Ihr Lieben!
Erschüttert habe ich festgestellt, dass es schon ganz schön lange her ist, dass ich euch einen Roman vorgestellt habe. Dabei habe ich in der letzten Zeit wirklich einige Schmankerl vor der Nase gehabt. Außerdem ist es jetzt auch wieder zeitig dunkel draußen und verpassen tut man da also eh nix – dann kann man sich auch schön auf der Couch einmuckeln und was nettes lesen. Wie wäre es denn zum Beispiel mit Bernhard Aichners „Das Nötigste über das Glück“?
Hans ist des Lebens müde. Er hat sich in die Vorstellung einer Postkarte verliebt, auf der eine Frau ihren Ehemann auf dem Küchenfußboden findet und sagt „Du, tot in der Küche, Hans? So kenn ich dich gar nicht!“ Alles was dazu noch fehlt, ist die richtige Frau. Er denkt, dass Elvina, die bei ihm aufräumt und kocht, die richtige sein könnte und verabredet dieses Szenarium mit ihr. Die junge Frau macht es. Doch stirbt Hans nicht. Wie auch, denn Elvina ist voller Leben und Energie. Sie steckt ihn an, infiziert ihn mit Leben und reißt ihn auf einen Roadtrip nach Madrid mit. Doch zwischen den vielen Momenten des Glücks erkennt Hans auch: Etwas stimmt nicht mit Elvina. Kommen sie jemals bei dem kleinen Haus mit grübem Dach am Strand an?
„Eine Fremde. Sie kam drei Mal in der Woche. Sie war schön und sie schnitt Zwiebeln in seiner Küche, von heute auf morgen war sie da. Elvina. Dieser Name. Wie sie sprach. Was sie sagte. Er fragte sie, ob sie sich vorstellen könnte, noch zu bleiben, wenn sie fertig war mit Putzen und Kochen und Waschen, und was sonst noch war. Irgendetwas in ihm trieb ihn, zwang ihn, er wollte nicht, dass sie wegging von ihm. Er hat sie darum gebeten und sie hat ja gesagt. Drei Mal in der Woche haben sie miteinander gegessen. Lange und ohne Ziel, einfach schön war es. Irgendwann war sich Hans sicher. Er hat sie angeschaut und sich gedacht, dass sie ihn finden sollte. Sie war perfekt.“
Das Nötigste über das Glück, S. 10.
Bernhard Aichner – dieser Name sagte mir zunächst nicht sofort etwas. Der Klappentext berichtete, dass der Autor eigentlich vor allem für spannende Bücher, Kriminalromane, ja sogar Thriller bekannt und in der Literatur-Szene geschätzt werden würde. Dass „Das Nötigste über das Glück“ also keine normale Liebesgeschichte ist, war schnell klar.
Der Titel ist hier Programm: Der schmale Roman zählt 113 Seiten in 54 Kapiteln, welche natürlich auch alle sehr knapp gehalten sind. Die Sprache ist reduziert, ohne Schörkel und ohne Tamtam – dafür aber mit einem gewissen Charme. Die Geschichte kommt dadurch schnell in Gang und bleibt bis zum Ende temporeich. Jedoch muss sich der Leser auf die ungeschönte Direktheit gefasst machen. Denn dass das Leben kein schwülstiger Liebesroman ist, das macht Aichner von Anfang an klar.
Dennoch macht „Das Nötigste über das Glück“ Freude. Es besticht mit seiner Einfachheit. Und auch wenn die Charaktere keine aufwühlenden Monologe über ihre innere Gefühlswelt halten, so sind sie doch greifbar, irgendwie echt. Und was sie nicht sagen, das steht zwischen den Zeilen. Man spürt die Verzweiflung Elvinas, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt und man leidet mit Hans mit, der mit aller Liebe gegen die Furcht vor Elvina ankämpft. Es ist ein steiniger Weg bis zu dem kleinen Haus am Strand und bis zu ihnen selbst. Doch man geht ihn gern als Leser mit.
Mein Fazit: „Das Nötigste über das Glück“ handelt von Liebe und Vertrauen – ohne in die Mottenkiste voller Klischees zu greifen. Die Erzählweise ist frisch, direkt und schnell, die Charaktere echt. Keine überzogenen Darstellungen oder Träume, einfach nur ein verrücktes Paar. Und auch wenn die Handlung an manchen Stellen etwas weit hergeholt scheint, fällt man doch nie komplett heraus. Wer also Lust auf ein Stück interessante, deutschsprachige Literatur hat, kann mit sicherer Hand diesen Roman zücken.
Die harten Fakten:
Bernhard Aichner – Das Nötigste über das Glück.
16,90 €
erschienen im Haymon Verlag
ISBN: 978-3-7099-7205-2
Ich bedanke mich bei blogg dein buch und dem Haymon Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!