der Inhalt.

Wörter sind keine statische Einheit. Sie entwickeln sich, haben Hochzeiten und versinken dann wieder im Sumpf des Vergessens. Das neigt man im normalen Sprachgebrauch gern zu vergessen und wundert sich darum manchmal über Kommentare älterer Generationen bezüglich der eigenen verlotterten Sprache. Darum hat sich Matthias Heine auf die Spur begeben und im reichen Fundus des Deutschen die spannendesten Werdegänge von Wörtern näher beleuchtet. Wusstet ihr etwa, dass die Krise eigentlich ein Begriff aus der Medizin war? Oder dass der Hiwi eigentlich gar nicht in der Studierstube, sondern an der Ostfront geboren wurde? Ganze 100 Wortwerdegänge erzählt Matthias Heine also seinen Lesern – und sorgt damit für einige Aha-Momente.

Die Kritik.

Sozusagen mein Kollege Matthias Heine – selbst studierter Germanist – hat in diesem 367 Seiten starken und dabei aber doch sehr handlichen Werk sich an dem nicht ganz einfachen Spagat versucht, Fachwissen charmant aufbereitet an die breite Allgemeinheit zu bringen. Nach dem selbsterklärten Sprachpapst Mr. von und zu Zwiebelfisch Bastian Sick sind viele vielleicht von einem solchen Buch abgeschreckt. Doch im Gegenteil zu Herrn Sick hebt Matthias Heine hier keinen belehrenden Zeigefinger, sondern erzählt amüsante Geschichten.

Mit viel Wortwitz und in einer gehobenen aber noch immer gut verständlichen Sprache erläutert er die Entwicklung von heutzutage eigentlich komplett unspektakulären, weil allgegenwärtigen Begriffen. Dabei geht er in gut nachvollziehbarer Art und Weise alphabetisch vor: Alleinerziehend, Bausünde, Fuck, Generation, Hipster, Mannschaft, Nerd, Ossi, Panzer, Sale, Tschüs, Ureinwohner, Zecke – das sind nur einige Beispiele der Vielfalt. 

Dabei traut sich Heine auch aktuelle Themenschwerpunkte in Angriff zu nehmen, wie etwa Feminismus, Gutmensch oder Lügenpresse. Darin zeigt sich ein weiterer positiver Apekt des Buches – seine Gegenwärtigkeit. Dem Leser werden hier keine ollen Kamellen aufgetischt, sondern es wird anhand konkreter, tagesaktueller Beispiele erklärt und nähergebracht. Dabei ist jedem Wort ein einzelnes, manchmal nur wenige Seiten langes Kapitel gewidmet.

Das Fazit.

Matthias Heine hat mich beglückt und mir mal wieder gezeigt, warum ich damals Germanistik studiert habe. Ich bin und bleibe eben ein kleiner Sprach-Nerd und liebe solches Hintergrundwissen. Damit möchte ich aber nicht sagen, dass sein Buch nur etwas für Fachmenschen ist. Im Gegenteil. Denn wie schon der Titel „Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun?“ demonstriert, ist das ganze sehr gut aufbereitet und holt jeden Leser, der sich für diese Thematik erwärmen kann, wunderbar ab. Dank des handlichen Formates und der knappen Kapitel eignet sich das Buch für die Handtasche und bereitet somit sicherlich auch unterwegs viel Vergnügen. Von mir gibt es darum eine eindeutige Leseempfehlung!

Die harten Fakten:

Matthias Heine – Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun?
16,00 €
erschienen im Hoffmann und Campe Verlag
ISBN: 978-3-455-50369-2

Ich bedanke mich beim Hoffmann und Campe Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!

4 Gedanken zu „Matthias Heine – Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun?

  1. Señorita S.

    Vielen Dank für die Rezension! Im Buchgeschäft wäre ich wohl dran vorbeigelaufen, jetzt kristallisiert sich da gerade ein Geburtstagsgeschenk für einen netten Menschen heraus 😀, so von Statistiknerd zu Sprachnerd und so …
    GLG Kerstin

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