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Das stille Kind

Asta Scheib – Das stille Kind

Ihr Lieben!

Man merkt ja immer, dass ich keine Vorlesungen mehr habe auch daran, dass ich endlich mal wieder Zeit und Lust auf privates Lesen habe. Damit auch im Blog davon Notiz genommen wird, hier nun also die erste Kritik zu Asta Scheibs „Das stille Kind“.

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Den Roman habe ich bereits zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen, nachdem er mich im Bücherregal so angelächelt hat und der Klappentext so vielversprechend klang. Lest selbst:

„Paulina und Lukas können ihr Glück nicht fassen. Endlich soll ihr Traum vom Haus mit Garten in München wahr werden, endlich können sie mit ihren drei kleinen Kindern Cosima, David und Mavie aus der engen Wohnung an der lauten Donnersbergerstraße ausziehen. Das freut Paulina besonders für den vierjährigen David. Er ist anders als seine Geschwister, anders als die Kinder im Kindergarten. Er spricht wenig, hat vor allem Fremden Angst, kann kaum Kontakt aufbauen, braucht zwanghaft eine strenge Ordnung um sich herum. Als schließlich die ärztliche Diagnose Asperger-Syndrom gestellt wird, eine Art von Autismus, sind die Eltern zunächst verzweifelt. Doch dann beschließen Paulina und Lukas, ihren Sohn aus seinem seelischen Gefängnis zu befreien. Und damit beginnt das Leben jeden Tag neu.“

Klingt gut, hn? Klingt nach einem Roman, der sich um das Kind dreht, um die Welt aus den Augen eines Autisten und wie man sich als Eltern auf einen so kleinen Menschen einlassen kann, ihm helfen kann in einer unordentlichen, lauten Welt sich zurecht zu finden. Es klingt nach Details, die man lernt als Erwachsener durch die Augen des Kindes zu sehen – nach Leben und Liebe, auf ungewöhnliche Weise.

Aber leider ist das mehr Schein als Sein. Denn ich muss sagen, dass ich von dem Buch unglaublich enttäuscht bin. Die Geschichte um den Sohn scheint nur Randstück und Aufhänger zu sein, damit der Leser sich durch die oberflächliche und zähe Geschichte der Eltern quälen: Die ach-so-bösen Familie der Paulina mit dem obligatorischen Missachten der Eltern, weil angeblich unterhalb des sozialen Standes geheiratet wurde – und der Vater ist natürlich in Wahrheit auch ein kleines Arschloch, der sich halb an der kleinen Tochter vergangen hat. Diese nun erwachsen und Ehefrau, ist sich nicht über ihre Identität sicher und findet natürlich nur in den Armen des älteren Pierres wahre Anerkennung – Affäre Nummer eins. 
Lukas hingegen – armes kleines Waisenkind, bei der Oma aufgewachsen – ist nur Landschaftsgärtner, der aber dennoch ein Jahr nach Kanada gegangen war und nun recht  erfolgreich in München ist. Nun kommt seine ehemalige Kanada-Geliebte zufällig wieder und natürlich treiben die beiden es. Super, olé olé, Affäre Nummer zwei. 
Das gibt natürlich großen Gefühlsknatsch und Streit und als Pierre – der Typ von ihr – dann sein Haus halb an sie verschenkt und halb an die Großmutter verkauft, ist Polen offen.
Die Diagnose Asperger wird gar nicht gestellt, Autismus fällt tatsächlich erst auf den letzten hundert Seiten als Diagnose und die erwähnte Absicht der Eltern, ihrem Sohn zu helfen im Leben zurechtzukommen wird auf den letzten 20 Seiten angedeutet und dann ist Schluss.

Beschiss. Und dann nicht mal gut geschriebener Beschiss. Die Sprache ist hölzern, die Sätze nur so halb fließend, halb stolpernd. Viele Details sollen helfen, es authentischer wirken zu lassen – stören mich persönlich aber eher dabei. Und die Darstellungen bezüglich des Autismus wirkten alles andere als „eindringlich und mit viel Liebe und Respekt für die Menschen“ erzählt (wie es auf dem Buchdeckel heißt) – sondern wie aus dem medizinischen Fachbuch abgeschrieben.

Ich bin von diesem Buch wirklich enttäuscht und zweifle langsam aber wirklich daran, dass es deutsche Schriftsteller gibt, die noch mit der Sprache wirklich faszinieren können. Gibt es eigentlich Autoren, die ein Thema wie Autismus wirklich begreifen und so wiedergeben können, dass es emotional tatsächlich berührt und die schwierige Lage, die ein Mensch mit dieser Diagnose – denn Krankheit will und kann ich das nicht nennen – jeden Tag durchmachen muss, authentisch und fassbar gemacht wird. Das ist schwer, das ist mir klar – und wahrscheinlich ist es ohnehin nur Interpretation – aber dann sollte sich ein Autor, der dazu nur aus Fachbüchern Informationen hat, vielleicht doch ein anderes Thema zum Schreiben suchen. 

Für alle Interessenten dennoch hier mal die harten Fakten:

Asta Scheib: Das Stille Kind.
14,90 €
erschienen im dtv
ISBN: 978-3-423-24854-9


Und ich verspreche, das nächste Buch wird besser – das ist wieder ein französisches ^^
Odette Toulemonde

Eric-Emmanuel Schmitt – Odette Toulemonde.

Ihr Lieben!

Kennt ihr eigentlich Eric-Emmanuel Schmitt? Er ist ein französischer Schriftsteller, den ich seit dem wunderschönen Film „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Korans“ auf dem Radar habe, da er das Buch dazu (oder eigentlich, da nach seinem Buch der Film gedreht wurde) geschrieben hat. Er schreibt wirklich sehr zauberhaft und elegant und hat einfach diese typische Art, französisch zu erzählen. (Nein, ich bin nicht frankophil ^^) Seine Romane und Geschichten sind schon ab und an Vorlagen für Filme gewesen (beispielsweise auch „Oskar und die Dame in Rosa“) – doch bei dem Werk, welches ich euch heute vorstellen möchte, war das ausnahmsweise mal andersherum, denn er schrieb zunächst das Drehbuch für diesen Film und verfasste davon inspiriert die restlichen Geschichten (auch weil ihm verboten wurde, während der Dreharbeiten zu schreiben, es könne ihn zu sehr von seiner Regiearbeit ablenken – dann aber erst recht, dachte er sich…) Die Rede ist von:

Eric-Emmanuel Schmitts „Odette Toulemonde: und andere Geschichten“.

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In acht Novellen erzählt Schmitt die Geschichten von acht verschiedenen Frauen, die auf verworrenen und uneinsichtigen, schmerzlichen aber gleichzeitig bezaubernden Wegen das Glück finden. 
Da ist Wanda Winnipeg, die eiskalte und abgestumpfte Millionärin, die nach Ewigkeiten eine alte Schuld begleicht und niemals seliger war, als in diesem Moment.
Da ist Hélène, die durch ihren optimistischen Mann aus ihrem erdrückenden Perfektionismus ausbrechen kann.
Da ist Odile, die gegen einen unsichtbaren Feind ankämpfen muss, gegen den sie zwar nicht siegen kann, durch den sie aber ihr Leben erneut erlebt.
Da ist Aimée Favart, die erkennen muss, dass ihre Herzensgüte ausgenutzt worden ist und in ihrer fest vorgenommenen Verbitterung dennoch nicht umhin kann, als erneut ihre Wärme weiter zu geben.
Da ist Isabell, die alles hat, um glücklich zu sein und dennoch ein ungutes Gefühl mit sich trägt – bis sie herausfindet, dass ihr Mann auch alles hat, um glücklich zu sein – doch scheinbar nicht bei ihr.
Da ist die barfüßige Prinzessin, die einem erfolglosen Schauspieler den schönsten Tag in seinem Leben schenkt, um ihr eigenes Unglück einen Tag lang vergessen zu können.
Da sind Olga, Tatiana, Lily und all die anderen Frauen, die als Regimegegnerinnen in der Umerziehungsanstalt, Baracke 13, mit Zigarettenpapieren und einem Bleistift das schönste Buch der Welt für ihre Töchter verfassen.
Und da ist Odette Toulemonde, die Titelheldin, die kleine unscheinbare Verkäuferin, die in ihrer Warmherzigkeit und Gutmütigkeit ihrem Helden der Literaten Balthazar Balzan aus dem dunkelsten Tief seines Lebens hilft und dabei ganz unbeabsichtigt glücklich wird.

Die Geschichten sind voller Liebe und Schönheit in den Worten. Sie zeichnen wundervolle Menschen, die keine Superhelden und keine Schönheitsköniginnen sind, dafür aber einfach zauberhafte Persönlichkeiten, die auch in Kummer und Leid die Dinge fest im Auge behalten, die das Leben wertvoll machen. Und während man die Geschichten liest und die Figuren kennen lernt, schaut man durch sie auf eben diese Schätze des Alltags und wird sich dieser bewusst.
Die Erzählungen sind traurig, amüsant, verbittert, lehrreich, fantasievoll, zärtlich. 

Ihr seht schon – ich liebe das Buch und kann es euch einfach nur uneingeschränkt empfehlen, es ist wun-der-schön!!! Geht und kauft es euch! Los! 😉

Dafür hier die harten Fakten:

Eric-Emmanuel Schmitt: Odette Toulemonde und andere Geschichten.
8,95€
erschienen im Fischer Taschenbuch Verlag
ISBN: 978-3-569-17756-1
In Wahrheit wird viel mehr gelogen

Kerstin Gier – In Wahrheit wird viel mehr gelogen.

Ihr Lieben!

Ich bin glücklich und vollauf zufrieden damit, dass meine 3. Hausarbeit soweit fertig geschrieben ist. Zwar ist sie höchstwahrscheinlich unglaublich schlecht, aber immerhin fertig. Und pünktlich dazu ist das Wetter so schön! Ich sitz die ganze Zeit hier und lese entweder oder schreibe oder dümpel vor mich hin. Großartig, wenn man mal einen kleinen Augenblick zum Durchatmen hat. *puh

Apropos lesen – ich habe schon wieder ein Buch fertig und wollte hier noch mal ein, zwei Worte dazu verlieren:

Kerstin Giers „In Wahrheit wird vielmehr gelogen“

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Carolin Schütz liegt auf dem Gehweg. Sie ist das erste Mal in ihrem 26 Jahre langen Leben betrunken und das aus gutem Grund: Karl, ihr Ehemann ist gestorben. 
Was also soll man schließlich sonst in einer solchen Situation tun, als sich zu betrinken? Und vielleicht eine gesunde misanthropische Einstellung der Restbevölkerung gegenüber entwickeln, die eigentlich irgendwie alle Idioten sind? 
Denn ohne Karl ist es nicht mehr das Gleiche. Für ihn hatte die junge Frau alles aufgegeben, da sie bei ihm so sein konnte, wie sie wollte: seltsam. Denn anders würde man eine Frau, die mit Mitte 20 bereits ihr drittes Studium abschließt, fließend Sprachen wie Koreanisch oder Polnisch spricht und scheinbar ein wandelnder Taschenrechner ist, nicht bezeichnen. Und nun ist sie allein, sitzt auf dem riesigen Erbe ihres fast doppelt so alten Mannes fest und musste den nervenaufreibenden Kampf darum mit dessen Sohn und Familie aufnehmen – der nebenbei bemerkt ihr Ex-Freund ist. Die perfekte Gelegenheit Glückspillen zu nehmen, zu einer unfähigen Therapeutin zu gehen und sich im Schoße der etwas skurrilen Familie wieder aufbauen zu lassen, bevor man sich wieder in das Gefecht namens Leben stürzt …

Die Inhaltsangabe ist nichts Besonderes und auch das Buch selbst ist sicherlich nichts, was die Welt aus den Angeln hebt und diese grundlegend verändern würde. Aber.
Kerstin Gier hat mit einem amüsanten Sprachspiel einfach geschafft, die doch recht simple Handlung so zu bereichern, dass das Lesen einfach Spaß macht und man das Buch doch gerne zur Hand nimmt. Die Zielgruppe ist natürlich klar, es ist und bleibt und wird immer sein ein Frauenroman, was ja nun nicht gerade zum allgemein anerkannten Literaturkanon gehört. Aber ich finde, man darf auch solche Literatur lesen – gerade, wenn sie zeigt, dass auch deutsch Autoren und Autorinnen noch immer recht gut mit der Sprache umgehen können.

Ich persönlich habe ja meistens ein Problem, wenn deutschsprachige, moderne Literatur mir vorgelegt wird – ähnlich wie ich mit deutschsprachigen Filmen Schwierigkeiten habe. Aber Kerstin Gier ist amüsant und leicht zu lesen. Die freakige Hauptfigur ist die perfekte Antiheldin, vielleicht sogar ein bisschen zu anti, aber das ist okay. Und wenn man über die doch sehr deutschen Namen mal hinweg sieht, dann macht das Buch schon Spaß zu lesen. 
Ein bisschen wie eine klein wenig harmlosere, deutsche Marian Keyes ist sie.  

Wer also mal etwas leichtes und seichtes lesen möchte, ohne gleich komplett das Gefühl zu haben in Trash oder Kitsch zu versumpfen, der kann getrost zu Giers‘ „In Wahrheit wird viel mehr gelogen“ greifen!

Darum hier noch einmal die harten Fakten:

Kerstin Giers: In Wahrheit wird viel mehr gelogen.
7,99 €
im Bastei Lübbe Verlag erschienen
ISBN: 978-3-404-16552-0
Mein Körper weiß alles

Banana Yoshimoto – Mein Körper weiß alles.

Ihr Lieben!

Seit ewigen Zeiten schon ist Banana Yoshimoto eine meiner Lieblingsautorinnen. Ihr kennt sie nicht? Kein Wunder, sie ist ziemlich unbekannt in Deutschland. In ihrer Heimat Japan ist sie allerdings so eine Art Popstar der modernen Literatur. Sie scheint eine Art Sprachrohr ihrer und der folgenden Generation zu sein und die Jugendlichen dort ziemlich stark anzusprechen.
Hier in Deutschland funktioniert das wohl nicht ganz so gut, was ich generell aber immer sehr schade finde, denn sie ist meiner Meinung nach einfach großartig. Sie schreibt für gewöhnlich mit einer beklemmenden, fesselnden Leichtigkeit, die Übernatürliches und Unerklärliches wie Selbstverständlich in das menschliche Dasein verweben kann und die mit teilweise so puren und leisen Tönen in mir ganze Gefühlsstürme auszulösen vermag. Allerdings – ich sagte es bereits – für gewöhnlich. Das bringt mich zum aktuellen Stück Literatur aus ihrer Feder:

Banana Yoshimotos „Mein Körper weiß alles. Dreizehn Geschichten.“

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Es ist ein Sammelband voll mit 13 Geschichten, die spürbar, die merklich anders sind, als das bisher von ihr Verfasste. Dieses Mal konzentriert sich Yoshimoto stark auf das Körperliche. Die Geschichten erzählen meist von Personen, die Dinge tun müssen, die Momente empfinden müssen und oft gar nicht wissen, aus welchem Grund das alles auf diese oder jene Art geschieht. Die Geschichten sind untypischer Weise stark im Irdischen verwurzelt und versuchen einer ganz anderen Verbindung auf den Grund zu gehen: der zwischen Körper und Geist. 
Ob es nun die Enkelin ist, die plötzlich ihren grünen Daumen in der Todesstunde ihrer geliebten Großmutter entdeck, ob es die junge Frau ist, die sich hormongesteuert und von der Situation völlig gefesselt auf ein nächtliches Abenteuer mit einem jungen Unbekannten einlässt, ob es die Büroangestellte ist, die den scheinbar unnützen Kollegen beweint – es sind alles Momentaufnahmen, die Yoshimoto hier aufzeigt. Momente, die körperlicher, sinnlicher Natur sind, die die Figuren aber dennoch wachsen lassen.

Mir persönlich ist diese neue Art der Geschichten anfangs schwer gefallen zu akzeptieren. Aber jeder Künstler muss sich weiter entwickeln und wenn man es als Leser zulässt, so nimmt er einen auf seinem weiteren Weg mit. 
Die teilweise sehr direkte, unverblümte Wortwahl hat mich zwar nach wie vor erschreckt, aber ich bin im Nachhinein mit dem Band doch wieder versöhnt. Denn durch Geschichten wie „Papas Spezialität“ fand ich „meine“ Banana in all der Körperlichkeit doch wieder. Mit Zeilen wie diesen entschuldigte sie sich fast bei mir für das Vorhergehende und noch Kommende:

„… Nur dieses eine Bild längst verlorener Verbundenheit hatte sich in meine Seele eingebrannt – so klar und deutlich wie Scheinwerferlicht, das in der Nacht die Straße erhellt. Das Bild einer Familie, die im Schein der Lampe um den Tisch sitzt. Wenn der Fernseher aus ist, hört man nur noch das Geräusch wogender Bäume. Undurchdringliche Finsternis. Der Atem meines schlafenden Bruders. Vaters Schnarchen. Mutters aufgelöstes Haar. Eine Familie, die sich im Dunkeln aneinanderschmiegt…“

Insgesamt würde ich also sagen, für eingefleischte Banana-Fans eine Geschmacksumstellung, auf die man sich aber einlassen sollte. Für Banana-Neulinge vielleicht ein seichter Einstieg in ihre Welt – wenngleich ich auch den Neulingen empfehlen würde, ältere Bücher von ihr zu lesen (z.B. „Dornröschenschlaf“ oder „Eidechse“).

Für alle Interessenten, hier noch mal die harten Fakten 😉

Banana Yoshimoto: Mein Körper weiß alles. Dreizehn Geschichten.
9,90 €
im Diogenes Verlag erschienen
ISBN: 978-3-257-24154-9

Julie & Julia

Julie Powell – Julie & Julia

Ihr Lieben!

Ich nutze diese Semesterferien ja endlich mal wieder dazu, um auch mal etwas auszuspannen neben dem ganzen Unistress. Und das kann ich eigentlich – wenn nicht gerade hinter der Kamera oder mit meinen Lieben – mit einem guten Buch und einer netten Tasse Tee. Neulich habe ich ja nun (dank meines kleinen Infektes so halb ans Bett gefesselt) ein weiteres Buch ausgelesen und möchte euch dies nun kurz hier vorstellen (ja, das könnte demnächst öfter passieren – aber es wird auch nicht überhand nehmen, keine Sorge ^^):

Julie Powells „Julie & Julia. 365 Tage, 524 Rezepte und 1 winzige Küche“

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Ich weiß nicht, ob ihr das Buch kennt – vielleicht aber sogar den Film? Ich bin damals nämlich erst über den Film auf dieses Stückchen Literatur gestoßen, da er nach einer wahren Begebenheit spielen sollte und zudem auch noch mit Meryl Streep in einer Hauptrolle besetzt war. Das waren schon zwei gute Gründe, um mich damit näher auseinander zu setzten – das und die Tatsache, dass ich ja ohnehin momentan dem Kochen verfallen bin *g

Gesagt getan und siehe da – es ist tatsächlich so gewesen. Julie Powell, eine 29-jährige Sekretärin, die nicht sonderlich glücklich mit ihrem Job und Leben ist, entschließt eines Abends völlig frustriert, dass sie Julia Childs „Mastering the French Art of Cooking“ von vorne bis hinten innerhalb eines Jahres durchkochen will und darüber einen Blog führen wird. Das sogenannte Julie/Julia-Projekt treibt sie ab dieser Entscheidung ständig an den Rand des Nervenzusammenbruchs (denn welcher figur- und gesundheitsbewusste Mensch im 21. Jahrhundert kocht noch bitte mit 2 Päckchen Butter – pro Gericht?!). Und nicht nur sie: Ihr Ehemann, ihrer Freunde, selbst ihre drei Katzen haben darunter zu leiden. Doch mit jedem neuen Häkchen hinter einem gekochten Rezept erkennt Julie, dass es nicht nur eine wahnwitzige Idee ist, die ihr Leben auf den Kopf stellt, sondern sogar die einzig richtige Idee war, um sie überhaupt wieder in ein Leben zu bringen. Und mit jedem Päckchen Butter und jeder neuen Herausforderung (Hummer ermorden, Crêpes wenden, Hühner entbeinen, Eier zubereiten, Aspik meistern) sieht sie, dass sie es kann, dass sie lebt…

Das Buch basiert auf den original Blog-Einträgen aus dieser Zeit und wurde 2006 mit dem Lulu Blooker Prize, dem Preis für das beste auf einem Blog oder einer Website basierenden Buch, ausgezeichnet. 

Ich persönlich fand es sehr angenehm zu lesen. Julie ist locker und leicht in ihrem Schreiben, nicht sonderlich schwierig und vielleicht sogar banal. Aber wisst ihr was? Darin liegt eine Art der Tiefgründigkeit und eine Zufriedenheit mit der Welt und sich selbst, die das Lesen wirklich sehr angenehm gemacht hat. Und war ich am Anfang auch noch nicht überzeugt von der ganzen Geschichte und wollte es schon unter „Mädchen-Frauen-Zeitvertreib-Lektüre“ ablegen, da wurde es doch irgendwie immer besser und besser. Vielleicht, weil ich selbst blogge oder weil ich momentan auch das Kochen für mich als eine Art Ausgleich entdecke – aber ich konnte mich irgendwie Stück für Stück mehr mit dieser jungen Frau identifizieren. Und am Ende war ich froh über das Buch und dass ich es gelesen habe und dachte bei mir nur noch: Und was koch ich jetzt? 

Wenn es euch interessiert – hier noch die harten Fakten:

Julie Powell: Julia & Julia. 364 Tage, 524 Rezepte und 1 winzige Küche.
8,95 €
erschienen im Goldmann Verlag
ISBN: 978-3-442-47133-1
Obsolete Angels

Annie Bertram – Obsolete Angels

Ihr Lieben!

Einige von euch wissen sicherlich, dass ich ein recht großer Fan von Annie Bertram bin und spätestens seit „Wahre Märchen“ ihre Bücher auch wirklich toll finde. 
Für die unter euch, denen ihr Name nichts sagt: Annie ist eine Fotografin (hauptsächlich in der Gothic-Szene angesiedelt) und ist einer der Gründe, weswegen ich überhaupt eine Kamera jemals in die Hand genommen habe. Viele ihrer Bilder sind einfach so großartig, dass mir der Atem stockt. Ich bewundere sie – obwohl natürlich auch immer Sachen dabei sind, die weniger meinem Geschmack entsprechen. Das ist ja aber auch immer so und generell empfinde ich sie als eine tolle Künstlerin. 

Und diese Frau hat mit „Obsolete Angels – Zeitlose Engel“ nun den zweiten Geschichten-Band auf die Welt gebracht, in dem ihre Fotos zusammen mit Kurzgeschichten vieler junger (Szene-)Autoren zusammenspielen und den Leser in eine andere Welt – in Annies Welt entführen möchten. 

In 14 Geschichten traf ich Wesen, die entweder noch übrig waren oder wie durch Zufall in diese Welt geraten sind. Es sind Wesen, die nicht hierher zu passen scheinen, aber gleichsam irgendwie vertraut anmuten. Mit Wehmut habe ich diesen kurzen Einblick in mancher ihrer Leben verfolgt. Einsam einer Aufgabe streng hinterhereifern, die schon lange ihren Sinn verloren zu haben scheint. Verbittert seinen Lebensraum schützend gegen jeglichen Eindringling. Bei anderen war ich entzückt und beglückt, von ihnen erfahren zu dürfen. Wie sie die Welt in Ordnung halten – gefährlich und schön, bemüht und gleichzeitig fast gelangweilt. Einige, wenige waren auch tatsächlich angsterregend und eklig – aber nichtsdestotrotz sind es alles zeitlose Engel, die unter uns sind und die wir nicht sehen können – die Annie uns aber zeigt. 

Meine Lieblingsfiguren (und gleichzeitig Geschichten) sind übrigens „Die Fee der Vergänglichkeit“, „Die Skorpionfrau“, „Edens End“, „Die Schwester“ und „Das Phantom des Meeres“, sowie „Wir zwei sind eins“. Dahingegen wirklich eklig fand ich „Der Kannibale“ – da ist der Titel Programm und die Schreibart entspricht einfach ganz typisch der Feder von Dirk Bernemann.
Andere große Namen wie Markus Heitz, Christian von Aster oder Jeanine Krock haben ebenfalls exklusiv Geschichten zu Annies Bildern entwickelt – ja, die Fotografin selbst hat diesmal auch zwei Texte beigesteuert.  

Insgesamt lautet mein Fazit, dass ich lange um den Band herumgeschlichen bin und dass die Freude, die ich empfunden habe, als ich ihn dieses Jahr geschenkt bekommen haben, nicht zu groß war, denn er entspricht meinen Erwartungen und auch wenn einige Bilder und Geschichten vielleicht nicht ganz mein Geschmack sind, so sind es die restlichen dafür umso mehr. Und ein Buch, bei dem ich beim Lesen tatsächlich einen Kloß im Hals hatte, das ist für mich ein gutes Buch. 

Für alle, die Interesse an dem guten Stück haben:

Annie Bertram: Obsolete Angels – Zeitlose Engel.
18,95 €
erschienen bei U-Books
ISBN: 978-3-939239-04-8

Ich liebe Französische Filme!

Ihr Lieben!

Heute Nacht gab’s ja die Oscars und wer hat bitte abgeräumt? Ein französischer Stummfilm in schwarz-weiß! Wie cool ist das denn bitte? Herrlich. 
Angesichts dieser Tatsache, dass jetzt auch offiziell in Hollywood französische Filme endlich angekommen sind, möchte ich heute noch einige Wort zum neulich im Kino gesehenen französischen Film „Ziemlich beste Freunde“ abgeben.

Hier einmal der Trailer:

Der Film handelt vom jungen Driss, der eigentlich nur in Ruhe seine dritte Ablehnung auf seiner nicht wirklich engagiert durchgezogenen Jobsuche kassieren will, um endlich das Arbeitslosengeld zu bekommen. Doch er trifft bei diesem letzten Vorstellungsgespräch auf Philippe, einem Querschnittgelähmten älteren Mann, der zwar reich, aber unglücklich ist – vor allem über die Tatsache, dass alle ihm nur eins entgegen bringen: Mitleid. Aus diesem Grund engagiert er den jungen unqualifizierten Mann aus dem Pariser Ghetto. Dieser weigert sich zwar erst, findet sich aber mit seiner unkomplizierten und direkten Art schnell in das Leben seines Schutzbefohlenen an und gibt ihm durch seine ruppige Mitleidlose Art genau das, was er braucht. Die beiden Freunden sich auf eine sehr unkonventionelle Art an – aber diese Freundschaft wird leider hart auf die Probe gestellt, als Driss‘ Vergangenheit in Form seines jüngeren Bruders ihn einholt und Philippe ihn schließlich wegschickt. Doch er funktioniert schon längst nicht mehr ohne seinen jungen Gefährten…

Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit und scheint zunächst vielleicht erst einmal etwas langweilig zu sein – ist sie aber definitiv nicht!!! Bereits beim Trailer musste ich schon herzhaft lachen – doch der hat noch längst nicht zu viel versprochen sondern den Kinogänger wirklich nur angefüttert.
Denn „Ziemlich beste Freunde“ ist eine großartige Komödie, die aber ganz typisch für französische Filme auch einen Tiefgang zwischen den Zeilen und in den Details hat, der einfach unglaublich berührend ist. Die Kameraführung und der großartige Soundtrack von Ludovico Einaudi unterstützen das Gesamtkunstwerk, welches die Schauspieler (und nicht nur die beiden meiner Meinung nach fabelhaft besetzten Hauptcharaktere) bereits gesponnen haben. 

Ein großartiger Film, der sogar meinem Mann gefallen hat – und er geht sonst a) nicht gern ins Kino und mag b) französische Filme sonst eigentlich nicht leidern!

Habt ihr ihn gesehen? Wenn nicht – schaut ihn euch an!! Ich glaube, ich muss ihn definitiv auf DVD haben und dann gleich nochmal schauen XD Und dann muss ich mich auch nicht mehr zusammenreißen, denn schon allein wegen der Musik musste ich am Ende doch heulen – ich altes Weichei *so schön (den Soundtrack brauch ich also auch … )