Malavita

Tonino Benacquista – Malavita

Ihr Lieben!
Nachdem nun die Masterarbeit abgegeben und der Umzug geschafft ist, habe ich heute endlich mal wieder etwas Ruhe, um mein schon seit einigen Tagen fertig gelesenes Buch für euch zu rezensieren. Es wurde leider einige Zeit sträflich vernachlässigt – aber wenn das echte Leben ruft, muss diesem erstmal gefolgt werden. Jetzt habe ich den Roman jedoch endlich beendet und möchte euch nun Tonino Benacquistas „Malavita“ präsentieren:
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Im Schutz der Dunkelheit nahmen sie das Haus in Besitz. Eine andere Familie hätte in der Situation einen Neubeginn gesehen. Den Start in ein neues Leben in einer neuen Stadt. Den Anbruch eines neuen Tages, des ersten in einem neuen Lebensabschnitt. Kurzum, etwas Außergewöhnliches – nichts, was man in rabenschwarzer Nacht vollbrachte. Die Blakes jedoch zogen ein, wie manch anderer auszieht, wenn er sich vor dem Zahlen der Miete drücken will: bloß keine Aufmerksamkeit erregen. 
Denn das ist die einzige Möglichkeit, wie sich Vater Fred, Mutter Maggie und die beiden Kinder Belle und Warren schützen können – schützen vor ihrem alten Leben, schützen vor den Konsequenzen, die eine Entscheidung des Vaters nach sich ziehen, schützen vor der New Yorker Mafia. In Wahrheit verbirgt sich nämlich hinter dem vermeintlichen amerikanischen Schriftsteller Fred Blake, der ein Buch über die Landung der Alliierten in der Normandie schreibt, einer der großen Bosse der Cosa Nostra namens Giovanni Manzoni, welcher mit seiner Familie im Rahmen des Zeugenschutzprogrammes vom FBI in eine unscheinbare französische Kleinstadt verfrachtet wurden. 
Derart entwurzelt fällt es der Familie nicht leicht, wieder Fuß zu fassen: Maggie versucht als Wohltäterin in der Gemeinde Abbitte zu leisten, ihr Sohn Warren tritt derweil unentdeckt, aber doch erfolgreich in die Fußstapfen des Vaters und wird eine Art Pate auf dem Schulhof. Seine Schwester Belle – eine wahre Schönheit, welche sofort allen den Kopf verdreht – wendet ihre Vorzüge ebenfalls erfolgreich an, um sich zurecht zu finden. Lediglich Fred kann sich mit der Situation, die er ja selbst verschuldet hat, nicht abfinden. Und obwohl drei FBI-Agenten stets bemüht sind, den Ex-Mafia-Boss unter Kontrolle zu halten, gelingt es Giovanni Manzoni doch immer wieder hervorzukommen und Unruhe zu stiften. Dass die Tarnung also nicht lange hält, ist nicht weiter verwunderlich…
Ich habe mich auf diesen Roman sehr gefreut, wurde er doch von Kritikern vollmundig gelobt, als intelligent, witzig, temporeich und voller schwarzem Humor. Klingt wie gemacht für mich – allerdings muss ich ehrlich sagen, habe ich genau diese Attribute irgendwie auf den 304 Seiten nicht wirklich ausfindig machen können. Leider, wie ich finde, verspricht doch der Plot so viel! Denn das muss man dem Buch lassen: Die Figuren sind eigentlich sehr rund und interessant. Gerade Fred, der es nicht einsieht, dass er nicht das Opfer, sondern der Schuldige ist. Es wird viel Input in ihn gelegt – das jedoch meiner Meinung nach noch nicht erschöpfend genutzt wird. Seine psychologische Unausgeglichenheit und sein Sturkopf, die Situation anzunehmen, werden zwar angedeutet, aber es hätte noch viel weitreichender und feiner gezeigt werden können. Da kommt seine Frau Maggie schon wesentlich voller daher. Ihre emotionale Lage wird gut nachvollziehbar gestaltet. Wenn sie nach einer erneuten ärgerlichen Situation eher die Nähe zu den FBI-Agenten im Haus gegenüber sucht, als sich mit ihrem Ehemann auszusprechen, dann zeigt es den in ihr tief gehegten Groll ihrem Mann gegenüber. Ähnlich rund kommt auch der Sohn daher, welcher den Namen Manzoni wieder reinwaschen will und die Fehler seines Vaters wütend betrachtet, aber seinem ehemaligen Glanz einfach nicht widerstehen kann. Etwas blass jedoch bleibt schließlich die Tochter. Ihre innere Situation wird nicht ganz klar, sie bleibt meiner Meinung nach etwas oberflächlich. 
Und dann? Dann plätschert der Roman so vor sich hin. Die Handlung bietet vieles an, das Potential wird jedoch nicht genutzt. Ich musste kein einziges Mal wirklich lachen, ich habe mich durch manche Kapitel regelrecht durchgequält, da ich sie einfach nicht amüsant und auch kein Stück temporeich empfand. Sprachlich ist es okay, aber nicht sonderlich raffiniert. Und leider Gottes trat mal wieder das ein, was ich oft beim Lesen oder Fernsehen habe: Ich wusste am Anfang eines Kapitels schon, was passieren würde. 
Nicht gerade spektakulär, sondern einfach nur irritierend fand ich das Ende. Denn während die zwischendrin eingeschobenen Passagen der von Fred verfassten Memoiren ganz nett sind, ist der scheinbar ebenfalls von ihm verfasste Erinnerungstext des letzten Kapitels einfach nur seltsam, da man nicht weiß, warum er das jemals aufgeschrieben hat. Es ist mir persönlich zu zusammenhangslos. Eine wirklich schöne Entwicklung am Ende ist jedoch die des Sohnes. Das hat mich beim Lesen tatsächlich gefreut.
Mein Fazit: Schlecht ist der Roman nicht. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich ihm auch nicht das Prädikat „gut“ oder „amüsant“ geben kann. Bei mir reicht es leider nur zu einem „nett“. Ich bereue es nicht, Benacquistas Werk gelesen zu haben, glaube aber, dass der Roman einiges verschenkt hat. Schade. Vielleicht holt der Kinofilm ja noch ein wenig raus – der läuft seit einigen Wochen bereits und die Besetzung ist eigentlich sehr hochklassig. Mal schauen.
Hier die harten Fakten:
Tonino Benacquista – Malavita.
14,99 Euro
erschienen im carl’s books Verlag
ISBN: 978-3-570-58528-3
Ich bedanke mich an diese Stelle bei der PR-Stelle des carl’s books Verlags für das kosten- und bedingungslose Rezensionsexemplar!

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