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Schritte ins neue Leben – Tag 2 Nachbetrachtung

Ihr Lieben!
Kinder, Kinder, ich muss sagen, ich bin echt fertig! Wie ein Zombie schleiche ich durch meine Wohnung, bemüht, mich so wenig zu bewegen wie irgendwie möglich. Jeder Schritt tut weh und wird erst wenn überhaupt wohl überlegt und mit viel Kalkül ausgeführt. Ein Tag Messe ist ja schon anstrengend – zwei Tage sind aber echt heftig! Meine Gedanken sind bei allen, die noch den dritten und vierten Tag mitnehmen müssen – ich bin ehrlich gesagt körperlich und mental ganz glücklich, mich heute hauptsächlich auf meiner Couch verweilend ausruhen zu dürfen und all die Eindrücke der vergangenen zwei Tage sortieren zu können. 
Denn auch wenn wir es gestern eigentlich ruhig angehen lassen wollten, so war bereits meine Anreise ein Stressfaktor, auf den ich herzlich gern verzichtet hatte. Eigentlich pünktlich stand ich auf dem Gleis, wo die S-Bahn um 9:14 Uhr Richtung Messe starten sollte – und bin nicht mehr in den Zug gekommen. Er war einfach so voll, es war unglaublich. Kennt ihr so Trickfilmszenen, in denen die Menschen total gequetscht an die Scheiben gepresst werden in grotesken Formen? Ich weiß jetzt, wie das in echt aussieht… 
Über einige Um- und Schleichwege (ich hab mich in dem Moment gefreut, dass ich 5 Jahre in der Gegend gewohnt habe und somit nicht nur auf die touri-typischen Verkehrsstrecken angewiesen war) bin ich dann irgendwann doch bei der Messe angekommen – völlig abgehetzt und eine Stunde zu spät. Die liebe Nicky hat wirklich viel Verständnis gehabt, aber mir war das wahnsinnig unangenehm. Ich komme so ungern zu spät ^^;
Wir haben uns in Halle 2 getroffen, um ein Donnerstag nicht mehr beendetes Unterfangen abzuschließen: Klein-Palan auf Jobsuche. Das Ziel war der Machandel Verlag, ein kleines One-Women-Unternehmen, welches sich auf Kinder- und Fantasyliteratur spezialisiert hat und mir u. a. bereits durch Märchen für Erwachsene im Kopf geblieben ist. Wenn das nicht für mich gemacht ist? Leider springt dabei finanziell quasi nichts raus, maximal ein Taschengeld. Aber dennoch wollen wir in Kontakt bleiben. Es wäre immerhin eine Referenz und ein Anfang – und ein Taschengeld ist besser als nichts ^^
Danach ging es weiter durch die Messehallen. Habe ich euch schon davon erzählt? Ich glaube nicht. Also ganz kurz – vielleicht für die, die noch heute oder morgen hinfahren möchten: 

Halle 2: Kinderliteratur, Schulbücher, Lehrbücher (Verlage wie Cornelsen, Langenscheidt, Hueber zB.) Die wahrscheinlich eher weniger interessante Halle für mich – abgesehen von den Deutsch-als-Fremdsprache-Abteilungen.
Halle 3: Belletristik, Sachbuch, Zeitungen & Zeitschriften. Hier sind viele große Verlage wie zB. die Randomhouse GmbH (dazu gehört u.a. Knaus, Heyne, carl’s books, Blanvelet, Goldman, Bertelsmann), aber auch Hörbücher, Reise- und Religionsliteratur haben hier ihren Platz gefunden.
Halle 4: Belletristik, Sachbücher und Zeitschriften. Auch die Musikverlage und alle teilnehmenden internationalen Aussteller findet ihr hier. Das Partnerland dieses Jahr ist übrigens die Schweiz. Die Messebuchhandlung hat ebenfalls ihren Standort in dieser Halle.
Halle 5: Belletristik, Sachbuch, Zeitschriften. Hier eher die kleinen und jungen Verlage, dazu auch die Abteilung für die Aus- und Fortbildung im Bereich der Buchbranche. 
Glashalle: Hier sind die üblichen Verdächtigen ansässig – die großen Medien, ARD, ZDF, Arte, Phoenix, MDR-Figaro, Deutschlandradio usw. usf.
Halle 1: Wenn ihr euch bis jetzt gewundert habt, wo denn die Mangas und Comics abgeblieben sind – dieses Jahr haben sie eine ganz eigene Messehalle nur für sich bekommen. 
Das hat Vor- aber auch Nachteile, wie ich finde. Eindeutiger Vorteil: Es ist weniger Gedränge in Halle 2 und insgesamt einfach etwas entspannter und ruhiger (so ruhig es eben in einer Messe zugeht). Zudem gafft keiner mehr doof die Leute an, wenn sie in voller Cosplayermontur durch die engen Röhren gehen müssen und die Gänge usw. werden auch nicht mehr so sehr blockiert durch Fotoshootings oder ähnliches. Dann wären wir aber auch schon bei dem Nachteil: Ohne die Cosplayer, Comicfans, Lolitas usw. ist das Bild der Messe ein Stückchen weniger bunt. Klar, man hat dadurch mehr Ruhe, aber es ist auch einfach ein bisschen weniger zum Gucken da. Ich habe mich darum bewusst gestern auch noch mal in Halle 1 begeben, um dort die Atmosphäre aufzutanken. Und glücklicher Weise sind mir ein paar zauberhafte Lolitas entgegen gekommen, die das wirklich schlechte Sailor Moon und Kamikaze Kaito Jeanne-Cosplay, das ich davor entdecken musste wieder wett gemacht haben. ^^ (aber es gab auch wirklich gute Cosplays, von Charakteren, die ich leider gar nicht kannte ^^; )
Soweit zu den Hallen. Wesentlich mehr habe ich gestern auch nicht mehr gemacht, als mir die Hallen mit den Verlagen anzuschauen. Ich habe längst nicht alle von mir zuvor ausgeguckten Verlage abgeklappert und leider auch nur noch Absagen bekommen – entweder sind die Verlage zu klein oder eben bereits ausgelastet mit Personal. Schade. Junges Blut scheint unerwünscht, mit freien Lektoren arbeitet man wohl nicht so gerne. Ein bisschen demotivierend war das schon. Aber mir bleiben immer noch – dank Nicky – die beiden Verlage, bei denen ich positive Rückmeldung erhalten konnte. Das ist schön. 🙂
Schön war übrigens auch, dass ich bei calr’s books tatsächlich auf meinen Pressekontakt gestoßen bin und nun sagen kann, dass die Frau nicht nur in den Emails total lieb ist, sondern auch live. Und noch viel mehr habe ich mich gefreut, dass sie sogar wusste, wer ich bin (nachdem sie meinen Namen gesehen hat ^^). Das war wirklich ein schönes Erlebnis, da fühlt man sich irgendwie geschätzt und ernst genommen. (Schade, dass ich es zeitlich nicht mehr geschafft habe, auf das von ihnen organisierte Blogger-Treffen zu gehen 🙁 )
Das Highlight des Tages war dann noch das Autorengespräch mit Stefan Bachmann, der „Die Seltsamen“ geschrieben hat. Er ist noch total jung (was ich erst auf der Messe erfahren habe und ihn darum noch um so lieber sehen wollte) und spricht eine so niedliche Mischung aus Deutsch mit schweizer und amerikanischem Akzent. Dafür hat er sich ständig entschuldigt. Echt niedlich und sympathisch. Dazu aber in einem späteren Post mehr, denn ich darf das Buch sogar noch rezensieren. Darüber habe ich mich auch sehr gefreut! 🙂
Insgesamt denke ich also, war diese Messe voller neuer Erfahrungen und Eindrücke. Es war sehr spannend, das ganze mal länger als nur für ein paar Stunden beobachten zu können – und irgendwie auch dank Pressestatus eine Art Teil von der Sache zu sein. 
Vom Kopf her würde ich eigentlich gerne noch ein bisschen länger da sein – einige Lesungen noch mitnehmen und einige Gespräche und Diskussionen mir anhören. Die tollen Stände mir anschauen und diese ganze Atmosphäre noch etwas mehr einsaugen … aber meine Füße fühlen sich hochgelegt auf der Couch gerade verdammt wohl und mein Kopf ist dann irgendwie doch auch froh, heute nicht noch mal so viel buntes Gewimmel sehen zu müssen.
Für den Blog werde ich aus diesen Erlebnissen übrigens wahrscheinlich bald noch die eine oder andere Konsequenz ziehen. Es wird wohl bald eine Veränderung ins Haus stehen – nicht nur weil Frühjahr ist, sondern auch weil ein neuer Abschnitt in meinem Leben beginnt. 
Darauf freue ich mich schon – genauso wie auf die nächste Leipziger Buchmesse! 🙂
Bleibt gespannt auf die nächsten Posts! 😉

Schritte ins neue Leben – Die Nominierten Belletristik.

Ihr Lieben!

Nun habe ich einen Sitzplatz ergattert und warte gerade auf die Vorstellung der Graphic Novel „Schattenspringer“ von Daniela Schreiter. Bis dahin hier mal eine kurze Übersicht über die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik. 

Aus über 150 deutschsprachigen Büchern wurden die – laut einer Fachjury – besten fünf Titel und deren Autoren ausgesucht, welche sich insgesamt betrachtet sehr stark mit der Vergangenheit, auch mit der persönlichen Geschichte auseinander setzen. Zwei Titel beschäftigen sich insbesondere mit der Zeit des Nationalsozialismus – allerdings auf eine sehr persönliche Art und Weise. Es wirkt eher wie eine Aufarbeitung der eigenen Geschichten, als wie eine Anklage oder ein Bericht über die Gräueltaten jener Tage. Spannend. 
Hier ein paar Infos und Eindrücke. 

Fabian Hischmann – Am Ende schmeißen wir mit Gold.

Ich habe den jungen Autor im Gespräch als recht humorvoll und entspannt erlebt. Er sagt selbst über sich, erwidernd auf die Frage der Moderatorin, ob die Hauptfigur Max nicht jener Typ Mensch ist, der ewig 29 Jahre bleibt, dass er selbst ja leider inzwischen doch 30 geworden ist. Das war ein sehr sympathischer Moment. Das Buch handelt insgesamt nach seiner eigenen Einschätzung vor allem davon, am Ende nicht allein zu sein.
Auf den ersten Eindruck klingt es auf jeden Fall ganz nett.

Per Leo – Flut und Boden. Ein Roman einer Familie.

Sein Roman ist zum stark autobiographisch geprägt und ist der erste der beiden Titel, welche sich mit dem Nationalsozialismus auseinander setzen. Für ihn stellt seine – unsere – Perspektive der sogenannten 3. Generation jenen Vorteil dar, dass wir ein ausreichend distanziertes Verhältnis zum NS-Zeitalter haben, dass wir relativ affektfrei darüber reflektieren können. Dadurch zeigt er auf, dass man als heutiger Mensch doch erstaunlich – oder erschreckender Weise – mehr mit dem Nazi-Großvater gemein hat, als man es gerne hätte. Eine interessante Perspektive, aber insgesamt nicht mein Roman, denk ich.

Martin Mosebach – Das Blutbuchenfest.

Die Moderatorin fragt den Autor zu Beginn, ob Frauen nicht doch das tüchtigere Geschlecht seien (seine Protagonistin ist eine aus Bosnien stammende Putzfrau) und setzt noch nach, er müsse jetzt nur mit ‚Ja‘ antworten. Er erwidert: „Na ja, sie stellen sich mir zumindestens so dar.“ Das gab einen netten Einstieg ins Gespräch über seinen Roman, der sich um diese Putzfrau dreht, die eigentlich als individuelle Seele gezeichnet wird, aber ab und an zu einer weltlichen wird und von Dingen berichtet, die sie nicht gesehen haben kann. Der bisher wohl politischste Roman des Autors, laut eigenen Angaben, klingt recht interessant, allerdings erschloss sich mir im Gespräch nicht völlig, woraufhin das Buch hinaus will. Schade.

Katja Petrowskaja – Vielleicht Esther.

Für mich ehrlich gesagt die eindrucksvollste Autorin als Person. Ihr Buch selbst entspricht zwar ebenfalls wieder weniger meinem Beuteschema (die zweite Veröffentlichung, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt, allerdings in Form von einzelnen Geschichten, als eine Spurensuche) – aber sie sagte so wahnsinnig kluge Dinge, dass ich von ihr doch sehr positiv überrascht bin. Das schönste Zitat dabei war wohl jenes: „Geschichte ist, wenn man keinen mehr persönlich fragen kann, sondern nur noch Quellen hat.“ Wenn sie gewinnen würde, fände ich das menschlich sehr schön. 
Sasa Stanisic – Vor dem Fest.
Für mich der heißeste Anwerter auf den Preis, da mich dieser Roman wohl am meisten angesprochen hat. der noch recht junge Autor hat hier ein Dorf in der Uckermark selbst erschaffen, mit herrlich skurilen Charakteren, die alle in einer Nacht vor dem Fest noch etwas zuende bringen wollen. Dabei waren ihm nicht nur die Menschen, sondern auch die Geschichten dieses Dorfes, seine Mythologie sehr wichtig, um ein überzeugendes Bild zeichnen zu können. Er selbst stammt aus Bosnien und sagt über die Uckermark, dass diese Landschaft erstaunlicher Weise viel mehr mit seiner Heimat gemein hat, als er erst erwartet hätte. Sehr sympathisch irgendwie. Dieses Buch würde ich wahrscheinlich auch tatsächlich lesen. 
Um 16 Uhr wird der Preis verliehen – ich bin schon sehr gespannt, wer ihn bekommen wird 🙂 

Schritte ins neue Leben – Willkommen auf der LBM!

Ihr Lieben!
Der Moment, wenn man 20 Minuten zu früh aufsteht, nachdem man schon über eine Stunde ungeduldig darauf gewartet hat, dass der Wecker endlich klingelt und er einen doch nicht erlöst. Heute ist der Tag, heute fahre ich zur Buchmesse nach Leipzig. Meine Güte, bin ich aufgeregt!
Wie gut, dass meine Freundin & Kollegin Nicky sich meiner angenommen hat, denn ohne sie hätte ich wohl nicht mal das Pressezentrum gefunden – ganz geschweige denn von den unglaublichen Annehmbarkeiten, die man als Pressemensch so hat.
Mal abgesehen vom kostenfreien Eintritt für alle 4 Tage ist nämlich beispielsweise auch das Parken grandios luxeriös. 1. Reihe, auf einem extra ausgewiesenen Presseparkplatz – kostenfrei! So entspannt bin ich noch nie angekommen. Kein Ellenbogenkampf im RE nach Leipzig, kein Zwangskuscheln mit Unbekannten, wo man unfreiwillig sich einfach mal näher kommt, als es einem lieb ist. Denn ganz ehrlich, vor solchen Tuchfühlungsgänge würde ich wenigstens gerne den Namen meines Schmusepartners wissen. Aber nichts da – ich bin Pressemensch, ich habe Platz und kann atmen. 
Gleiches gilt für den Eintritt an und für sich: Das Pressezentrum verfügt über den Luxus eines eigenen Eingangs in die Messehallen. Kein stundenlanges anstehen, kein Drängeln und Schubsen. Ich bin hoch erfreut. Könnte man sich dran gewöhnen.
Genauso übrigens an das Pressecafé, in welchem der Kaffee und Tee den gesamten Tag gratis fließt und die Preise für jegliche Nahrungsmittel im Vergleich zu den Presseangeboten unschlagbar günstig sind. Herrlich, hier bleib ich!
So laufe ich also sehr entspannt nun schon seit etwa 2 Stunden durch die Messehallen und bin erstaunt, was bereits heute für ein Trubel hier los ist. Ich dachte, die ganzen Cosplayer würden erst am WE hier auftauchen, aber offensichtlich geht das auch schon Donnerstags. Aber sie zentrieren sich doch stark auf die entsprechende Halle und so ist der Rest relativ frei. Frei für mich. *muhaha
Vorhin habe ich mir bereits die Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse im Bereich Belletristik angeschaut. Sehr spannend! Dazu schreibe ich gleich noch etwas mehr. Aber jetzt suche ich mir erstmal einen Sitzplatz. Stehen schlaucht. 
🙂 
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Der erste Schritt ins neue Leben?

Ihr Lieben!
Auch wenn ich es eigentlich niemals vor hatte, so scheint es mir momentan doch immer öfter unausweichlich: die Selbstständigkeit. 
Als was? Vollzeit oder nur nebenberuflich? Woher die Aufträge nehmen? – Das sind alles nur einige wenige Fragen, die sich mir stellen. Dazu kommen auch jede Menge Unsicherheiten in Sachen Versicherungen, Steuern, Rente, Finanzen allgemein. Es ist wirklich ein schwieriges Thema. Aber gleichzeitig wäre das der Schritt in eine Tätigkeit, in der Ich bestimme. Ich sage, was ich tun will. Ich bin eigenverantwortlich und selbstständig. Kein nerviges Pflichtprogramm in dem Sinne, dass man sich mit Dingen rumärgert, die einem nicht liegen und die man nicht will. Das bedeutet aber auch selbst – also alleine – und das ständig, also immer. Ich bin noch immer sehr unentschieden. 
Was mir aber dabei helfen könnte, die richtige Entscheidung zu treffen, ist mich in meiner Branche einmal genau umzusehen. Und wo wäre das nun besser möglich, als auf der Leipziger Buchmesse?
Nach langem Zögern habe ich den Versuch gewagt und mich noch wirklich 2 Minuten vor der Angst für eine Akkreditierung beworben. Und auch wenn ich mir nicht viel davon versprochen habe, so hatte der Büchergott doch ein Erbarmen und ich konnte in dieser Woche nun meine erste offizielle Akkreditierung, d. h. den Presseausweis aus dem Postkasten fischen.

Das hübsche Bändchen zum um-den Hals-hängen gibts erst vor Ort. ^^

Oh welch Freude! Ich bin hin und weg! Ich habe schon zu meiner Familie gesagt, dass das viel zu viel Spaß macht, um wirklich Arbeit zu sein. Es ist der Hammer! 
Ich habe mir sogar extra Visitenkarten drucken lassen, damit ich bei Bedarf ganz lässig-professionell die entsprechenden Kontaktmöglichkeiten parat habe. Hoffentlich kommen sie noch rechtzeitig … 

Hiermit kündige ich euch also an, dass die nächste Woche ganz im Zeichen der Buchmesse stehen wird. Ich möchte euch an meinem Glück ganz eng teilhaben lassen und werde für meine Verhältnisse vielleicht ungewöhnlich oft posten, aber ich hoffe auch, dass ihr daran Spaß haben werdet. Wer noch nie auf der/einer Buchmesse war – ändert das! Natürlich ist es stressig, aber es lohnt sich! Die ganzen Eindrücke, die teilweise echt sehr hübsche Gestaltung der Stände, die vielen Bücher…. Für mich ist das neben so riesigen Bibliotheken wie der SLUB oder Buchantiquariate der Himmel auf Erden. ^^
Ich hoffe, dass ich die Preisverleihungen auf jeden Fall mitnehmen und auch viele Bilder und Impressionen für euch einfangen kann. Wenn ich einige Lesungen schaffe, wäre das natürlich noch toller. Geplant sind zwar nur zwei Tage, aber wir werden sehen … ^^
Ich hoffe, ich langweile euch damit nicht – aber dieser Teil gehört einfach zu mir. Es tut mir leid 😉 Die Woche danach wird ganz sicher wieder mit anderen Themen bestückt, versprochen.

Jetzt werde ich meine Nase aber erstmal tiiiief tief in das Programm und den Katalog stecken, um mich optimal vorzubereiten und bereits potentielle „Opfer“ ausfindig zu machen. 
^^

Elif Shafak – Ehre

Ihr Lieben!
Ich hatte mal wieder die Ehre, rechtzeitig bei Blogg dein Buch am richtigen Platz zu sein und habe somit ein schönes neues Buch zum rezensieren bekommen. Ganz besonders groß war mein Interesse an diesem Werk, da es von einer türkischen Autorin stammt und ich ja nun durch meinen Türkischunterricht näher mit dieser Ethnie in Verbindung getreten bin. Da bei mir Kultur aber auch immer durch Literatur vermittelt wird, war ich sehr gespannt, was mir Elif Shafaks Roman „Ehre“ so alles zwischen den Zeilen mitteilen würde.

„Meine Mutter starb zwei Mal. Ich habe mir geschworen, ihre Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, habe aber nie die Zeit oder den Willen oder den Mut aufgebracht, sie niederzuschreiben. Bis vor Kurzem. (…) Diese Freiheit war ich Mum schuldig. Und ich musste noch dieses Jahr fertig werden, noch vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis.
(…)
Ich werde ihm sein Zimmer zeigen und langsam die Tür schließen. Ich werde ihn dort allein lassen. In einem Zimmer in meinem Haus. Nicht zu nah und nicht zu fern. In diese vier Wände werde ich ihn einsperren, zwischen dem Hass und der Liebe, die ich empfinde, ob ich will oder nicht, und die für immer in einem Kästchen in meinem Herzen verschlossen sind.
Er ist mein Bruder.
Er, der Mörder.“

Die Zwillingsschwestern Pembe und Jamila verbingen in einem abgelegenen, kurdischen Dorf ihre Kindheit ungetrennt und stets eng miteinander verbunden. Doch das Schicksal treibt die beiden Mädchen im Erwachsenenalter auseinander. Während Jamila unabsichtlich in ein Leben als „ewig jungfräuliche Hebamme“ gleitet, wird Pembe aus ihrer Heimat fortgeweht – weiter, als sie es sich in ihrem Fernweh jemals erträumt hat: nach London. 
Dort versucht sie mit der neuen Kultur, den anderen Sitten und den lauernden Gefahren einer fremden Welt fertig zu werden und gleichsam ihre drei Kinder aufzuziehen. Doch während sie selbst als Kind gegen die Strenge ihrer Familie angekämpft hat, driftet sie nun als Mutter selbst in ein solches Verhalten ab. Mit katastrophalen Folgen! Denn gerade als Pembe versucht, sich aus der misslichsten Lage ihres Lebens – neues Land, neue Sprache, Dasein als Alleinerziehende Mutter – mit Hilfe eines neugewonnenen Freundes zu erheben, da spielt das Schicksal ihr erneut einen grausamen Streich und ihre Vergangenheit holt sie ein. 

„Ehre“ ist das leitende Motiv, welches sich auf vielschichtige Weise durch die gesamte Erzählung zieht. Während wir Europäer darunter etwas spirituelles und sehr ambivalentes verstehen, scheint es aus unserer Sicht in der türkisch-islamischen Kultur eher ein Begriff der Keuschheit und Jungfräulichkeit zu sein – etwas, dass lediglich den Frauen auferlegt wird, wie ein Zwang und aufgrund dessen Frauen, die um ihre Freiheit kämpfen, stets vom Tode bedroht oder schließlich auch davon eingeholt werden. So zumindest unsere Annahme.
Doch Elif Shafak zeichnet in ihrem Roman ein viel weiteres Bild, ein umfassenderes Gefühl, was es mit diesem Wort auf sich hat. Bereits Pembe und Jamilas Mutter Naze ist tief durchdrungen davon. Für sie ist es eine große Qual ihrem geliebten Ehemann keinen Sohn geschenkt zu haben, sondern nur acht Töchter. Der Gram, den sie empfindet, als die Zwillinge das Licht der Welt erblicken, scheint sich wie ein unsichtbares Tuch auch über Pembe gelegt zu haben – empfindet sie doch in England ähnliche Schuldgefühle, als sie beginnt sich über ihre Tradition hinwegzusetzen und ein neues Leben anzufangen. Stets begleiten sie Schuldgefühle, befleckt sie dadurch doch ihre und die Ehre ihrer Familie. Und das, obwohl sie aus unserer Sicht alles Recht dazu hat – betrügt und verlässt ihr spielsüchtiger Mann sie doch. Aber Pembe kann sich nicht lösen. Und auch ihr Sohn Iskender, den sie zu einem ehrenhaften Mann heranziehen will, kommt von diesem Weltbild nicht los. Er wird davon getrieben, die Rolle des Mannes im Haus einzunehmen. Und auch, wenn es den Jungen fast umbringt, so fühlt er sich doch dazu verpflichtet, seine Mutter zu beschützen, sie auf den rechten Weg zurückzubringen und die Ehre zu verteidigen. Mit welchen Mitteln auch immer.
Shafak zeigt Figuren, die sehr klar und nachvollziehbar beschrieben werden. Es sind Menschen aus einer anderen Kultur und doch wird ihr Innerstes deutlich, man meint zu verstehen. Jeder der Handelnden darf seine Sicht darlegen. Es entsteht ein Geflecht aus Erinnerungen, Momentaufnahmen, größeren und kleineren Strängen, die schließlich alle an einem Punkt zusammenlaufen und im Hier und Jetzt münden. In dem Moment, als Er wieder frei ist. Und als seine Mutter gestorben ist. Zweimal. 
Sprachlich besticht der Roman durch ungewöhnlich Bilder und Vergleiche. Er liest sich sehr angenehm und flüssig, die wenigen türkischen oder kurdischen Begriffe sind sogar in einem Glossar erklärt. 

Mein Fazit: Ich bin mit dem Gedanken an das Buch herangetreten, wirklich harte Kost vor mir zu haben, wahrscheinlich getränkt in Hass und Leidenschaft, Blut und Ehre. Doch gefunden habe ich einen spannenden Teppich, bei welchem alle Fäden nebeneinander laufen, sich ab und an kreuzen und zusammen ein Bild ergeben, welches so kostbar und zierlich ist, dass ich ganz überrascht davon bin. Selbst die Täterfigur Iskender ist für mich ein Sympathieträger, während die Hauptfigur Pembe mich teilweise schon mit ihren Schuldgefühlen erdrückte. Man möchte sie am liebsten wachschütteln und warnen, gleichzeitig aber auch beschützen. Insbesondere der jüngste Sohn Yunus und die Schwester Jamila sind mir beim Lesen jedoch ans Herz gewachsen. Beides sehr faszinierende und schöne, offene Charaktere. Um so mehr hat mich allerdings das Ende überrascht!
Außerdem hat mich noch die Art und Weise der Grundmentalität tief beeindruckt. Sie besagt, man solle die Menschen, die Natur, ja die ganze Welt so nehmen, wie sie ist – Gott hat sich dabei etwas gedacht. 
Mit diesen Eindrücken im Gepäck kann ich für „Ehre“ eindeutig eine Empfehlung aussprechen. Denn, auch wenn Ehrenmorde furchtbar sind, so wird hier eine andere Sicht gezeigt und es bleibt kein Hass oder keine Blutgier, keine Aggression, sondern lediglich Trauer, Nachdenklichkeit und auch Liebe. Man taucht in eine andere Welt ein, sieht die eigene mit fremden Augen und geht schließlich mit einem neuen, tiefgehenderen Verständnis und Mitgefühl aus den Buchseiten hervor.
Wer sich ebenfalls darin umsehen möchte – das Buch bekommt man beispielsweise hier.

Die harten Fakten:

Elif Shafak – Ehre.
24,90 €
ISBN: 978-3-0369-5676-3  


Ich
bedanke mich bei blogg dein buch und dem Kein & Aber-Verlag für die kosten-
und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!

Die Analphabetin, die rechnen konnte

Jonas Jonasson – Die Analphabetin, die rechnen konnte

Ihr Lieben!
Ich hole gerade ja ein bisschen auf, was meine Rezensionsexemplare angeht. Das inzwischen letzte, welches noch aussteht, habe ich nun gestern beendet und muss meine Meinung dazu sofort mit euch teilen. Denn so viel kann ich euch schon an dieser Stelle verraten: Die Medien übertreiben – meiner Meinung nach zumindest – nicht, wenn sie Jonas Jonassons Zweitlingswerk „Die Analphabetin, die rechnen konnte“ vollmundig loben!

„Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Analphabetin im Soweto der Siebziegerjahre aufwächst und eines Tages mit dem schwedischen König und dem Ministerpräsidenten des Landes in einem Lieferwagen sitzt, liegt bei eins zu fünfundvierzig Milliarden siebenhundertsechsundsechzig Millionen zweihundertzwölftausendachthundertzehn. Und zwar nach den Berechnungen eben dieser Analphabetin.“

Eben jene Analphabetin heißt Nombeko und ist eigentlich nur Latrinentonnenträgerin. Dank ihres klugen und fast schon respektlosen Auftretens und ihrer wahnsinnig guten Auffassungsgabe samt höcht phänomenalem Rechengenie gelingt es ihr jedoch, sich aus dieser Lage zu befreien. Bis sie plötzlich von einem betrunkenen Ingenieur überfahren wird. Als Belohnung dafür darf sie ihre Strafe – sie als Schwarze hätte ja gar nicht diesen Bürgersteig benutzen dürfen – im hochgeheimen Zentrum für den Bau nuklearer Sprengwaffen Südafrikas als Putzkraft bei eben jenem Ingenieur abarbeiten. 
Schnell zeigen sich die Talente der jungen Frau, was auch der obligatorisch betrunkene Ingenieur bemerkt. Sein einziges Talent wiederum ist es, andere Leute für sich arbeiten zu lassen, um daraufhin deren Lorbeeren für sich einzustreichen. So auch hier – bis es plötzlich eine Atombombe zu viel gibt und diese verschwinden muss. Nombeko weiß sich jedoch auch in dieser Lage zu helfen und stolpert just in die Weltpolitik hinein, als sie versucht, dem Mossad eben jene überzählige Atombombe als Tauschhandel für ihre sichere Ausreise in ein Land, welches kein Stück mit der Apartheid zu tun hat – nach Schweden – anzubieten. Doch das Leben kann nicht immer berechnet werden und so führen zahllose widrige Umstände die junge Asylantin zwar in die Arme eines Mannes namens Holger, welcher sich als ihre große Liebe herausstellen soll – aber gleichzeitig auch in immer wieder neue abstruse Situationen, die ein von ihr so sehr gewünschtes normales Leben einfach schier unerreichbar machen. 
Als sie sich schließlich gemeinsam mit dem schwedischen König und dem Ministerpräsidenten im Laderaum eines Kartoffellasters wiederfindet, scheint alles endgültig den Bach hinunter zu gehen. Doch Nombeko ist eben die, die sie ist.

Und was sie für eine ist. Ihre Figur ist so herrlich bodenständig und dabei respektlos und doch klug den Großen und Kleinen der Welt gegenüber, dass es eine wahre Wonne ist, sie auf ihrer turbulenten Reise zu begleiten. Dass sie dabei spielerisch leicht in der Weltpolitik und im Weltgeschehen agiert, ist wirklich spannend zu verfolgen. Zumal dabei auch unterschwellig-offenkundig mit Themen wie Rassismus oder Umweltschutz abgerechnet wird. Inwiefern die tatsächlich passierten geschichtlichen Fakten dabei ein wenig gedehnt oder verändert wurden, kann ich leider nicht einschätzen – jedoch interessierte mich das beim Lesen tatsächlich keinen Deut. Viel zu sehr hing ich an Nombekos Lippen, wenn sie mal wieder einen bissigen Kommentar abließ. Viel zu sehr bewunderte ich ihre nüchterne und schnelle Art zu denken, um sich auch aus den aberwitzigsten Situationen wieder freizustrampeln. Und auch die anderen Figuren sind von Jonas Jonasson unglaublich bunt und plastisch dargestellt worden. Selbst kleine Randfiguren bekamen noch eine kleine Lebensgeschichte auf den Leib geschneidert, so dass alles zusammen ein großes Mosaik ergab, so abwechslungsreich und verworren, dass es wirklich prachtvoll anzuschauen ist.Besonders nett finde ich auch, dass zahlreiche Details später nochmals aufgenommen und unauffällig nebenbei wieder eingeflochten werden.
Sprachlich liegt Jonasson ebenfalls absolut auf meiner Wellenlänge: Mit viel Humor und Ironie, fast schon unschuldig verpackt besticht der Autor meine literarischen Geschmacksknospen und brachte mich erfolgreich zum lauthalsen Loslachen oder Prusten.
Einzig gegen Schluss war mir leider eine Wendung in der Handlung ein wenig zu viel. Einmal weniger hätte Jonasson seine Protagonistin in der Patsche sitzen lassen können, denn die letzte war mir einfach zu viel. Dort wurde mir der Witz einmal zu oft durchgekaut und dadurch eher nervig. Aber gut, das mag vielleicht auch Geschmackssache sein. Ähnlich wie das Ende, was mir ab einem Punkt einfach zu glatt lief und ein ganz klein wenig mir zu sehr im Friedefreudeeierkuchen-Land ankam. Aber auch hier ist es wohl einfach eine persönliche Vorliebe und schön war das Ende trotzdem.

Mein Fazit: Eine absolute Kaufempfehlung! Das Buch vereint eine spannende und innovative Geschichte mit herrlichen, ausgefeilten Figuren und einem ordentlichen Schuß Humor. Ich weiß ja nicht, ob sein Vorgänger „Der Hundertjährige…“ auch so ist, aber ich werde ihn auf jeden Fall kaufen und auch lesen. Jonas Jonasson hat einen neuen Fan bekommen! 

Die harten Fakten:

Jonas Jonasson – Die Analphabetin, die rechnen konnte
19,99 €
carl’s books
ISBN: 978-3-570-58512-2

Ich
bedanke mich an diese Stelle bei der PR-Stelle des carl’s books Verlags
für das kosten- und bedingungslose Rezensionsexemplar!

Fünf Leute, fünf Euro, ein Tag

Stefania Rossini – Fünf Leute, fünf Euro, ein Tag.

Ihr Lieben!
Auch im neuen Jahr fahre ich natürlich mit meiner Leidenschaft zu Lesen und hemmungslos darüber zu schwadronieren fort. Inzwischen bin ich sogar bei der Community „Blogg dein Buch“ angemeldet, bei welcher man sich für ein Buch bewerben kann. Und siehe da – für meinen ersten Wunschtitel bin ich auch gleich vom Verlag ausgesucht worden und möchte nun hier meine Rezension zu Stefania Rossinis „Fünf Leute, fünf Euro, ein Tag“ mit euch teilen.
„Dieser praktische Ratgeber wurde vor allem für jene Menschen geschrieben, die auf ihren Geldbeutel achten müssen, denen ihre Gesundheit und ein gesunder Zustand unseres Planeten am Herzen liegt, die sich nicht mit Worten, sondern nur mit Taten zufrieden geben, die ihr Leben bewusst verändern wollen: vom hochkomplexen Lebensstil hin zu einem immer einfacheren Alltag. Ich möchte mir in keiner Weise anmaßen, dass meine Anregungen die Antwort auf die Probleme aller sind. Mein Buch ist ganz einfach die Sammlung von Ratschlägen einer Hausfrau, die diese tagtäglich umsetzt. Nichts mehr und nichts weniger. Dieses Werk kann jene Menschen anregen, die Augen haben, um zu sehen, Ohren, um zu hören, Hände, die sie gebrauchen wollen, einen Kopf der denken kann, und ein Herz, das fühlt.“
Mit diesen Worten leitet die Autorin Stefania Rossini, eine italienische Bloggerin und dreifache Mutter, ihr kleines schmales Büchlein ein, in welchem sie versucht zu beschreiben, wie man einfach glücklich leben kann. Nach einer kurzen Einführung und Einstimmung in die Thematik sowie einer knappen Autobiografie, um dem Leser ihren eigenen Weg noch etwas besser darstellen zu können, beginnt Rossini damit, in elf Kapiteln Rezepte jenseits des sinnlosen Konsums, wie sie es selbst beschreibt, zu teilen. Man findet zu allen häuslichen Bereichen Anregungen – von Reinigungsmitteln über Kosmetik und Kleidung bis hin zu Kochrezepten. Dazu versucht sie zahlreiche Anregungen für Tauschhandel, Kinderspiele oder auch für das Sparen selbst zu geben. 
In ihren Texten spricht die Autorin davon, dass es ihr wichtig ist, den Blick der Leser zu schärfen und sie zum ständigen Überdenken ihrer Entscheidungen zu bewegen. Die Gründe, die sie oft und zahlreich dafür anführt (weniger Müll, Gesundheit, Umweltbewusstsein usw.) sind wahr und richtig, allerdings hatte ich beim Lesen leider den Eindruck, dass sie nicht wirklich neue Perspektiven eröffnet hat. Denn, dass man durch weniger Konsum auch Verpackungsmüll vermeidet, erscheint mir doch recht naheliegend. 
Ihre Aussage, dass hingegen nicht jedes Selbstmachen immer gleich besser ist, finde ich wieder sehr gut und auch wichtig. Denn wie bereits das Beispiel mit den Waschnüssen zeigte, muss das ganzheitliche Denken von vielen erst noch erlernt werden. Und wie die Autorin selbst sagt – Spülmittel eingenhändig herstellen ist zwar schön, wenn die dafür nötigen Zitronen aber bereits so teuer sind, dass man davon drei Flaschen konventionelles Spüli hätte kaufen können, ist es nicht wirklich sinnvoll. Dieser Ansatz hat mich wieder begeistert und ich war sehr begierig auf die Rezepte und Ideen.
Leider wurde ich hier erneut etwas ausgebremst in meiner Begeisterung. Während die Tipps und Anleitungen für zahlreiche Putzmittel und Kosmetika für mich tatsächlich noch überwiegend neu waren, verlor sich der Sensationscharakter leider in den folgenden Kapiteln immer mehr. Von dem Kapitel zur Thematik des Kleiderselbermachens hatte ich mir beispielsweise wirklich mehr als lediglich zwei Seiten erhofft, auf denen vermerkt steht, dass man doch überdenken soll, ob man von alten Stücken nicht noch einen Knopf abtrennen könnte, bevor man sie wegwirft. 
Auch der Abschnitt zur Küche ist für mich etwas unausgegoren. Denn während an einigen Stellen für meinen Geschmack schon fast Eulen nach Athen getragen werden (zu viel gekochte Pasta kann in einem anderen Gericht wieder verwendet werden? Was denn sonst? Ich hoffe, das wird in Italien nicht im Normalfall entsorgt…), verschweigt die Autorin an anderer Stelle wiederum meiner Meinung nach wichtige Informationen. Denn sicherlich können die Schalen von Orangen und Co getrocknet und kleingemahlen werden, um sie an Speisen für ein spannendes Aroma zu geben. Allerdings sollte dafür doch der weiße Teil entfernt werden, denn der ist bitter. In einem später folgenden Rezept führt sie das selbst an – in dem hier erwähnten Tipp allerdings nicht. Fraglich finde ich auch, ob bei selbstgemachtem Obstsaft auf 2,5 kg Obst tatsächlich 500 g Zucker nötig sind. Mich als Vegetarierin freute allerdings sehr, dass alle Rezepte vegetarisch sind.
Wiederum schade ist, dass Rossini leider ihrem eigenen Ansatz gelegentlich widerspricht – wenn sie beispielsweise erwähnt, dass aus 500g frischer Sahne durch ausgiebiges Schlagen Butter wird – ist es nicht finanziell wieder unsinnig, erst Sahne einzukaufen? Ähnliches gilt beim selbstgemachten Tofu – hier müssen Sojabohnen vorhanden sein. Vielleicht bekommt man solche in Italien sehr günstig – ich kenne sie aus deutschen Supermärkten leider nicht. 
Meine Begeisterung kehrte im nächsten Teil zum urbanen Gemüsegarten kurzzeitig wieder, denn hier gibt sie wirklich schöne Anregungen und Tipps – allerdings verging mir dieser Moment des Aufatmens just in dem Augenblick, als ich im darauffolgenden Kapitel „Von allem etwas“ lesen musste, dass gegen Ungeziefer bei Haustieren ein Sud aus Wasser, Brennesseln und Thymian angesetzt werden solle, in welchen abschließend das Tier gesteckt werden sollte. Im Anschluss daran sollte noch eine Mischung aus ätherischen Ölen aufgetragen werden. Zwar nur in geringen Maßen und ausschließlich entlang des Rückgrats – aber meine Katze kommt beim Putzen selbst dort noch an. Zudem finden die wenigstens Haustiere es wirklich schön, in eine Wanne mit Wasser gesteckt bzw. generell gebadet zu werden. Für viele bedeutet das unermesslichen Stress. Diesen Tipp finde ich also leider wirklich grenzwertig bis sogar gefährlich. 
Die letzten Kapitel empfand ich persönlich wieder als etwas redundant. Dass man besser sparen kann, wenn man eine Einkaufsliste befolgt und nach den Kilo-Preisen schauen sollte, ist für mich selbstverständlich. Ähnlich, dass nach einem Einkauf die neuen Produkte nach hinten im Regal geräumt werden. Auch in Sachen Strom, Gas und Wasser waren für mich viele bereits allgemein bekannte Regeln wieder aufgewärmt: Duschen spart mehr Wasser als Baden. Elektrogeräte sollten nicht im Standby-Modus belassen werden. Lege einen Deckel auf deinen Topf, damit das Essen schneller gar wird. Alles wahr und richtig und vielleicht wirklich noch mal schön, wenn es genannt wird – aber das alleine? 
Mein Fazit: Man merkt es schon, so ganz glücklich bin ich mit dem Buch nicht. Auf der Pro-Seite muss vermerkt werden, dass viele gute Anregungen auf den Seiten stehen und tatsächlich auch für mich noch ein, zwei Aha-Momente dabei waren. (Ich werde beispielsweise Natron in meine Putzgewohnheiten einbinden – tolles Zeug angeblich). Zudem finde ich die Frau recht sympathisch vom Schreiben her. 
Allerdings sind mir persönlich diese lichten Momente einfach zu wenig gewesen. Für mich gab es nicht viel Neues, zahlreiche Sachen sind meiner Meinung nach einfach selbstverständlich. Eventuell liegt es daran, dass ich mich in diesem Bereich bereits lange Zeit bewege und somit auch etwas auskenne – ich stelle also vielleicht nicht das richtige Zielpublikum dar. Jemand, der sich wirklich noch gar nicht mit dieser Thematik beschäftigt hat, kann zwischen diesen zwei Buchdeckeln vielleicht wirklich eine ganz neue Welt entdecken.
Somit gebe ich keine 100% Kaufempfehlung, sondern nur eine eingeschränkte. Denn es wird dem Sinn gerecht, es lenkt den Blick auf viele wichtige Themen – allerdings eben auf bereits meiner Einschätzung nach hinlänglich bekannte.Reinschauen lohnt sich aber – ihr bekommt es zum Beispiel hier.
Die harten Fakten: 
Stefania Rossini – Fünf Leute, fünf Euro, ein Tag. 
9,95 €
ISBN: 978-3-89901-725-0
Ich bedanke mich bei blogg dein buch und dem Lüchow-Verlag für die kosten- und bedingungslose Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares!