Eben jene Analphabetin heißt Nombeko und ist eigentlich nur Latrinentonnenträgerin. Dank ihres klugen und fast schon respektlosen Auftretens und ihrer wahnsinnig guten Auffassungsgabe samt höcht phänomenalem Rechengenie gelingt es ihr jedoch, sich aus dieser Lage zu befreien. Bis sie plötzlich von einem betrunkenen Ingenieur überfahren wird. Als Belohnung dafür darf sie ihre Strafe – sie als Schwarze hätte ja gar nicht diesen Bürgersteig benutzen dürfen – im hochgeheimen Zentrum für den Bau nuklearer Sprengwaffen Südafrikas als Putzkraft bei eben jenem Ingenieur abarbeiten.
Schnell zeigen sich die Talente der jungen Frau, was auch der obligatorisch betrunkene Ingenieur bemerkt. Sein einziges Talent wiederum ist es, andere Leute für sich arbeiten zu lassen, um daraufhin deren Lorbeeren für sich einzustreichen. So auch hier – bis es plötzlich eine Atombombe zu viel gibt und diese verschwinden muss. Nombeko weiß sich jedoch auch in dieser Lage zu helfen und stolpert just in die Weltpolitik hinein, als sie versucht, dem Mossad eben jene überzählige Atombombe als Tauschhandel für ihre sichere Ausreise in ein Land, welches kein Stück mit der Apartheid zu tun hat – nach Schweden – anzubieten. Doch das Leben kann nicht immer berechnet werden und so führen zahllose widrige Umstände die junge Asylantin zwar in die Arme eines Mannes namens Holger, welcher sich als ihre große Liebe herausstellen soll – aber gleichzeitig auch in immer wieder neue abstruse Situationen, die ein von ihr so sehr gewünschtes normales Leben einfach schier unerreichbar machen.
Als sie sich schließlich gemeinsam mit dem schwedischen König und dem Ministerpräsidenten im Laderaum eines Kartoffellasters wiederfindet, scheint alles endgültig den Bach hinunter zu gehen. Doch Nombeko ist eben die, die sie ist.
Und was sie für eine ist. Ihre Figur ist so herrlich bodenständig und dabei respektlos und doch klug den Großen und Kleinen der Welt gegenüber, dass es eine wahre Wonne ist, sie auf ihrer turbulenten Reise zu begleiten. Dass sie dabei spielerisch leicht in der Weltpolitik und im Weltgeschehen agiert, ist wirklich spannend zu verfolgen. Zumal dabei auch unterschwellig-offenkundig mit Themen wie Rassismus oder Umweltschutz abgerechnet wird. Inwiefern die tatsächlich passierten geschichtlichen Fakten dabei ein wenig gedehnt oder verändert wurden, kann ich leider nicht einschätzen – jedoch interessierte mich das beim Lesen tatsächlich keinen Deut. Viel zu sehr hing ich an Nombekos Lippen, wenn sie mal wieder einen bissigen Kommentar abließ. Viel zu sehr bewunderte ich ihre nüchterne und schnelle Art zu denken, um sich auch aus den aberwitzigsten Situationen wieder freizustrampeln. Und auch die anderen Figuren sind von Jonas Jonasson unglaublich bunt und plastisch dargestellt worden. Selbst kleine Randfiguren bekamen noch eine kleine Lebensgeschichte auf den Leib geschneidert, so dass alles zusammen ein großes Mosaik ergab, so abwechslungsreich und verworren, dass es wirklich prachtvoll anzuschauen ist.Besonders nett finde ich auch, dass zahlreiche Details später nochmals aufgenommen und unauffällig nebenbei wieder eingeflochten werden.
Sprachlich liegt Jonasson ebenfalls absolut auf meiner Wellenlänge: Mit viel Humor und Ironie, fast schon unschuldig verpackt besticht der Autor meine literarischen Geschmacksknospen und brachte mich erfolgreich zum lauthalsen Loslachen oder Prusten.
Einzig gegen Schluss war mir leider eine Wendung in der Handlung ein wenig zu viel. Einmal weniger hätte Jonasson seine Protagonistin in der Patsche sitzen lassen können, denn die letzte war mir einfach zu viel. Dort wurde mir der Witz einmal zu oft durchgekaut und dadurch eher nervig. Aber gut, das mag vielleicht auch Geschmackssache sein. Ähnlich wie das Ende, was mir ab einem Punkt einfach zu glatt lief und ein ganz klein wenig mir zu sehr im Friedefreudeeierkuchen-Land ankam. Aber auch hier ist es wohl einfach eine persönliche Vorliebe und schön war das Ende trotzdem.
Mein Fazit: Eine absolute Kaufempfehlung! Das Buch vereint eine spannende und innovative Geschichte mit herrlichen, ausgefeilten Figuren und einem ordentlichen Schuß Humor. Ich weiß ja nicht, ob sein Vorgänger „Der Hundertjährige…“ auch so ist, aber ich werde ihn auf jeden Fall kaufen und auch lesen. Jonas Jonasson hat einen neuen Fan bekommen!
Die harten Fakten:
Ich
bedanke mich an diese Stelle bei der PR-Stelle des carl’s books Verlags
für das kosten- und bedingungslose Rezensionsexemplar!
Mensch, da hast du ja richtig Glück gehabt, klingt wirklich sehr amüsant! 🙂
danke schön ^^
Ich seh es als karmische Wiedergutmachung zu den beiden vorhergehenden nicht ganz meinem Geschmack entsprechenden Büchern ^^
Das Buch steht auch auf meiner Wunschliste (allerdings warte ich aufs Taschenbuch), genau wie "Der Hundertjährige…". Allein die Umschlaggestaltung ist göttlich. 😀 Tolle Rezension….wenn ich es nicht sowieso schon haben wöllte, hätte mich Dein Bericht auf jeden Fall überzeugt!
*hihi ja, obwohl mir der Hundertjährige vom Umschlag noch ein bisschen besser gefällt. Der ist inzwischen übrigens als Taschenbuch erhältlich 😉
Und war vorher auch SoftCover und somit nur 14,99 € – nicht wie das hier, das ist ja Hardcover ^^