Die geheimen Talente des Piet Barrol

Richard Mason – Die geheimen Talente des Piet Barol

Ihr Lieben!
Erneut darf ich mich glücklich schätzen, dass ich die Gelegenheit erhalten habe, wieder mit einem Verlag zusammen zu arbeiten. Dieses Mal fragte C. Bertelsmann bei mir an, ob ich nicht Interesse an zwei ihrer diesjährigen Sommerbücher hätte. Dem war natürlich so und somit kann ich euch nun die Rezension des ersten Romans vorstellen: Richard Masons „Die geheimen Talente der Piet Barol“

„Piet legte den Umschlag mit seinen Referenzen auf einen Tisch, der so zierlich war, dass er unter dieser Last schier zusammenzubrechen drohte. Dann setzte er sich hin, um zu warten. (…) Frau Vermeulen-Sickerts‘ Vorname beschwor Bilder von bärtigen Stammvätern herauf; hoffentlich war sie nicht allzu hässlich. Wie mühevoll, mit einer hässlichen Frau zu flirten. 
Er war angenehm überrascht, als leichte Schritte über die Fliesen hallten und Jacobina erschien. Sie war zwar fast sechsundvierzig, ihre schmale Taille und ihre geschmeidigen Bewegungen aber zeugten nach wie vor von den körperlichen Aktivitäten ihrer Jugend. (…) 
Jacobina griff zu einem extravagant verzierten Telefon und bestellte Erfrischungen. „Und darf ich jetzt bitte Ihre Referenzen sehen?“ Am besten, er brachte es gleich hinter sich. Als er ihr den Umschlag reichte, trafen sich ihre Blicke, und er erkannte, dass der erste Eindruck, den sie von ihm hatte, durchaus vorteilhaft war.“ 
Piet Barol ist ein junger, gutaussehender Mann, den sein bescheidenes Leben bei seinem Vater in der kleinen niederländischen Stadt Leiden unglaublich anödet. Sein Ziel ist es, dem glamourösen Leben seiner französischen Mutter nachzueifern und sein Glück in Amerika zu machen. Mit zahlreichen von seiner Mutter angeeigneten Talenten, die in keinem Lebenslauf stehen können, macht er sich 1907 auf nach Amsterdam, um dort in der wohlhabenden Familie Vermeulen-Sickerts als Hauslehrer den ersten Schritt in diese Richtung zu unternehmen. Dabei lassen ihn seine rasche Auffassungsgabe, sein kluger Verstand und sein Charme schnell erste Erfolge erzielen, die über seine eigentlich nur mittelmäßigen Qualifikationen hinwegtäuschen. Gerade die Hausherrin Jacobina fühlt sich zu dem jungen Mann hingezogen und gerät in tiefe Gewissenskonflikte. Im Gegensatz dazu knüpft Vater Maarten erst langsam Vertrauen zum neuen Hauslehrer seines Sohnes und seine beiden Töchter stehen dem Schönling noch ausnehmend skeptisch gegenüber. Zudem entpuppt sich der zehnjährige Sohn der Familie als wahrhaft schwierig, kämpft er doch jeden Tag gegen innere Dämonen, die keiner seiner Verwandten versteht. Kann Piet ihm helfen und sich somit den erhofften Vorteil verschaffen, um endlich in das gelobte Land Amerika aufbrechen zu können? 
„Die geheimen Talente des Piet Barol“ ist ein Roman, der eine eigenwillige Mischung aus Jane Austen, Hochstaplerkomödie und einer Spur Erotik darstellt. Der Held des Buches ist mir spontan sympatisch gewesen, auch die anderen Figuren, selbst die Gegenspieler, entfalten eine gewisse Anziehungskraft und somit ist grundsätzlich erst einmal eine positive Atmosphäre zu vermerken. Humorvoll und gleichzeitig aber auch einfühlsam berichtet er von den Gewissensbissen der für den jungen Mann entflammten Hausherrin, von den Sorgen und Nöten des Vaters sowie von der bedrückenden Beklemmung des Sohnes, welcher von allen als Versager betrachtet wird, in Wahrheit jedoch einfach nur missverstanden ist. Gerade diese Beziehung zwischen dem kleinen Egbert und Piet hat mich sehr berührt. 
Das Richard Masons Sprachgefühl ist in meinen Augen auch sehr fein und nuanciert. Kaum etwas hat mich daran gestört, die Sätze waren wie aus einem Guss. Lediglich die erotischen Szenen hatten ab und an ein Vokabular, welches ich als nicht ganz rund einstufen würde – es fiel einfach aus dem restlichen Rahmen heraus und manchmal wäre vielleicht eine blümerantere Umschreibung stimmungsvoller gewesen, als es so direkt beim Namen zu nennen.
Mein Fazit: Den Roman ist elegant, sinnlich, amüsant. Man kann ihn getrost zur Hand nehmen, darf aber nicht erschrocken über manch pikante Szene sein. Ich hätte mir persönlich vielleicht ein paar weniger amouröser Abenteuer und dafür noch ein wenig mehr Zwischenmenschliches gewünscht. Vielleicht kommt dies aber im zweiten Teil, denn eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit und verspricht spannend zu werden.
Die harten Fakten:
Richard Mason – Die geheimen Talente des Piet Barol
19,99 €
erschienen im C. Bertelsmann Verlag
ISBN: 978-3-570-10136-0
Ich bedanke mich an dieser Stelle beim C. Bertelsmann Verlag für das kosten- und bedingungslose Rezensionsexemplar!

2 Gedanken zu „Richard Mason – Die geheimen Talente des Piet Barol

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